Premiere auf dem Mac

Microsoft erneuert Word, Excel und Co

10.07.2015
Windows-Anwender müssen warten: Office 2016 erscheint zuerst auf dem Mac. Das Programmpaket ist eine zentrale Ertragsquelle für Microsoft. Die Open-Source-Konkurrenz setzt auf Sicherheit und will von Bedenken gegenüber Cloud-Angeboten aus den USA profitieren.

Vorfahrt für den Mac: Microsoft startet sein neues Office-Paket, die zentrale Ertragsquelle des Software-Anbieters, zuerst für Kunden von Apple. "Wir sehen auf der Mac-Plattform einen starken Bedarf von Kunden, und die Mac-Version ist bereits fertig", erklärt Microsoft-Manager Thorsten Hübschen zu der Frage, warum Windows-Anwender noch etliche Monate lang auf Office 2016 warten müssen. Angekündigt ist es bis Ende des Jahres.

Mit einem Marktanteil von 92 Prozent in Deutschland (nach Firmenangaben) sind Word, Excel, Outlook, PowerPoint und Co. die Standardprogramme für Büro-Arbeiten. Auf dem Mac ist jetzt auch die Notizbuch-Anwendung OneNote mit dabei. Wer die Microsoft-Programme schon am Arbeitsplatz einsetzt, fremdelt auf dem privaten Mac oft mit den Apple-Gegenstücken (Pages, Numbers, Mail und Keynote) oder freien Alternativen wie LibreOffice und NeoOffice.

An dieser Stelle setzt Microsoft Office 2016 an. Im Unterschied zum betagten Vorgänger Office 2011 für Mac sieht die Oberfläche der einzelnen Anwendungen jetzt genauso aus wie bei den Windows-Pendants - abgesehen von Mac-spezifischen Besonderheiten etwa für den Umgang mit den Programmfenstern. Dazu gehört vor allem das sogenannte Menüband (Ribbon) als zentrale Orientierung im Dschungel der vielfältigen Funktionen.

Das neue Office präsentiert sich farbenfroh. Für jedes Dokument gibt es eine Auswahl von unterschiedlichen Designs, die zu kreativer Gestaltung einladen.

Von der Windows-Variante wird jetzt auch beim Office für den Mac die enge Integration von Cloud-Diensten übernommen. Beim Speichern eines Dokuments kann mit einem Mausklick entschieden werden, ob ein Text oder eine Tabelle auf dem Apple-Rechner oder in der Cloud abgelegt werden soll. Die dafür angebotenen Dienste reichen vom kostenlosen OneDrive bis zum Business-Angebot SharePoint. Darüber lässt sich auch die Team-Arbeit an einem Dokument organisieren.

Auch das verbreitete Cloud-Angebot Dropbox soll in Office 2016 integriert werde. "Dropbox ist zwar ein Wettbewerber, aber der Marktanteil ist signifikant genug, um es zu unterstützen", erklärt Hübschen. "Wir konzentrieren uns auf die Nutzer und heißen die Realitäten so willkommen, wie sie am Markt sind", sagt der für das Office-Geschäft in Deutschland zuständige Microsoft-Manager.

Die mobilen Apps für Word, Excel und Co können in der neuen Version zeitgleich mit Windows 10 ab Ende Juli auf Tablet oder Smartphone installiert werden. Neben der eigenen Plattform Windows 10 gibt es die Office-Apps auch für iOS (also für iPad und iPhone) und die Google-Plattform Android.

Der Zugriff auf die Microsoft-Cloud ist beim Öffnen und Speichern von Dateien problemlos - beim Einfügen von Dateien aber greift die Software auf das Mac-Dateisystem zu, und das kennt nur die iCloud von Apple, nicht aber die Cloud von Microsoft. Abhilfe schafft das im App Store von Apple verfügbare Programm OneDrive, das die Microsoft-Cloud im Finder integriert.

Persönliche Daten im Online-Speicher einer US-Firma? Hier gibt es seit den Enthüllungen von Edward Snowden vielfach Vorbehalte. "LibreOffice ist deutlich sicherer", sagt deswegen der Vorstandschef der Open Source Business Alliance, Peter Ganten. "Es kann von jedermann auf mögliche Hintertüren überprüft werden." Der Funktionsumfang des frei verfügbaren LibreOffice-Pakets werde von einer großen Community erweitert und habe eine enorme Schubkraft entwickelt.

Office 2016 für Mac lief bereits in der Vorabversion flüssig und unterstützte alle wesentlichen Mac-Funktionen. Mit einer Ausnahme: Das inzwischen von Mac-Programmen vertraute automatische Speichern von Dokumenten kannte die "Preview" noch nicht.

Bei der Weiterentwicklung der einzelnen Anwendungen haben sich die Microsoft-Entwickler eine Reihe von Verbesserungen im Detail ausgedacht. So zeigt etwa Outlook bei der Auswahl von Datei-Anhängen vorrangig die zuletzt gespeicherten Dokumente an - in der berechtigten Erwartung, dass diese auch als E-Mail verschickt werden sollen.

Kunden des Abo-Dienstes Office 365 (zehn Euro im Monat oder 70 Euro im Jahr in der Home-Variante für fünf PCs oder Macs) können Office 2016 für den Mac seit gestern Abend herunterladen. Microsoft forciert dieses Nutzungsmodell, für das sich nach Angaben des Unternehmens bisher weltweit 13 Millionen Privatkunden entschieden haben. Die Dauerlizenz für das Software-Paket kommt im September in den Einzelhandel, Preise sind noch nicht bekannt.

Office 2016 verlangt einen Mac mit dem Betriebssystem OS X 10.10 (Yosemite). Bei der Installation werden 6,4 Gigabyte an lokalem Speicherplatz benötigt. (dpa/tc)

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