Neues Barometer für Internet-Werte

02.04.1999

FRANKFURT: Seit Jahresbeginn gibt es ein neues Börsenbarometer für Internet-Firmen, den Nice-Internet-Index. Mit dem Wert, der aus 30 Internet-Unternehmen ermittelt wird, soll Anlegern eine Meßlatte in die Hand gegeben werden, die Entwicklung von Web-Companies besser beurteilen zu können.Mal ehrlich: Wer kann schon behaupten, bei dem hektischen Getriebe im Cyberspace noch den Überblick zu behalten? Softwareschmieden und Nischen-Player mit pfiffigen Geschäftsideen schießen urplötzlich aus dem Netz und machen schon morgen ihre Erfinder zu Aktienmilliardären an der Wallstreet. Bekanntestes Beispiel: Yahoo. Der Branchenführer unter den Suchdiensten, der als einer der wenigen Internet-Anbieter bereits schwarze Zahlen schreibt, schaffte Mitte Januar einen neuen Kursrekord. Der Firmenwert überstieg erstmals

40 Milliarden Dollar. Yahoo war somit höher bewertet als die Siemens AG.

Der neue Nice-Index stellt die Börsenkurse von 30 Internet-Firmen entsprechend ihrer Marktkapitalisierung dar. Abgedeckt wurden bei der

Auswahl der Firmen alle Internet-Segmente. Derzeit sind das die Sparten Hard- und Software, Suchsysteme, Internet-Service-Provider sowie Netzprodukte. Die Schwergewichte des Index heißen Cisco Systems, Sun Microsystems, America Online (AOL), Amazon.com und Yahoo.

Fünf deutsche Unternehmen dabei

Daß es bereits diese fünf US-Riesen in sich haben, zeigt ihre Marktkapitalisierung. Am 12. Januar lag sie bei 300 Milliarden Dollar. Auf die restlichen 25 Unternehmen des Index entfielen an diesem Tag rund 60 Milliarden Dollar. Neben den US-Firmen, die im übrigen den Index weitgehend dominieren, haben auch fünf deutsche Internet-Unternehmen Aufnahme in die Liste gefunden: 1&1, Brokat, Cybernet, Intershop und Teles.

Was soll der Index leisten?

Mit dem Nice-Index haben Investoren eine weitere Möglichkeit, die Entwicklung von Internet-Aktien, die momentan am Nasdaq den Firmen geradezu aus der Händen gerissen werden, mitzuverfolgen. Auch am Neuen Markt in Frankfurt gehören Internet-Aktien zu den heißbegehrten Werten. Einen regelrechten Wettlauf lieferten sich im Herbst 1998 die Aktien von Brokat, Articon und Data Design, die seitdem um mehr als 300 Prozent zulegten. Noch rasanter verlief die Kursentwicklung der Teles-Aktie: In nur sechs Monaten wurde sie von 90 auf aktuell 500 Mark hochkatapultiert.

Mit dem neuen Nice-Index wollen die Initiatoren des Projekts, die Nice Internet Beteiligungs AG in Frankfurt, eine internationale Benchmark für die Finanzwelt schaffen. Vergleichbare Indizes wie der Isdex in den USA, der 50 Internet-Werte abbildet, sind nach Auffassung des Vorstandsvorsitzenden der Nice AG, Ludger Langenberg, bislang an diesem Anspruch gescheitert.

Doch auch zur Auswahl des neuen Index sind bereits kritische Stimmen zu vernehmen. So blieben beispielsweise englische und französische Unternehmen außen vor. Dies könnte sich allerdings schnell ändern, denn das derzeit unter Internet-Firmen grassierende Fusionsfieber dürfte in der aktuellen Liste schon bald für Ab- und Neuzugänge sorgen. Verantwortlich für die Zusammenstellung und Anpassung des Index ist ein unabhängiger Beirat.

Vermarktet wird der Index, dessen Rechte bei der Net Investor GmbH liegen, von der Nice Internet Beteiligungs AG. Der eigentliche Schwerpunkt des erst im Januar in Frankfurt gegründeten Start-up-Unternehmens sind Aktieninvestments in börsennotierte Internet-Firmen. Darüber hinaus will die Beteiligungsgesellschaft "mit einem überschaubaren Anteil ihres Vermögens" im Rahmen von Risikokapital in junge Firmen einsteigen. Zum Volumen der geplanten

Investments wollte sich Vorstandschef Langenberg vor der Presse in Frankfurt allerdings nicht äußern. (god)

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