Es sind nicht allein die Qualität des Fleisches und die Menge der Kohle für einen gelungenen Grillabend verantwortlich. So wie eine Messe immer langweiliger wird, je weniger Volk daran teilnimmt. Mein Nachbar beispielsweise, zentnerweise Briketts und Edelstahlgrill vom Feinsten, schüttet literweise Spiritus auf die Feuerstelle und wundert sich dann, dass die Lidl-Würstchen liegen bleiben. So, wie bei den Computermessen jährlich ein Brimborium um Prominenz und Management veranstaltet wird, aber kaum jemand die Produkte sieht. Zu viel Rauch, zu wenig Feuer. Abwechslung muss her. Wer nur die Wahl hat zwischen Nudelsalat oder Kartoffel mit Mayo, Bratwurst oder Schweinesteak, sieht sich bald nach etwas anderem um. Appetitliche Messerezepte hat man derzeit in Berlin. Die gemeinsamen technologischen Ursprünge erkennend, harmonieren auf der Funkausstellung ITK und Medien, als wären sie nie künstlich getrennt. Da vereinen sich Borretsch, Lauch und Ananas zu einer prickelnden Komposition, mal bräunt sich ein Curryhuhn, mal ein Stück Lamm. Da findet jeder, was ihm am besten schmeckt. Das Drumherum hält sich in Grenzen, die IFA ist voll, ob Bill Gates spricht oder nicht. Es kommt eben auf die Inhalte an, Produkte, die zeigen, was machbar ist, und nicht trostlose Aufgüsse oder olle Kamellen. Warum nicht mal einen sizilianischen Roten zur Folienkartoffel? Warum kein DVD-Rekorder mit PC-Anschluss? Warum laufen auf der Systems die Klimaanlagen und in Berlin die Hits der Siebziger? Weil es zumindest ein wenig Spaß machen muss, wenn man sich tagelang die Füße rund läuft. Vor vier Jahren noch belächelt, vor zweien skeptisch beäugt, wird die Funkausstellung 2003 die Multimediamesse für Deutschlands Computerläden. Hier kommt die Handyklientel ebenso auf ihre Kosten wie Konsolenzocker oder Kinofans. Netzwerk, Internet, alles ist da. Die viel beschworene Konvergenz von IT, Kommunikation und Unterhaltungselektronik ist hier komprimiert sichtbar. Hier werden Schnittstellen deutlich, wo Cebit und Systems Grenzen ziehen. Ein Event ist eben mehr als nur ein Holzkohlegrill mit einer Bratwurst. Das braucht ein Konzept, einen Regisseur. Mit neuen Produkten als Stars, der Unterhaltungsabteilung der IT und vor allem Publikum hat die ehemals "Braune Ware" wieder Erfolg. Mit Reggae und Prosecco, Rucola und Spargel. Denn erst, wenn der Nachbar so richtig neidisch wird, ist ein Grillabend gelungen.
* Mein Fazit: Die IFA-Flächen sind ausverkauft. Dort beginnt das Weihnachtsgeschäft für die Ladenlokale, und Systemhäuser lernen, wozu Computer sonst noch gebraucht werden können.
Bis demnächst, euer Querschläger!
Der ComputerPartner-Autor "Querschläger" ist ein Fachhändler aus Rheinland-Pfalz.