Beteiligungsgesellschaft insolvent

Lars Windhorst ist schon wieder pleite

02.02.2009
Lars Windhorst sammelt Pleiten. Mit der Berliner Beteiligungsgesellschaft Vatas ist es die vierte Firma, die pleite gegangen ist. Die Staatsanwaltschaft Berlin ermittelt gegen den einstigen IT-Jungstar.

Die Berliner Beteiligungsgesellschaft Vatas, die von dem Unternehmer Lars Windhorst betrieben wird, ist seit Ende letzter Woche pleite. Die Vatas Holding GmbH war unter anderem an der Air Berlin, der zweitgrößten deutschen Fluggesellschaft, und dem Mobilfunk- und Internet-Dienstleister Freenet beteiligt. Jetzt ermittelt die Staatsanwaltschaft gegen den einstigen IT-Jungstar.

Die Pleite ins Rollen gebracht hat die krisengeschüttelte Norddeutsche Landesbank (NordLB). Sie verklagte den Finanzinvestor, nachdem dieser bei ihr zwischen Herbst 2007 und Anfang 2008 Aktienpakete von verschiedenen Firmen im Wert von rund 234 Millionen Euro geordert hatte, doch die Aktien nie eingelöst hat. So blieb die NordLB darauf sitzen; in ihrer Bilanz taucht deswegen eine bis zu 132 Millionen Euro schwere Risikovorsorge auf. Einer der NordLB-Verantwortlichen musste deshalb seinen Job quittieren.

Der 32jährige Lars Windhorst, Ende der 90er Jahre vom damaligen Kanzler Helmut Kohl als neues deutsches Wirtschaftswunderkind gefeiert, hat vor, im und seit dem Platzen der Internet-Blase viele mysteriöse Geschäfte gemacht beziehungsweise versucht zu machen. Doch sie blieben entweder nur Ankündigungen, wie etwa Hochhäuser in Hanoi, Vietnam, oder er steuerte seine Firmen, die Windhorst AG, die Windhorst Electronics GmbH und die Windhorst Capital Holding GmbH, von Pleite zu Pleite.

Für Windhort bedeutet das einerseits Offenbarungseid, Schulden und staatsanwaltschaftlichen Ermittlungsverfahren, andererseits fand er immer wieder Gönner und Finanziers, die seine Pläne und Werke unterstützen.

Auf dieser Liste taucht unter anderem Robert Hersov auf. Dessen Investmentfirma Sapinda International Limited mit Sitz in London gehört zu den Vatas-Gesellschaftern. Sapinda ist an dem seit zwei Jahren rote Zahlen schreibenden Handy-Zulieferer Balda beteiligt.

Rüdiger Wienberg, der vorläufige Insolvenzverwalter von Vatas, konnte die Verbindlichkeiten der Vatas nicht beziffern. Ein Sanierungsfall sei die Windhorst-Firma schon länger. Presseberichten zufolge könnten die Verbindlichkeiten die 250 Millionen-Grenze übersteigen.

In jedem Fall hat die Staatsanwaltschaft Berlin ein Ermittlungsverfahren eingeleitet. Der britische Finanzinvestor Audley Capital hatte im Mai vorigen Jahres Strafanzeige gegen Windhorst und dessen Mit-Geschäftsführer Peter Ogrisek wegen Insolvenzverschleppung gestellt. Auch hier scheint das Finanzgebaren der Vatas mysteriös zu sein: Vermutlich hatte die Firma dem Investor, der im Jahr 2007 für 29,4 Millionen Euro Anteile am Altenheimbetreiber Curanum gekauft hatte, zugesichert, diese zum selben Preis im Frühjahr 2008 zurückzukaufen. Am 30. Juli 2008 verurteilte das Berliner Landgericht die Vatas zu der Zahlung der 29,4 Millionen Euro an Audley. Die Staatsanwaltschaft nimmt offensichtlich an, Vatas sei bereits im Mai 2008 pleite gewesen.

Weitere Ermittlungsverfahren laufen, unter anderem wegen Betrug, Insolvenzverschleppung und Kursmanipulation. Windhorst scheint diesmal wirklich am Ende seiner Karriere angelangt zu sein. (wl)

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