"Wir müssen unsere Kultur ändern", so verlautete der wortwörtliche Kern der viel erwarteten Keynote, die Microsofts CEO Satya Nadella am Mittwoch der Weltpartnerkonferenz (WPC) vor 16.000 Partnern in Washington abhielt. Unter dem Strich war der Auftritt damit "recht enttäuschend", wie einige deutsche Partner berichteten, und sie dürften damit der allgemeinen Meinung entsprechen.
Es ist bekannt, das Nadella ein sympathisch wirkender, nüchterner Mensch ist, und so waren natürlich auch keine lauten Tiraden zu erwarten, wie sie bei dieser Veranstaltung in den Vorjahren regelmäßig von Steve Ballmer zu hören waren. Dennoch: Keine News zu Windows 9, keine Andeutungen zu den personellen Veränderungen, die Microsoft in diesen Tagen anberaumt, keine sonstigen Überraschungen, auf technischer wie auch vertrieblicher Seite.
Immerhin nahm sich Nadella die Zeit, ausführlich und sachlich den Partnern zu erläutern, warum der bedingungslose Weg in die Cloud für Microsoft unausweichlich ist, und warum es auch dabei wichtig ist, sich vom Gedanken zu lösen, dass das Betriebssystem Windows in Zukunft noch eine große Einnahmequelle für Microsoft sein will.
"Mit Produktivität und Innovation" die Menschen begeistern
"Es soll eine große Reihe an Einstiegsmöglichkeiten in unser Ökosystem geben, so muss es auch Wege geben, wie man von jedem beliebigen Gerät aus einsteigen kann", sagte Nadella mit Blick auf die iOS- und Android-Welt. Der CEO verließ in seiner Rede an vielen Stellen den reinen Business-Fokus, dem Ballmer auf der WPC meist gefolgt hatte, und verwies immer wieder auf die Verbindung des privaten und der beruflichen Bedarfs, die Microsoft aufbauen möchte. Sein Haus werde über "Produktivität und Innovation" die Menschen weltweit begeistern, wie Nadella versprach.
Als er dann mit Beispielen konkret wurde, sprang der Funke auf die anwesenden Partner doch noch über: Laut wurde es in der Halle, als er von Kollegen eine Demo des "Skype Live Translator" vorführen ließ. Dabei handelt es sich um einen bereits seit längerem angekündigten und teilweise schon gezeigten Dienst, der Skype mit Live-Übersetzungen, gesprochen wie geschrieben, ausstattet. Microsoft setze alles daran, den Dienst bis Ende dieses Jahres auf den Markt zu bringen. Zu möglichen Preise oder den einbezogenen Sprachen äußerte er sich nicht.
In der Demo sprach ein Microsoft-Mitarbeiter auf Englisch mit einer deutschen Kollegin, die in ihrer Muttersprache kommunizierte, per Sprach- und Videochat. Die Kollegin, die den Microsoft-Mitarbeiter, offenbar ein Engländer, mit dem deutschen Erfolg zur WM foppte, wurde dabei live per Untertitel und Sprache – mit nur geringer Verzögerung – übersetzt. Ihre Witze funktionierten, ihr Deutsch kam in einwandfreien Englisch in der Halle an. Andersrum gab es noch ein paar Übersetzungsschwächen, aber die Demo allein reichte, um die Microsoft-Partner zu Jubelstürmen hinzureißen. (tö)