Löschpflicht: Daten auf Alt-PCs können sonst zur Kostenfalle werden

16.10.2003
Was macht der Kunde mit ausgedienten PCs? Für ein paar Euro verkaufen, verschenken oder verschrotten? In allen Fällen gilt, die Daten sorgfältig zu löschen. Und das steigert laut Gartner die Kosten (TCO) um bis zu 136 Dollar. ComputerPartner fragte Händler und Hersteller, wie sie ihre Kunden vor dem Daten-GAU bewahren. Von ComputerPartner-Redakteurin Ulrike Goreßen

Kaum ein Anwenderunternehmen ist sich der Kosten und Gefahren bewusst, die ein ausrangierter Alt-PC mit sich bringen kann. Die Kisten einfach auf den Müll werfen klingt simpel, schadet aber der Umwelt. Und vielleicht sogar der Firma. Denn es gibt immer wieder Neugierige, die so entsorgte PCs auf Daten überprüfen - und fündig werden. Ein einfaches "Format C:\" reicht nicht aus, um Firmeninterna auf Nimmerwiedersehen zu löschen. Und wenn sich dann noch Mitarbeiterdaten auslesen lassen, können die nachfolgenden Rechtstreitigkeiten Kosten in Höhe von mehreren 100.000 Euro betragen. Ähnlich kostspielig und peinlich könnte die Sache werden, wenn die Alt-PCs für ein paar Euro etwa über Ebay verkauft werden. Egal, ob die Gebrauchtgeräte verschenkt, verkauft oder verschrottet werden: Datenschutz ist Sache des Kunden. Er muss dafür sorgen, dass die aufgespielten Daten unwiederbringlich gelöscht werden. Die Kosten für diese Zusatzarbeit veranschlagt das Marktforschungsinstitut Gartner mit 85 bis 136 Dollar - abhängig von der Methode. Davon gibt es einige.

"Wir haben schon Kunden gehabt, die ihre Festplatten mit Starkstrom außer Gefecht gesetzt haben", berichtet Frank Rogge, Inhaber des Mainzer Systemhauses Rogge-IT sowie Assemblierer von Hyundai-PCs. Dabei sei das gar nicht nötig, da er beim Neukauf eines Hyundai-PCs kostenlos das Altgerät recyclen lassen kann. Dazu hat Rogge eine Kooperation mit der Firma Recycle it in München abgeschlossen. Die Wiederverwerter sorgen nicht nur für die ordnungsgemäße Zerlegung des Gerätes, sondern auch für den notwendigen Datenschutz. Manche sicherheitsbewussten Kunde gäben dennoch nur Rohgerüste ohne Festplatte zurück. Grundsätzlich kämen somit gar keine Extrakosten auf den Kunden zu. Er würde vielmehr sogar am Erlös des gewonnenen Goldes (pro PC etwa 20 Gramm) beteiligt.

Der Aufwand beträgt bis zu zwei Stunden

Ist eine Rücknahme von Altgeräten vertraglich vereinbart, sorgt das Berliner Systemhaus BDL Computer + Software schon aus Eigenschutz automatisch für eine vollständige Löschung der Kundendaten - egal, ob der PC danach recycelt oder weiterverkauft werden soll. Da jedes Gerät ein bis zwei Stunden bearbeitet wird, findet BDL-Geschäftsführer Ulrich Bachmann Kosten von rund 100 Euro realistisch. In der Regel trägt diese aber das Systemhaus, da man diesen Mehrwert in der Akquise nur selten aktiv betone.

Ähnliche Sicherheit bieten verschiedene Hersteller, der Kunde trägt dabei jedoch die Kosten. IBM etwa verlangt rund zwölf Euro pro PC für die (daten-)sichere Entsorgung des Gerätes. Bei Großsystemen kann der Preis auf bis zu 1.000 Euro steigen, abhängig vom Gewicht. Denn die Geräte werden von IBM beziehungsweise von vertrauenswürdigen Transportfirmen beim Business-Kunden abgeholt und zum Zerlegewerk in Mainz gebracht.

Laut Jürgen Ludwig, Umweltbeauftragter bei IBM, werden zuerst die Festplatten mit einem Bohrer unlesbar gemacht. Die Stahlgehäuse eines Servers werden mit einer Hydraulikschere zerschnitten und die Leiterplatten mit einer Stachelwalze datentechnisch unschädlich gemacht. Dann werden die PC-Systeme in bis zu 100 verschiedene Teile zerlegt, bevor diese zum Verwerter gehen. Dieser gewinnt dann mit unterschiedlichen Verfahren Rohstoffe wie Kupfer oder Gold zurück. Der Rest wird geshreddert und dann als Parkbank, Straßenbelag oder Recycling-Drucker wiedergeboren.

Anders sieht es bei Leasinggeräten aus. Schon während der Produktion des Neugerätes wird die Weiterverwertungsoption des künftigen Alt-Gerätes an einen Broker vergeben. Deshalb werden diese PCs, nachdem der Leasingvertrag ausgelaufen ist, aufwändig von jeglichen Daten befreit.

Das geschieht ähnlich wie bei FSC Remarketing und Recycling in Paderborn. Hier wird kein Broker eingeschaltet, sondern das funktionstüchtigen Altgerät an Händler verkauft, die sich auf Gebrauchtgeräte spezialisiert haben. Wie Direktor Dietmar Mormann berichtet, werden die Daten auf den PCs unabhängig von deren weiteren Verwertung mit Dataclean von Blancco unleserlich gemacht.

Während in den USA das dreimalige Überschreiben mit diesem Tool als sicher gilt, ist in Deutschland siebenmaliges Überschreiben Pflicht. Letztendlich entscheidet aber der Kunde über die Intensität der Datenvernichtung und über die Ausführlichkeit der Protokolle. Er kann zwischen der reinen Softwarelösung, elektromagnetischer Behandlung und sogar zusätzlichem Shreddern wählen. Und davon hängt auch der Preis für die Behandlung ab. Die Transportkosten entfallen für FSC-Kunden, wenn sie bei Neukauf die Altgeräte zurückgeben. Für Fremdgeräte werden 50 Cent pro Kilo in Rechnung gestellt.

Meinung der Redakteurin

Den wenigsten Kunden ist die Gefahr bewusst, die unsachgemäße Behandlung ihrer Firmendaten auf Alt-PCs mit sich bringen kann. Dem Fachhandel obliegt die Aufklärungsarbeit, denn nur er hat den direkten Kontakt zum Kunden. Und als Mehrwert kann er die sichere Löschung dieser Daten anbieten und sich bezahlen lassen. Egal, ob in Eigenleistung oder in Kooperation mit dem Hersteller.

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