Neue stragetische Ausrichtung der COS

05.11.2004
Die COS Holding AG war gezwungen, ihr Geschäftsziel zu überdenken. Der Verwaltungsratwill das Unternehmen wieder zu einem attraktiven börsenorientierten Unternehmen machen. Den jetzigen Beteiligungsgesellschaften wird in Zukunft ein kalter Wind um die Nase wehen. Von ComputerPartner-Redakteurin Beate Wöhe

Neben der Bekanntgabe der Quartalsergebnisse (siehe Kasten) stand vergangenen Donnerstag ein weiterer Punkt auf der Agenda von Kurt Früh, Präsident des Verwaltungsrates der COS AG: das "neue Selbstverständnis der COS-Holding", so der Konzern. Mit dieser Neuorientierung hat sich die Gesellschaft von ihrer bisherigen Ausrichtung als Konzern mit zentralistischen Strukturen verabschiedet und versteht sich nun als "Wachstumsfinanzierer und -Coach für unternehmergeführte, mittelgroße Gesellschaften im IT-Umfeld", so das Unternehmen.

Trotz der positiven Entwicklung in einigen Bereichen der Gruppe "mussten wir im Jahr 2003 erkennen, dass die Umsetzung einer integralen Gruppenstrategie nicht durchführbar war", so Früh. Beispielsweise habe der Konzern das Remarketing-Geschäft falsch eingeschätzt und musste sich wieder zurückziehen. Auch die Synergien zwischen Distribution und Systemhäusern hätten nicht wie geplant funktioniert. Ein weiterer Punkt auf dieser Liste sei die SAP-Einführung gewesen, bei der es zu Verzögerungen kam.

Distribution muss anziehen

Für die aktuellen COS-Gesellschaften weht ab 2005 ein eisiger Wind. Die heutige Bereichsorganisation wird zum 1.1.2005 aufgelöst. Außerdem werden die Distributionsgesellschaften in Deutschland (inklusive Topedo und Avitos), Österreich und der Schweiz sowie die COS Memory und die deutsche und österreichische Concat AG ab 2005 als operativ eigenständige Einheiten agieren. Die Vorgabe des Verwaltungsrates für alle Beteiligungsgesellschaften ist, in den kommenden zwei Jahren eine Eigenkapitalrendite von 20 Prozent zu erzielen. Die gesamte Gruppe soll mindestens 15 Prozent Eigenkapitalrendite erreichen. Außerdem: "Können Wachstums- und Ertragsziele einer Beteiligungsgesellschaft außerhalb der COS besser erreicht werden, ist COS bereit, entsprechende Möglichkeiten zu prüfen", meldet das Unternehmen.

Synergie-Effekte nutzen

Während die COS Memory sowie die beiden Systemhäuser bereits heute die Eigenkapitalrendite von 20 Prozent deutlich überschreiten, sieht es im Distributionsbereich anders aus. "Einzelne Unternehmen stehen vor einer neuen Wachstumsschwelle, eine Weiterentwicklung im COS-Verbund ist fraglich", so die COS. Die deutsche Distributionsgesellschaft habe laut Früh beispielsweise ihre Wachstumsgrenze erreicht.

Um auf den richtigen Kurs zu kommen, will die COS Distribution AG in Linden von derzeit rund 130 Herstellern auf etwa 100 Hersteller zurückfahren. "Wir werden nach wie vor das breite Spektrum für unseren SMB-Kundenkreis anbieten", beschwichtigt Distributions-Chef Peter Becker, der seit September 2004 auch als Vorstand der COS Distribution AG eingetragen ist und zudem die Verantwortung für die COS-Eigenmarke Torpedo sowie den Online-Versandhändler Avitos hat. Um Synergie-Effekte zu nutzen, wird die Avitos in das Firmengebäude der COS AG in Linden einziehen, die auch die Logistik des Online-Händlers übernehmen wird. Im Zuge dessen steht nun mit dem 1. April 2005 auch ein fester Termin für die SAP-Einführung bei der COS Distribution AG in Linden fest.

Was die geplanten Maßnahmen für die Mitarbeiter beider Unternehmen bedeuten, ist noch offen. "Wir befinden uns augenblicklich in der Budgetierungsphase und werden, wie jedes andere Unternehmen auch, sämtliche Kostenstrukturen prüfen", kommentiert Becker.

Meinung der Redakteurin

Die COS Holding AG stellt die Beteiligungsgesellschaften operativ auf die eigenen Beine. Durch das neue Selbstverständnis der COS als Finanzier steht die Anbindung der Gruppenmitglieder jedoch auf wackeligen Beinen. Ein Verkauf einzelner Gesellschaften ist mit der neuen Struktur der COS wesentlich einfacher zu argumentieren. Für die beabsichtigten zukünftigen Beteiligungen der Holding werden die bestehenden Gesellschaften die Kapitaldecke noch hinreichend aufstocken müssen.

Positives Ergebnis

Die COS-Gruppe hat im dritten Quartal 2004 einen Umsatz von 242,8 Millionen Schweizer Franken erwirtschaftet, der 3,2 Prozent unter dem des vergleichbaren Vorjahresquartals lag. Diese Entwicklung sei im Geschäftsbereich Distribution auf eine "ausgesprochen flaue Nachfragesituation während der Monate Juli und August zurückzuführen", so die COS. Die deutsche Distributionsgesellschaft habe Ihre Budgetvorgaben laut Früh leicht verfehlt. Der konsolidierte Reingewinn betrug in diesem Zeitraum 0,8 Millionen Schweizer Franken.

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