OpenStack statt Amazon Web Services

Open Source macht Cloud Computing flexibler

19.02.2014
Von Frederik Bijlsma
Mit dem Open-Source-Paket OpenStack können gerade auch Unternehmen aus dem Mittelstand eine offene und flexible Plattform aufbauen.
Zur Administration einer offenen und hybriden Cloud sollte eine zusätzliche Abstraktionsebene oberhalb von Virtualisierung, physischen Servern, Speicher- und Netzwerklösungen sowie Public-Cloud-Providern zur Verfügung stehen.
Zur Administration einer offenen und hybriden Cloud sollte eine zusätzliche Abstraktionsebene oberhalb von Virtualisierung, physischen Servern, Speicher- und Netzwerklösungen sowie Public-Cloud-Providern zur Verfügung stehen.
Foto: Red Hat

Standardbasierte und offene IT-Lösungen haben sich in den letzten Jahren immer stärker in den Unternehmen durchgesetzt. Anfangs war Linux nur ein Thema für Entwickler und im Wesentlichen auf Nischenanwendungen beschränkt. Heute hat sich das Open-Source-Betriebssystem aufgrund seiner stetig wachsenden technischen Leistungsfähigkeit und komplettiert durch umfassenden Service und Support in allen Bereichen der Unternehmens-IT etabliert. Eine parallele Entwicklung vollziehen Unternehmen bei der Open-Source-Virtualisierung, die sich zunehmend als Alternative zu proprietären Lösungen verbreitet. Beim Thema Cloud Computing ist aktuell ein vergleichbarer Trend zu beobachten.

Noch aber setzen viele Cloud-Provider auf ihre anbieterspezifischen Lösungen, die untereinander nicht kompatibel sind und daher auch nicht miteinander kommunizieren können. Open Source kann auch hier verkrustete Strukturen aufbrechen und für frischen Wind sorgen.

Eine gute Ausgangsbasis dafür liefert OpenStack, ein Linux-basiertes Open-Source-Cloud-Computing-Projekt, das von der OpenStack Foundation gestartet wurde. Die OpenStack Foundation ist eine Non-Profit-Organisation, die 2012 gegründet wurde und in der Zwischenzeit auf 200 Mitglieder angewachsen ist. OpenStack stellt Komponenten für die Implementierung einer Private- oder Public-Cloud-Infrastructure-as-as-Service (IaaS)-Umgebung bereit, die auf Standardhardware läuft. Vergleichbar ist OpenStack mit EC2 (Elastic Compute Cloud), dem Herzstück der Amazon Web Services. Ebenso wie eine Vielzahl anderer führender IT-Unternehmen arbeitet auch Red Hat aktiv an der Weiterentwicklung von OpenStack mit. Zu den wichtigsten OpenStack-Komponenten zählen Compute (Verwaltung virtueller Systeme), Block und Object Storage, Networking, Dashboard Metering (ein Abrechnungs-Service), Identity, Image Management und Orchestration.

Eine offene Cloud-Infrastruktur

Es gibt eine Reihe von Eigenschaften, die eine Open-Hybrid-Cloud-Infrastruktur auszeichnen, wie sie mit einer OpenStack-Lösung implementiert werden kann. Die wichtigsten Aspekte im Überblick:

  • Offene Standards, Protokolle und APIs: Cloud Computing ist eine vergleichsweise junge Technologie. Daher befindet sich die Standardisierung noch in einem frühen Stadium. Ansätze zur Interoperabilität, die nicht der Kontrolle einzelner Anbieter unterliegen und auf bestimmte Plattformen beschränkt sind, bieten bereits wichtige Flexibilität. API-Spezifikationen können damit die Beschränkungen einzelner Implementierungen überwinden und eröffnen Unternehmen die Möglichkeit, Varianten zu ent¬wickeln, die ihren jeweiligen technischen und wirtschaftlichen Anforderungen gerecht werden

  • Flexibel einsetzbar: Notwendig ist eine weitere Abstraktionsebene oberhalb der physischen Server, der Virtualisierung, den Storage- und Netzwerkkomponenten sowie den Cloud-Providern, um plattformübergreifend ein hybrides Management physischer, virtueller und Cloud-Infrastrukturen zu gewährleisten. Das Cloud-Management ist damit auch unabhängig von einzelnen Virtualisierungstechnologien. Dies ist eine Grundvoraussetzung für den Einsatz von Open Hybrid Clouds, die physische Server, verschiedene Virtualisierungsplattformen und mehrere Public-Cloud-Provider einschließen

  • Portabilität: Lösungen, die für eine Cloud entwickelt wurden, müssen sich problemlos auch auf andere Clouds portieren lassen. Portabilität kann sich auf die unterschiedlichsten Aspekte beziehen: Programmiersprachen, Frameworks, Daten und die Applikationen selbst. Unternehmen, die eine Anwendung für eine bestimmte Cloud entwickelt haben, sollten sie nicht in einer anderen Programmiersprache neu schreiben oder andere APIs verwenden müssen, um sie in einer anderen Cloud einsetzen zu können. Eine einheitliche Laufzeitumgebung über verschiedene Clouds hinweg stellt sicher, dass nicht bei jeder Verlagerung wiederholte Tests und eine erneute Abnahme erforderlich sind.

  • Open Source: Anwender können unabhängig von der Techno¬logie-Roadmap eines einzelnen Herstellers individuell über eine konkrete Implementierung entscheiden. Sie haben mehr Wahlfreiheit. Darüber hinaus haben Unternehmen bei Open-Source-basierten Lösungen wie OpenStack umfangreiche Möglichkeiten, in Communities mit Gleichgesinnten zu kooperieren. Durch die Macht der Vielen können Innovationen deutlich schneller vorangetrieben werden als es ein einzelner Hersteller kann.

Eine hybride Cloud bedeutet, dass ein Unternehmen seine Infrastruktur teils im eigenen Rechenzentrum und teils in einer öffentlichen Cloud betreibt.
Eine hybride Cloud bedeutet, dass ein Unternehmen seine Infrastruktur teils im eigenen Rechenzentrum und teils in einer öffentlichen Cloud betreibt.
Foto: Red Hat

Die Möglichkeit, Applikationen und die zugehörigen Daten zwischen heterogenen Infrastrukturen zu verschieben und zu verwalten, zählt zu den herausragenden Funktionen einer Open Hybrid Cloud, wie sie Unternehmen oder Cloud-Provider mit OpenStack implementieren können. Die Herausforderung liegt im konkreten Fall in der Trennung der Geschäftsprozesse in datenschutzkritische und weniger kritische Workflows.

Eine Open Hybrid Cloud basiert auf Standards, ist interoperabel und modular. Der offene Ansatz verhindert die Herstellerabhängigkeit und fördert Innovation. Eine Open Hybrid Cloud abstrahiert und verteilt Applikationen zwischen physischen und virtuellen Systemen. Sie zeichnet sich dadurch aus, dass es in solch einer Konstellation keinen Unterschied macht, wo sich die Basisinfrastruktur befindet, sei es im eigenen Rechenzentrum, in einer Private oder Public Cloud oder aufgeteilt bei unterschiedlichen Cloud-Providern.

Zur Startseite