Mit freundlichen Grüßen ...

05.04.2001

ComputerPartner

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T-Systems International GmbH

Geschäftsführung

Herrn Christian A. Hufnagl

Hahnstr. 43d

60528 Frankfurt

München, 02.04.2001

Sehr geehrter Herr Hufnagl,

vielen Dank für die Einladung zur Cebit. Ich wäre gerne gekommen. Leider erreichte uns Ihre Einladung erst, als alles schon zu Ende war: am 28. März nämlich, also am letzten Messetag, und ich befand mich bereits auf der Rückreise. Dumm gelaufen.

Bestimmt ärgern Sie sich auch und wollen wissen, wer das wieder verbockt hat. Bei der Ursachenforschung gibt es mehrere Ansatzpunkte. Zum einen kann man denken, die Telekom konzentriert sich so stark darauf, ihre langen Leitungen schneller zu machen (Stichwort: DSL), da bleibt in anderen Bereichen die Geschwindigkeit schon mal auf der Strecke. Die andere Möglichkeit ist die, dass die Telekom-Kundenzeitschrift "digits", die Ihrer Einladung beilag, später als geplant fertig wurde. (Das wünsche ich mir auch manchmal: Wir von ComputerPartner lassen uns von Terminen keinen Stress machen, sondern verschicken das Heft erst dann an unsere Abonnenten, wenn es fertig ist. Herrlich!) Oder die dritte Möglichkeit: eine Verzögerung auf dem Postweg. Die Deutsche Post AG ist schuld. Würde mich aber auch nicht sonderlich beruhigen, wegen der gemeinsamen Erbsubstanz und so. Schließlich haben die Deutsche Telekom AG und die Deutsche Post AG gemeinsame Vorfahren - genauso wie Mensch und Affe. Da gibt es manche Eigenschaften, die stecken einfach in den Genen und sind auch nicht da rauszukriegen.

Wirklich schade wegen der Cebit, ich hätte Sie nämlich soviel fragen wollen. Zum Beispiel, was Sie im Telekom-Konzern denn nun wirklich tun? Wenn man dem Einladungsschreiben Glauben schenken will, sind Sie der "Leiter Vertrieb Individualmarkt Deutsche Telekom AG". Kennen gelernt habe ich Sie vor wenigen Wochen als Vorsitzender der Geschäftsführung der T-Systems International GmbH. Was ist nun richtig? Oder üben Sie in Personalunion gleich zwei Jobs aus, weil Sie mit einem nicht ausgelastet sind? Oder hat da jemand bei Ihnen im Haus etwas falsch verstanden, nicht mitbekommen oder so? Wie heißt es in Ihrem Schreiben: "Falls sich Ihre Daten geändert haben, nutzen Sie bitte die anhängende Änderungsmitteilung..."

Auch zu T-Systems hätte ich ein paar Fragen. Vor allem in Bezug auf die Gesellschafterverhältnisse bei der T-Systems-Tochter Debis Systemhaus. Nach offiziellen Angaben hält die Telekom 50,1 Prozent der Anteile, Daimler-Chrysler 49,9 Prozent. Und ebenso offiziell hat die Telekom eine Option, im kommenden Jahr die restlichen Anteile am Debis Systemhaus zu übernehmen. Nun hörte ich aus Unternehmenskreisen, dass das gar nicht stimmt, sondern nur eine Formulierung für die Öffentlichkeit und unseren Bundesfinanzminster ist.

In Wahrheit, so meine Information, gehört der Telekom das Debis Systemhaus schon heute komplett. Das "Optionen-Modell" sei lediglich nach einem Griff in die Trickkiste des Steuerrechts entstanden. Der Hintergrund: Nach bisherigem Recht unterliegen Veräußerungsgewinne von Kapitalgesellschaften dem normalen Körperschaftssteuertarif. Durch die 2002 wirksame Änderung im Steuersenkungsgesetz (StSenkG) werden diese Veräußerungsgewinne unter bestimmten Voraussetzungen steuerfrei gestellt.

Jetzt verstehe ich auch, warum Sie auf einer Pressekonferenz Ende Januar meine Frage, ob die Telekom ihren Anteil am Debis Systemhaus erhöhen wolle, wortreich nicht beantwortet haben: Wenn einem schon 100 Prozent gehören, kann man nicht noch mehr erhöhen.

Mit freundlichen Grüßen

Damian Sicking

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