Öko-Institut: Nootebook-Hersteller, kümmert euch um soziale und ökologische Standards!

23.11.2006
Das Freiburger Öko-Institut schlägt Alarm: Notebooks werden unter bedenklichen sozialen und ökologischen Bedingungen für Beschäftigte hergestellt. Der Grund:

Das Freiburger Öko-Institut schlägt Alarm: Notebooks werden unter bedenklichen sozialen und ökologischen Bedingungen für Beschäftigte hergestellt. Der Grund: In den chinesischen Fabriken, wo die die meisten Notebooks der großen Markenanbieter - etwa Dell, Acer, Hewlett-Packard und Fujitsu Siemens - zusammengeschraubt werden, zahlen die Fertiger nur (gesetzlich vorgeschriebene) Mindestlöhne, umgerechnet etwa 69 Euro im Monat. Sie halten ausufernde Überstunden für selbstverständlich - 80 Stundenwochen bei sechs Tagen Arbeiten sind keine Seltenheit (siehe dazu zum Beispiel die Reportage von Isabel Hilton "Made in China. Die Arbeiter von Guangdong in der globalen Produktionsschlacht" in Lettre 69) -, dafür kümmern sie sich um gesundheitliche Risiken wenig. "Es ergeben sich vor allem durch den ungeschützten Umgang mit toxischen Stoffen und das Einatmen giftiger Dämpfe bei der Fertigung von elektronischen Einzelbausteinen und Gehäuseteilen", erklärt das Öko Institut in seiner 100 Seiten umfassenden Untersuchung zur Fertigung von Notebooks und der Lage der rund 75.000 Beschäftigten in China, "Soziale Auswirkungen der Produktion von Notebooks".

"Trotz einzelner guter Ansätze ist die Industrie derzeit von einem fairen Computer noch weit entfernt", fasst Andreas Manhart, Autor der Studie und wissenschaftlicher Mitarbeiter am Öko-Institut, zusammen. Ziel sollte aber sein, die Notebook-Fertigung unter sozialen und ökologischen Mindeststandards zu zertifizieren und sozusagen "faire Notebooks" in den Handel zu bringen.

Laut dem Öko-Institut haben zwar einige Hersteller betriebsinterne Verbote von gesundheitsgefährlichen Substanzen ausgesprochen, doch ob diese bei Sub-Unternehmen wirksam werden, ist offen. Kaum kontrollierbar erscheint, ob sich Vertragspartner an den gesetzlich vorgeschriebenen Arbeitsschutz, an Arbeitszeiten und die ebenfalls gesetzlich vorgeschriebene Rechte der Arbeitnehmer wie Mitarbeitervertretungen und Beschwerdesysteme für Arbeiter und Anwohner halten.

Das Öko-Institut schlägt deshalb vor, die Zulieferbetriebe unabhängig zu zertifizieren, um "Aufschluss über die Arbeits- und Lebensbedingungen von Angestellten und Anwohnern zu geben". Des Weiteren sollte Hersteller für eine "vertrauensvolle Zulieferstruktur" sorgen, das heißt, zwischen ihnen und den Zulieferern "sollten Sozial- und Umweltstandards verstärkt in den Mittelpunkt gerückt werden", wobei Zulieferer die Sicherheit bekommen müssten, "dass steigende Kosten durch Investitionen in Sozial- und Umweltstandards nicht zum Abbruch der Geschäftsbeziehungen führen".

Die Einbeziehung der Arbeitnehmer und der Anwohner zur betrieblichen Mitbestimmung beziehungsweise Beschwerdesysteme für sie und Anwohner müsse ebenso gewährleistet werden wie die Anhebung der Lohnkosten. Diese betragen derzeit bei der "Notebookmontage (inklusive Versicherung und Unterbringung der Arbeitnehmer) ca. 1 bis 2 Euro pro Gerät". Folglich hätte eine Lohnanhebung "nur eine vergleichsweise geringe Auswirkung auf den Endpreis eines Notebooks. Eine flächendeckende Verbesserung der Arbeitsbedingungen würde den Preis für ein Notebook nur um wenige Prozent verteuern", schreibt Andreas Manhart.

Seine "Empfehlungen an die Notebookindustrie" schließt er mit der Bemerkung ab: "In den großen Absatzmärkten für Notebooks wird ein steigendes Bewusstsein für soziale Themen registriert." Allen "Geiz ist geil"- und weiteren Kaufrauschaufforderungen zum Trotz. (wl)

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