Context-Prognose

Konjunkturschwäche wirkt sich auf Netzwerkmarkt aus

Armin Weiler kümmert sich um die rechercheintensiven Geschichten rund um den ITK-Channel und um die Themen der Distribution. Zudem ist er für den Bereich PCs und Peripherie zuständig. Zu seinen Spezialgebieten zählen daher Notebooks, PCs, Smartphones, Drucker, Displays und Eingabegeräte. Bei der inoffiziellen deutschen IT-Skimeisterschaft "CP Race" ist er für die Rennleitung verantwortlich.
Networking-Produkte wurden in den letzten Monaten stark nachgefragt, doch damit könnte es bald vorbei sein. Die Analysten des Marktforschungsunternehmens Context rechnen mit einer deutlichen Abkühlung des Marktes.

Die letzten Quartale liefen für die Anbieter von Enterprise Networking, Switching und Wireless LAN nicht schlecht: Aufgeschobene Projekte aus der Pandemie wurden nachgeholt. Zudem griffen die Kunden nach leistungsfähigen und teuren Produkten, um sich zukunftssicher aufzustellen.

Die letzten Quartale liegen gut für die Hersteller von Netzwerkprodukten. Dies könnte sich aber laut den Marktforschern von Context in den kommenden Quartalen ändern.
Die letzten Quartale liegen gut für die Hersteller von Netzwerkprodukten. Dies könnte sich aber laut den Marktforschern von Context in den kommenden Quartalen ändern.
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So können Hersteller und Handel mit den ersten Quartalen durchaus zufrieden sein: Laut Zahlen des Marktforschungsinstituts Context bewegen sich die Umsatzzuwächse fast ausschließlich im zweistelligen Bereich. Context unterscheidet hier die Kategorien "Enterprise Networking", "Network Switching" sowie "Networking Wireless".

Besonders gut lief es im Marktsegment "Networking Wireless". Die Analysten von Context führen das unter anderem auch darauf zurück, dass bei vielen Kunden neue Arbeitsplatzkonzepte umgesetzt werden. Daneben ist drahtlose Vernetzung oft die erste Wahl, wenn es um IoT- oder IIoT-Projekte geht. Nicht zuletzt sorgte die Adaption von WiFi-6-Komponenten im-KMU-Umfeld für einen Schub. Das Segment legte daher in Europa jeweils im Vergleich zum Vorjahresquartal zwischen 61,5 Prozent (in Q2/2022) und 38,3 Prozent (Q1/2023) zu. Grundlage für diese Zahlen sind die Abverkäufe über die Distribution in den Ländern Belgien, Dänemark, Deutschland, Estland, Finnland, Frankreich, Irland, Italien, Lettland, Litauen, den Niederlanden, Norwegen, Österreich, Polen, Portugal, Schweden, der Slowakei, Spanien, der Schweiz und der Tschechischen Republik.

Im zweiten Quartal 2023 ist jedoch schon eine deutliche Abkühlung der Wachstumsraten erkennbar: Mit 8,5 Prozent Umsatzplus liegt die Branche zwar noch deutlich im positiven Bereich, doch die hohen Wachstumsraten der Vorquartale konnten nicht mehr realisiert werden.

Sollte sich WiFi 6 auch im SMB-Markt durchsetzen und die Verfügbarkeit zum den passenden Preispunkten gewährleistet sein, könnte sich der Markt für Wireless-Networking-Produkte knapp im Plus halten.
Sollte sich WiFi 6 auch im SMB-Markt durchsetzen und die Verfügbarkeit zum den passenden Preispunkten gewährleistet sein, könnte sich der Markt für Wireless-Networking-Produkte knapp im Plus halten.
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Kein zweistelliges Wachstum mehr

Bei ihren Prognosen gehen die Analysten von zwei Szenarien aus: einem optimistischen und einem pessimistischen. Sie kalkulieren so den besten und den schlimmsten anzunehmenden Fall. Der aus den jeweiligen Werten errechnete Mittelwert ergibt die eigentliche Prognose. Im optimistischen Szenario liegt das Wireless-Segment in den kommenden Quartalen noch leicht im positiven Bereich. Sollte sich die wirtschaftliche Unsicherheit verstärken und das Interesse am Upgrade auf WiFi 6 nachlassen, könnte der Umsatz bis zu acht Prozent nachlassen.

So rechnet man bei Context damit, dass die Zeiten des starken zweistelligen Wachstums erst einmal vorbei sind. Die Analysten verweisen aber auch darauf, dass die Quartale des Vorjahrs, an denen nun die Zahlen gemessen werden, ungewöhnlich stark waren.

Zweites Quartal war noch stark

Die eng verbundenen Bereiche "Enterprise Networking" und "Network Switching" haben sich in den letzten Quartalen sehr ähnlich entwickelt: Beide hatten ein starkes drittes Quartal 2022 und ein sehr gutes erstes Quartal 2023. Beide waren im vierten Quartal 2022 etwas schwächer. Bei Wachstumsraten im Vergleich zum Vorjahresquartal von 26,2 beziehungsweise 23 Prozent gemessen am Umsatz konnte die Branche aber dennoch zufrieden sein.

Die hohen Zuwächse waren allerdings auch aufgrund höherer Produktions- und Logistikkosten, gestiegenen Preisen und dem Interesse der Kunden an leistungsfähigeren und damit teureren Produkten geschuldet. Außerdem hatten viele Unternehmen das Upgrade ihrer Core-Infrastruktur in der Pandemie hinausgezögert und gingen es nun endlich an. Nicht zuletzt hatten auch kürzere Lieferzeiten einen positiven Einfluss auf die Marktentwicklung.

Beim Enterprise Networking werden sich nach der Prognose von Context die Steigerungsraten deutlich verkleinern. Das optimistische Szenario geht allerdings immer noch von einem dezenten Wachstum aus.
Beim Enterprise Networking werden sich nach der Prognose von Context die Steigerungsraten deutlich verkleinern. Das optimistische Szenario geht allerdings immer noch von einem dezenten Wachstum aus.
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Weiterer Ausbau könnte aufgeschoben werden

Im Gegensatz zu "Networking Wireless" hat in diesen beiden Kategorien im zweiten Quartal 2023 die Abkühlung noch nicht eingesetzt. Das könnte sich aber bald ändern: "Bereits geplante oder begonnene Projekte zur Netzwerk-Modernisierung werden noch durchgezogen, wir sehen aber ganz deutlich die Gefahr, dass der weitere Ausbau aufgrund des schlechter werdenden makroökonomischen Umfelds aufgeschoben oder sogar gestoppt wird", erläutert Amanuel Dag, Country Director - DACH Region bei Context.

Im Q2/2023 wurden fast 40 Prozent mehr Umsatz im Segment Network Switching gemacht. In der zweiten Jahreshälfte erwartet Context aber wesentlich geringere Wachstumsraten, sodass über das gesamte Jahr nur ein Plus von 20 bis 24 Prozent übrigbleiben wird.
Im Q2/2023 wurden fast 40 Prozent mehr Umsatz im Segment Network Switching gemacht. In der zweiten Jahreshälfte erwartet Context aber wesentlich geringere Wachstumsraten, sodass über das gesamte Jahr nur ein Plus von 20 bis 24 Prozent übrigbleiben wird.
Foto: Context

Die beiden Marktsegmente entwickeln sich der bis Q2/2024 reichenden aktuellen Context-Prognose zufolge erwartungsgemäß auch weiterhin sehr ähnlich. Mit einem Zuwachs von 12,0 und 7,4 Prozent ("Enterprise Networking") respektive 14,7 und 11,1 Prozent ("Network Switching") bleiben sie im dritten und vierten Quartal 2023 in der optimistischen Prognose noch deutlich im positiven Bereich. Sie pendeln sich dann aber in den folgenden beiden Quartalen etwa auf Vorjahresniveau ein.

Sollte sich jedoch die gesamtwirtschaftliche Entwicklung stärker auf die Kaufentscheidungen auswirken und das pessimistische Prognose-Szenario eintreffen, könnte das Wachstum 2023 deutlich geringer ausfallen (14,9 Prozent bei "Enterprise Networking" und 20,1 Prozent bei "Network Switching"). Für die beiden Quartale vor und nach der Jahreswende 2024 wäre dann sogar in beiden Segmenten ein Rückgang im mittleren einstelligen Prozentbereich im Vergleich zum jeweiligen Vorjahresquartals möglich.

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