Lumia, Surface Pro 4 und Surface Book

Microsoft baut mit Surface Book einen eigenen Laptop

Martin Bayer ist Chefredakteur von COMPUTERWOCHE, CIO und CSO. Spezialgebiet Business-Software: Business Intelligence, Big Data, CRM, ECM und ERP.

Microsoft steigt ins Laptop-Business ein

Damit schien die große Devices-Ankündigung beendet, glaubten zumindest die meisten Besucher. Doch Microsoft-Manager Panay zauberte ganz in der Event-Tradition des verstorbenen legendären Apple-Gründers Steve Jobs zum Schluss noch eine dicke Überraschung aus dem Hut. "Wir haben den ultimativen Laptop gebaut", verkündete er zur großen Überraschung des Publikums und präsentierte das "Surface Book".

Der Laptop arbeitet mit den aktuellen Skylake-Prozessoren von Intel und kann dabei auch die Highend-Versionen aus der i7-Serie nutzen. Der Arbeitsspeicher lässt sich bis zu 16 GB bestücken, der Festspeicher fasst bis zu 1 TB. Mit einem dedizierten Grafikchip von Nvidia soll sich der Rechner auch für grafikintensive Anwendungen wie Spiele und CAD-Applikationen eignen. Das 13,5 Zoll große Touch-Display bietet wie die Surface-Anzeige 267 ppi und damit über sechs Millionen Bildpunkten Platz. Die Betriebsdauer liegt Panay zufolge bei 12 Stunden.

Er hob zudem die Tastatur mit 1,6 Millimetern Tastenhub sowie das Trackpad aus Glas hervor, das mit der Fünf-Punkt-Touch-Technik speziell für die Nutzung unter Windows 10 angepasst ist. Wie beim Surface konnte sich der Microsoft-Manager auch mit dem Surface Book einen Vergleich mit der Konkurrenz offenbar nicht verkneifen. Der erste Microsoft-Laptop sei doppelt so schnell wie das MacBook Pro von Apple, behauptete Panay.

Der Clou des neuen Microsoft-Rechners: Das Display lässt sich via Knopfdruck über ein spezielles Scharnier ausklinken und dann als Clipboard verwenden. Anwender könnten das Surface Book ab sofort vorbestellen. Zu haben sei es Microsoft zufolge wie das Surface Pro 4 ab dem 26. Oktober. Die Preise beginnen bei 1499 Dollar.

Ein Windows zum Verlieben?

Die Microsoft-Ankündigungen machen deutlich, dass der Konzern offenbar vom Wettbewerb gelernt hat und Firmen wie Apple nacheifert, denen es in den vergangenen Jahren gelungen ist, einen regelrechten Hype rund um ihre Produkte zu entfachen. Das will Microsoft auch erreichen. „Wir wollen, dass die Menschen Windows nicht nur brauchen, sondern dass sie es auch lieben“, sagte Microsoft-Chef Satya Nadella zum Abschluss des Events. Mit Windows 10 und den neuen Geräten sei man diesem Ziel einen großen Schritt näher gekommen. „Wir wollen neue persönliche Computer bauen und die Produktivität neu erfinden“, gab Nadella die weitere Marschrichtung vor.

Einfach wird das nicht. Microsoft hatte zuletzt mit seiner Tablet-Familie Surface gerade im professionellen Umfeld zwar durchaus einige Erfolge verzeichnen können. Der Konzern spricht mittlerweile von einem Vier-Milliarden-Dollar Business. Doch die Konkurrenz schläft nicht. Apple mit dem "iPad Pro" und Google mit dem Android-Convertible "Pixel C" haben in den vergangenen Monaten Tablets vorgestellt, die sie ganz klar gegen das Surface in Stellung bringen. Dazu kommt, dass Apple und Google in den vergangenen Jahren große Ökosysteme rund um ihren Plattformen gebaut haben. Hier kann Microsoft mit seinem App-Store der Konkurrenz noch lange nicht das Wasser reichen.

Das dürfte auch mit ein Grund dafür sein, warum Microsoft bis dato mit seinen Lumia-Geräten kaum Akzente im Smartphone-Markt setzen konnte. Im zweiten Quartal dieses Jahres kam der weltgrößte Softwarehersteller Gartner-Zahlen zufolge mit seiner Windows-Plattform im globalen Smartphone-Geschäft auf einen Marktanteil von gerade einmal 2,5 Prozent – ein Minus von 0,3 Prozentpunkten im Vergleich zum Vorjahresquartal. Damit liegt der Konzern weit abgeschlagen hinter den konkurrierenden Plattformen Android von Google (82,2 Prozent) und Apples iOS (14,6 Prozent).

Insgesamt hat sich das Wachstum im weltweiten Smartphone-Markt aus Sicht der Marktforscher zuletzt verlangsamt. Zwischen April und Juni dieses Jahres verkauften die Hersteller zwar insgesamt 330 Millionen Geräte, 13,5 Prozent mehr als im vergleichbaren Vorjahreszeitraum, vermeldeten die Gartner-Analysten im August. Doch speziell im lukrativen Highend-Segment, das Microsoft mit seinen neuen Lumia-Modellen ins Visier nimmt, verschärft sich derzeit der Wettbewerb.

Nachdem Apple im Frühjahr seine neue iPhone-Generation vorgestellt hatte, brachen im zweiten Quartal beim Konkurrenten Samsung die Absatzzahlen um über fünf Prozent ein, vor allem weil das Top-Modell S6 weniger stark nachgefragt wurde. Apple steigerte dagegen seinen Absatz um rund 36 Prozent. Dazu kommt, dass gerade erst in diesen Tagen Google gemeinsam mit seinen Hardware-Partnern LG und Huawei neue Highend-Geräte aus seiner Nexus-Reihe vorgestellt hat.

Zur Startseite