Media-E Com GmbBH Steht in den Startlöchern

23.09.1999

PLANEGG BEI MÜNCHEHN: Still und heimlich gründete das Distributionsunternehmen Koch Media eine Internet-Company. Die Media-E Com will Händlerservice leisten, ohne beim Endkunden jemals in Erscheinung zu treten."Die heiße Phase steht uns noch bevor", weiß Stefan Kapelari, der als Mitgeschäftsführer im Cheftriumvirat der Koch Media für das Projekt Media-E Com verantwortlich zeichnet. Die Tochter des Software- und Musikdistributors wurde bereits im Frühjahr 1999 gegründet, den ersten Kunden, so vermutet Kapelari aber, "werden wir wohl erst Ende des Jahres haben". Denn noch wird am Konzept eifrig gefeilt.

Die Grundidee: Handelspartnern des Unternehmens (PC-Shops, Retailer und Buchhändler) wird die Möglichkeit geboten, durch Media-E Com einen eigenen Internet-Shop einzurichten - vorerst mit der gesamten Produktpalette von Koch Media, auf längere Sicht will Kapelari im Infotainment und Spielebereich ein "ganz rundes Sortiment" anbieten können. Im Geschäft oder auf der Händlerhomepage könne sich der Kunde in Ruhe "über ein Produktsortiment informieren, das dem der großen Elektronikmärkte in nichts nachsteht" und bestellen.

Das wäre so nichts Atemberaubendes, wenn da nicht noch die Extraservices kämen: Der Logistikspezialist Koch verspricht die Auslieferung der beim Händler georderten Produkte direkt beim Endkunden - auf Namen und Rechnung des Händlers und "europaweit innerhalb von 24 Stunden". Zudem will sich die Mannschaft noch um die Bonitätsprüfung und das Zahlungswesen von der Rechnungsstellung bis hin zur Mahnabwicklung kümmern - auch hier mit Händlernamen. Und sollte Hotline-Support gefordert sein - auch das bringt das Unternehmen im eigenen Call Center unter Nennung des Händlernamens.

Lieferung und Hotline sind nur Optionen des Internetpakets, das die Planegger schnüren. "Wenn jemand selber ausliefern will - oder den Support gerne in den eigenen Händen behält, steht ihm das natürlich frei", beschreibt Kapelari.

Besonderes Aufmerksamkeit widmet die Mannschaft der "redaktionellen Aufbereitung der Infos im Internet", beschreibt der Tiroler. Er geht davon aus, daß in diesem Bereich die meisten Mitarbeiter seines neuen Unternehmens beschäftigt sein werden. "Niemand will kaufen, ohne gründlich über das Produkt informiert worden zu sein." Ähnlich wie bei manchen Buch-Internetseiten wird es Raum für von seiner Mannschaft aufbereitete Herstellerinfos, Screen-shots, Verkaufscharts und Produktkritiken geben.

Da stellt sich die Frage, warum er bei diesem Aufwand überhaupt Partner mit ins Boot nimmt. Internetüberflieger Amazon.com beispielsweise macht ja auch alles allein. "Aber die schreiben Riesenverluste", wendet Kapelari ein. "Ohne Partner geht da nichts." Und vor allem würde er sich damit ernstzunehmende Feinde schaffen: Karstadt, Mediamarkt und die restliche Stammkundschaft von Koch - "die wären doch zurecht stinksauer auf uns", schmunzelt er.

Geld verdient die Media-E Com, wenn alles sich nach Kapelaris Wünschen entwickelt, durch die Spanne zwischen Großhändlereinkaufspreis und Händler-EK. Und der liegt etwas höher als der klassische Preis, den Händler bei Koch Media bezahlen. "Nehmen Sie den Nettoverkaufspreis und ziehen davon etwa 20 bis 30 Prozent ab - das liegt dann knapp über dem normalen Händler-EK", rechnet Kapelari.

Je nachdem, ob der Händler bereits eine eigene Homepage hat oder nicht, entstehen ihm noch Kosten für die eventuelle Einrichtung eines Internet-Shops (ab ca. 2.500 Mark), für die Lizenzgebühren von Kreditkarteninstituten und für Porto und Verpackung bei Lieferung durch Media-E Com. Daran verdient sein Unternehmen aber nichts, versichert Kapelari. "Die Investitionskosten für die Einrichtung eines Web-Shops müssen gemacht werden, wir helfen nur dabei, wenn es erwünscht ist. Die richtig dicken Kosten kämen für die Händler aber doch durch die ganze Warenwirtschaftsabwicklung, Lagerhaltung und die Logistik. Und die erledigen wir kostenlos für ihn - nur auf die Produkte wird eben ein gewisser Prozentsatz aufgeschlagen", beschreibt er das ungewöhnliche Geschäftsmodell.

Über Umsatzziele mag er noch nicht reden, nur eines betont Kapelari: "Es ist im IT-Handel möglich, mit diesem Modell gute operative Gewinne zu erzielen", je nach Grundwissen und -Ausstattung der Partner innerhalb eines Monats oder eines Jahres. Für sich selber formuliert er vorsichtiger: "Wir müssen ja anfangs gut investieren. Profitabel sind wir, denke ich, in zwei Jahren." (du)

Stefan Kapelari baut derzeit das E-Commerce-Unternehmen Media-

E Com auf. Seine Zielgruppe: "Nur und ausschließlich der Fachhandel!"

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