Wirtschaftsweise und Finanzexperten wärmen derzeit nicht neue, dennoch aktuelle Theorien zur künftigen Gestaltung und vorgeblich überfälligen Reform des weltweiten Geld- und Währungssystems wieder auf. Nicht nur die akute und besonders für die exportorientierte europäische Wirtschaft bedrohliche Dollarschwäche sowie die Angst vor einem wirtschaftlichen Double-Dip lassen die Forderungen nach einem neuen Weltfinanzsystem laut werden. Darüber hinaus strotze das aktuelle Geldsystem vor Schwächen - Kollaps vorprogrammiert.
Dollar durch neue Währung ablösen
Neues Geld wird großteils in Form neuer Schulden durch weitgehend unbesicherte Kredite von privaten Banken ausgegeben, statt die Geldschöpfung einer demokratischen Kontrolle durch die Zentralbanken zu unterstellen. Allen Währungen voran sorgen die USA beim Dollar für eine regelrechte Geldschwemme. So wurde die Geldmenge im Jahr 2008 verdoppelt - ein Pyramidenspiel, das "immer in einem Kollaps der Leitwährung endet", schreibt Tobias Plettenbacher, Experte für komplementäre Währungssysteme, in einem medianet-Beitrag.
Der Dollar sei daher als Weltleitwährung durch eine freie Weltwährung abzulösen, deren Grundlage die Handelsbilanzen aller Länder bilden. Von Ewald Nowotny, Gouverneur der Österreichischen Nationalbank, heißt es hingegen, dass in zehn Jahren wahrscheinlich "mehrere wichtige Währungen" als Träger für Handels- und Währungsreserven dienen werden. Diese würden die politischen Entscheidungsträger vor neue Herausforderungen stellen, um Bewegungen in den Devisenmärkten zu vermeiden.
Das globalisierungskritische Netzwerk attac fordert neben einer weltweiten bzw. EU-weiten Finanzmarktaufsicht beispielsweise eine Weltreservebank und eine Weltreservewährung mit "absolut stabilen Wechselkursen", worauf sich die Weltwirtschaft stützen könne. In der öffentlichen Debatte wird als Alternative zum Dollar derzeit auch ein vom IWF verwalteter Korb aus mehreren Währungen diskutiert, deren Durchschnitt als Reservewährung dienen könnte.