Oracles Sun-Übernahme

MySQL-Streit - Unabhängigkeit als Lösung

Armin Weiler kümmert sich um die rechercheintensiven Geschichten rund um den ITK-Channel und um die Themen der Distribution. Zudem ist er für den Bereich PCs und Peripherie zuständig. Zu seinen Spezialgebieten zählen daher Notebooks, PCs, Smartphones, Drucker, Displays und Eingabegeräte. Bei der inoffiziellen deutschen IT-Skimeisterschaft "CP Race" ist er für die Rennleitung verantwortlich.

Freiheit oder Tod

Die FSFE sieht das Heil von MySQL in der Unabhängigkeit einer Non-Profit-Organisation. "Das Schicksal eines Projekts wie MySQL sollte nicht von einem einzelnen Unternehmen abhängen", meint FSFE-Präsident Karsten Gerloff. Dass MySQL für viele Parteien wertvoll ist, könnte dann das Fortbestehen sichern. " Ähnlich wie bei Samba oder Apache sollte es nicht allzu schwierig sein, ausreichend finanzielle Unterstützung für die Weiterentwicklung von MySQL zu bekommen", gibt sich FSFE-Deutschland-Koordinator Matthias Kirschner gegenüber pressetext zuversichtlich.

Unter Oracle könnte MySQL ausgehungert werden, warnt die FSFE. Auch Stallman betont, dass die GPL MySQL aufgrund einer Doppellizenzierung davor nicht schützen könne, da dies letztendlich Gewinne aus kommerziellen MySQL-Angeboten erfordere. Spies verweist darauf, dass Oracles-Bemühungen, sich als Open-Source-freundlich zu positionieren, nie so richtig glaubwürdig gewesen seien. "Insofern sind die Bedenken der Industrie, dass MySQL unter Oracle einen langsamen Tod sterben könnte, sicher berechtigt", meint der Analyst.

Neues Heim

Um sich eine EU-Zustimmung zur Sun-Übernahme zu sichern, könnte Oracle auch auf einen MySQL-Verkauf setzen. Die Option, für die Datenbank ein neues Heim zu finden, würde offenbar Michael Widenius, der ursprüngliche Schöpfer von MySQL, bevorzugen. Er hat mit dem Open-Source-Aktivisten Florian Müller zusammengearbeitet, um die EU-Kommission von einer Prüfung der Sun-Übernahme zu überzeugen.

"Richard Stallman und seine Mitunterzeichner haben insofern Recht, als dass MySQL von bezahlten Vollzeitprogrammierern weiterentwickelt werden muss", meint Müller gegenüber pressetext. Community-Beiträge könnten zwar Tools hervorbringen, kaum aber zu weiterer Innovation an der eigentlichen Datenbank-Engine führen. "Der Wert von MySQL aufgrund der Beliebtheit und Bekanntheit des Produktes ist so groß, dass man sich um genug Käuferinteresse keine Sorgen machen muss", sagt der Aktivist. IDC-Analyst Bo Lykkegaard etwa hat diese Woche schon Red Hat und Novell als potenzielle Käufer genannt. (pte) (wl)

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