Neue Hardware treibt Kosten hoch

02.12.2004
Bald können die Kosten für Softwarelizenzen für Unternehmen rasant steigen, so Gartner. Schuld seien neue Hardwareentwicklungen und starre Abrechnungsmodi der Softwareanbieter. Von ComputerPartner-Redakteurin Ulrike Goressen

Auf Geschäftskunden und damit auch Fachhändler und Systemhäuser könnte in der nächsten Zeit viel Ärger zukommen. Denn es geht um Geld, sogar um sehr viel Geld. In der Regel berechnen Softwareanbieter wie etwa Microsoft, Oracle, IBM oder Sybase die Lizenzkosten für ihre Programme und Betriebssysteme auf der Basis der Hardwarekapazität oder der CPU. Die Gartner-Analystin Alexa Bona warnt nun vor einer möglichen Kostenexplosion. Denn im Hardwaresegment kristallisieren sich vier Entwicklungstrends heraus, die nach der alten Berechnung schon einzeln die Lizenzkosten anwachsen lassen. Treten sie jedoch als Quartett auf, sieht Bona ein wahres Preis-Chaos auf den Markt zurollen. Mehrkosten von mehr als 50 Prozent sind ihrer Ansicht nach realistisch.

Die vier Kostentreiber

Bis vor kurzem wurde die Serverleistung durch höhere Prozessortaktung erhöht. Stromverbrauch und Hitzeentwicklung stiegen an. Die Lösung dieses Problems war der Multi-Core-Chip. Dank dieser Architektur benötigt die CPU denselben Steckplatz wie eine Single-Chip-CPU, und auch Wärmeentwicklung sowie Stromverbrauch sind ähnlich. Andererseits kann dadurch die System-Performance erhöht werden. Sie verdoppelt sich aber keinesfalls - sehr wohl aber die Lizenzkosten, wenn der Softwareanbieter pro Chip abrechnet.

Auch VMs (Virtual Machines), die vermeintlichen Sparwunder, können die Preise hochtreiben. Es stimmt, dass durch Serverkonsolidierung und Partitionierung die Kosten für Hardware und Personal gesenkt werden können. Aber die Softwareanbieter denken nicht an logische Partitionierungen oder gemeinsame Nutzung einer CPU. Die Anwenderunternehmen müssen also für jede einzelne Software die gesamte potenzielle Kapazität des Servers bezahlen. Und das ist deutlich teurer als die oben genannte Einsparung bringt.

Dieser Verteuerungseffekt wird durch die Nutzung von Migrations-Tools verstärkt. Sie verschieben oder skalieren Programme auf verschiedene Server, je nach Arbeitsvolumen oder Zugriffszahlen. Die Kosten für Softwarelizenzen steigen dadurch aber ins Unermessliche, da die Preiskalkulation auf der Zahl aller Server basiert, auf denen die Programme laufen können.

Sehr zukunftsträchtig sind auch Hardwarelösungen, bei denen der Kunde in Spitzenzeiten weitere Kapazitäten kurzzeitig nutzen kann. Diese werden nur für die Zeit bezahlt, die sie auch tatsächlich genutzt werden. Capacity on Demand (COD) wird nur nicht von den Softwareanbietern in ihren Lizenzberechnungen berücksichtigt. Für sie gilt nur die maximal mögliche Leistung als Preisbasis.

Erst wenige Softwareanbieter haben ihre Preiskalkulation modifiziert. Am weitesten ging Microsoft: Die Redmonder berechnen die Lizenzgebühren weiterhin pro CPU, jedoch unabhängig von der Anzahl der Cores. Und BEA will im Vergleich zu einem Single-Prozessor maximal 25 Prozent mehr für einen Dual-Prozessor berechnen.

Meinung der Redakteurin

Jetzt liegt es an den Händlern, ihre Kunden auf die potenziellen Preisfallen aufmerksam zu machen und gemeinsam neue Vertragsvorschläge für die Softwareanbieter zu formulieren. Die Anwenderfirma wird's danken, denn es gibt keinen loyaleren Kunden als einen dankbaren Kunden.

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