Verständnis fehlt

Künstliche Intelligenz scheitert an Mitarbeitern

Christiane Pütter ist Journalistin aus München.
Die Mehrheit der Entscheider glaubt, dass es Mitarbeitern an Kompetenz und Verständnis für KI mangelt. Das ergab eine Trendstudie der Zukunftsforscher von 2b ahead.
 
  • Insgesamt 63 Prozent der deutschen Entscheider halten das Anlernen von KI-Systemen für die Sache der Mitarbeiter
  • 61 Prozent erklären, den Mitarbeitern fehle das Verständnis für KI
  • Wichtigste Trends sind die Integration von Kunden in den Innovationsprozess und die Veränderung der Firmenstrukturen und Arbeitsräume im Hinblick auf "New Work"

Deutsche Unternehmen betrachten die Themen Trends und Innovationen positiv. Ein Trend-Index des Thinktanks 2b ahead sieht die Wirtschaft jetzt bei 148 von 200 möglichen Punkten. Im Vorjahr lag der Index noch bei 145 Zählern.

Mehr als sechs von zehn deutschen Entscheidern erklären das Anlernen von KI-Systemen zur Mitarbeitersache.
Mehr als sechs von zehn deutschen Entscheidern erklären das Anlernen von KI-Systemen zur Mitarbeitersache.
Foto: 2bahead

Die Studie basiert auf Angaben von mehr als 250 Entscheidern. Trotz der guten Stimmung benennen sie einen Punkt, an dem sie sich schlecht auf die Zukunft vorbereitet sehen, und das ist Künstliche Intelligenz (KI). Die Gründe sehen die Befragten bei den Mitarbeitern.

Verständnis, Kompetenz und Rechtslage

In Zahlen heißt das: 61 Prozent bescheinigen der Belegschaft "fehlendes Verständnis", weitere 58 Prozent zusätzlich fehlende Kompetenz. Außerdem spielen rechtliche Gründe eine Rolle (63 Prozent) sowie gesellschaftliche Faktoren (57 Prozent). Zum Vergleich: Technische Gründe nennt nur gut jeder Dritte (36 Prozent).

Methoden müssen beherrscht werden

Stichwort Kompetenz: Die alltägliche Interaktion mit KI erfordert aus Sicht der Befragten in erster Linie methodische Kompetenzen (88 Prozent). Erst mit deutlichem Abstand folgen fachliche Kompetenzen (72 Prozent) und soziale Kompetenzen (52 Prozent).

Künstliche Intelligenz wird nach Auffassung der Befragten nicht nur die IT verändern.
Künstliche Intelligenz wird nach Auffassung der Befragten nicht nur die IT verändern.
Foto: 2bahead

Das Anlernen von KI-Systemen ist für 62 Prozent der Studienteilnehmer Sache der Führungskräfte - allerdings nennen 63 Prozent ebenso die Mitarbeiter, obwohl sie ihnen ja fehlendes Verständnis vorwerfen. Geht es um die Haftungsfrage, nehmen 62 Prozent die Konzerne in die Pflicht. 48 Prozent nennen die Führungskräfte und 14 Prozent die Mitarbeiter.

Was KI im Unternehmen verändern wird

Auf die Frage, welche Unternehmensbereiche sich durch den Einsatz von KI verändern werden, nennen 72 Prozent zunächst einmal IT und Kommunikation. Mehr als jeder Zweite führt aber auch viele weitere Bereiche an, nämlich Planung und Steuerung (63 Prozent), Marketing und Kundenbindung (60 Prozent), Logistik (59 Prozent) sowie Produktentwicklung (56 Prozent) und Vertrieb (54 Prozent).

In 60 Jahren ist der Vorgesetzte eine KI

Neben diesen qualitativen Punkten erhebt 2b ahead weitere Einschätzungen in Sachen Künstliche Intelligenz. So erklärt die Mehrheit der Teilnehmer (genaue Prozentzahlen nennt die Studie nicht), dass KI in den kommenden zehn Jahren nicht mehr als 20 Prozent der Mitarbeiter ersetzen wird. In etwa 60 Jahren, so die Befragten weiter, werden KI-Systeme als Führungskräfte fungieren. Sven Gabor Janszky, Direktor von 2b ahead, erwartet, dass solche Systeme 2045 intelligenter sein werden als der Mensch.

Wichtigste Punkte des Trend-Index 2017 sind die Integration von Kunden in den Innovationsprozess und die Veränderung der Firmenstrukturen.
Wichtigste Punkte des Trend-Index 2017 sind die Integration von Kunden in den Innovationsprozess und die Veränderung der Firmenstrukturen.
Foto: 2bahead

Die wichtigsten Projekte in Unternehmen

Weitere Ergebnisse der Studie: Wichtigste Trends derzeit sind die Integration von Kunden in den Innovationsprozess und die Veränderung der Firmenstrukturen und Arbeitsräume im Zusammenhang mit "New Work". Das erklären jeweils 76 Prozent der Teilnehmer. Platz drei (weil Rang eins zweimal belegt ist) nimmt das Omnichannel-Management für den Kundendialog ein (72 Prozent). Auf Platz vier steht die zunehmende Vernetzung von Mensch und Maschine (71 Prozent) und auf Platz fünf Big Data-Analysen beziehungsweise Predictive Analytics für ein besseres Kundenverständnis (68 Prozent).

Damit fällt dreimal das Stichwort Kunde. Laut dem Thinktank hängt Kundenzufriedenheit stark von Mitarbeiterzufriedenheit ab. "Das Unternehmen muss die Arbeit seiner Mitarbeiter wertschätzen", fordert 2b ahead. Konkret zeige sich das etwa an einer Balance aus Freizeit und Arbeit sowie in hoher Eigenverantwortlichkeit der Mitarbeiter.

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