Stellschraube "Verbundenheit"

Lust auf Spitzenleistungen (Teil 3)

27.12.2011
Allein sind wir schwach, zusammen sind wir stark. Das gilt auch für die Firma, sagt Anne M. Schüller.
Spitzenleistungen einzelner Mitarbeiter reichen für den Erfolg eines Unternehmens nicht aus.
Spitzenleistungen einzelner Mitarbeiter reichen für den Erfolg eines Unternehmens nicht aus.
Foto: corbis


Viele Menschen im Berufsleben arbeiten gar nicht - sie gehen ihrem Vergnügen nach! Denn wir Menschen, so der Verhaltensbiologe Felix von Cube, sind nicht auf Schlaraffenland programmiert, sondern auf Leistung. Nur: Es muss sich subjektiv lohnen, sonst fällt unser Hirn sofort in den Energie-Sparmodus. Die drei wichtigsten Stellschrauben, unter denen Lust auf Leistung und schließlich Spitzenergebnisse entstehen können, heißen: Sinn, Anerkennung und Verbundenheit. Sinn und Anerkennung wurden bereits in Teil 1 und 2 besprochen.

Herstellung von Verbundenheit

Seitdem wir Menschen uns von den Bäumen herunterschwangen und aufrechten Gangs die Welt eroberten, dreht sich bei uns alles um das Leben in kleinen Gruppen. Wir sind Herdentiere und brauchen die Akzeptanz einer schützenden Gemeinschaft. Ausgestoßen zu werden ist das Schlimmste, was uns passieren kann. Allein in der Wüste: der sichere Tod. In vielen Kulturen wird eine Frau, die allein unterwegs ist, immer noch aus Freiwild betrachtet. Genau aus diesem Grund verursacht Mobbing bei vielen Frauen so massive existentielle Ängste. Vor allem die Frauen brauchen Schutzzonen - und ein starkes Wir-Gefühl.

Allein sind wir schwach, zusammen sind wir stark. Ein wertvolles und geachtetes Mitglied einer Gruppe zu sein: Das gibt uns Sicherheit und Geborgenheit. Soziale Isolation ist eine der schlimmsten Strafen. Sie macht uns aggressiv - oder depressiv. Sie führt übrigens zu einem Absenken des Gelassenheitshormons Serotonin und schließlich zu einem Kollaps celebraler Funktionen. Säuglinge sterben daran.

Das Kuschelhormon Oxytocin

Verbundenheit entsteht durch Zuneigung und gemeinsames Handeln. Damit geht ein Gefühl einher, das wir Vertrauen nennen. Begleitet werden diese Prozesse durch einen körpereigenen Botenstoff namens Oxytocin. Das auch gerne Kuschelhormon genannte Oxytocin erhöht unser Glücks- und Genusspotenzial. Es ist neurochemischer Balsam für unsere Seele. Es wirkt entspannend und gesundheitsfördernd - und lässt sogar Wunden schneller heilen. Es wird dann verstärkt hergestellt, wenn es zu einer Begegnung kommt, die feste Bindungen einleiten soll. Es erhöht die Bereitschaft, Vertrauen zu schenken. Gleichzeitig stabilisiert es Beziehungen, die zu seiner Ausschüttung geführt haben. Es belohnt also positive soziale Kontakte und Geselligkeit.

"Bewusst oder unbewusst tendieren wir dazu, unser Verhalten so zu organisieren, dass es in uns zu einer Ausschüttung dieser Substanz kommen möge", so der Hirnforscher Joachim Bauer, und weiter: "Personen, die durch ihre Zuwendung, durch ihre Anerkennung oder Liebe unsere Oxytocin-Produktion stimuliert haben, werden zusammen mit der Erinnerung an die mit ihnen erlebten guten Gefühle in den Emotionszentren unseres Gehirns abgespeichert." Deshalb freuen wir uns, wenn wir gute Freunde und angenehme Kollegen sehen - und diese freuen sich auf uns. Und deshalb gehen wir für geliebte Chefs durchs Feuer - und den ungeliebten laufen wir davon.

Menschen, die eine für sie wichtige Beziehung gefährdet sehen, die abgelehnt oder ausgeschlossen werden, reagieren darauf mit einem Anstieg von Aggressionshormonen. Dies lässt sich übrigens bei Männern verstärkt messen. Die Reaktion darauf ist offen oder verdeckt, gegen andere oder gegen sich selbst gerichtet: Kampf, Zorn, Zerstörung, Verleumdung, Trauer, Depression, je nachdem. Verbietet es sich, die Aggression gegen den eigentlichen Täter, also etwa den Chef zu wenden, dann muss eine dritte Person dafür herhalten: zum Beispiel der Kunde. So führt schlechte Mitarbeiterführung schließlich auch zu Kundenschwund.

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