Kuriose Klagen und Urteile: Tödliche Massenpanik im Hühnerstall

04.05.2007
In Kooperation mit Anwaltsseiten24.de präsentieren wir Ihnen jeden Freitag die kuriosesten Klagen und Gerichtsurteile.

Hühner sind schreckhafte Tiere. Wie schreckhaft sie sind, musste ein Ingenieur erfahren, der nämlich von ihrem Besitzer mit einer Klage überzogen wurde. Was war geschehen? Der Beklagte war auf den Hof des Klägers, einem Bauern, gefahren, um aus beruflichen Gründen Fotos von einem dort stehenden Gastank zu machen. Dabei fuhr er an dem Hühnerstall vorbei, was unter den Hühnern zu einer veritablen Massenpanik führte. Insgesamt 143 Hennen fanden wegen Schocks oder weil sie von ihren Genossinnen erdrückt wurden den Tod.

Der Bauer verlangte nun in zwei Instanzen Schadensersatz, weil der Beklagte die Panikreaktion der Hennen dadurch ausgelöst habe, dass er "mit seinem Pkw in die unmittelbare Nähe des Stalls gefahren ist." Da dem Kläger wohl dämmerte, dass das für die Begründung eines Schadensersatzanspruchs unter Umständen nicht ausreicht, ergänzte er seine Begründung. Der Beklagte habe auch noch "die Tür des Pkw geöffnet und später wieder geschlossen".

Das Oberlandesgericht Hamm konnte - wie bereits das Landgericht vor ihm - die Empörung des Bauern nicht teilen. Weder das Straßenverkehrsgesetz noch das Bürgerliche Gesetzbuch sähen einen Schadensersatzanspruch für plötzlichen Hühner-Schock-Tod wegen eines vorbeifahrenden Autos vor. Der Bauer habe vorgetragen, dass die Hühner ungewöhnlich empfindlich gegen Lichtreize und Geräusche seien und dass dies an der Intensivaufzucht liege. Daran sei der Bauer aber letztlich selber Schuld. Urteil des OLG Hamm, Az. 13 U 121/96. Quelle: Anwaltsseiten24.de (mf)

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