Schwäbischer IT-Dienstleister macht sich nun auch im Bodensee-Raum breit

06.10.1999

MÜNCHEN: Nicht lange durchgehalten haben die Lenker der Bechtle-Gruppe, Gaildorf, ihre noch im März erklärte Absicht, in diesem Jahr eine Pause in Sachen Firmenzukäufe einzulegen. Der schwäbische IT-Dienstleister holte sich jetzt die in Friedrichshafen am Bodensee angesiedelte Micronet GmbH an Bord."Es gibt Chancen, die darf man sich nicht entgehen lassen", begründet Bechtle-Geschäftsführer Ralf Klenk die unerwartete Akquisition. Micronet sei ein kerngesundes Systemhaus mit den Schwerpunkten IT-Services und Vernetzungstechnik sowie Compaq-Vertriebspartner und eine hervorragende Ergänzung für die Bechtle-Gruppe - dies sowohl in puncto Angebots- und Aufgabenspektrum als auch in geographischer Hinsicht. Zum einen stärke man dadurch nicht zuletzt die eigene Position als strategischer Partner für die Compaq-Großkunden, zum anderen decke man nun den gesamten Bodensee-Raum ab. Dies hatten die Schwaben bereits vor einigen Jahren über ein Joint-venture mit der Stuttgarter Kumatronik im Auge gehabt. Die Partnerschaft ging aber 1997 in die Brüche.

Rund 19 Millionen Mark Umsatz und 26 Mitarbeiter bringt die Anfang der 90er Jahre gegründete Neuerwerbung in die Ehe ein. Geschäftsführer Burckhard Müller, Gründer und bis dato Alleineigentümer von Micronet, steuert auch weiterhin als Verantwortlicher die Aktivitäten des IT-Systemhauses. Er war von sich aus auf die Schwaben zugegangen: vor der Entscheidung stehend, viel Geld in die Hand nehmen müssen, um sich räumlich und logistisch erweitern zu können, dennoch aber Gefahr zu laufen, im Zuge des anhaltenden Konzentrationsprozesses in der deutschen Systemhausszene geschluckt zu werden.

Deutliche Umsatzsteigerung im Visier

Müller sparte sich letztlich die Investitionen und suchte sich selbst einen Interessenten, um im Rahmen der Einbettung von dessen Infrastruktur zu profitieren und ein besseres Standing bei Kunden und Lieferanten zu haben. Micronet, so die Pläne von Bechtle-Chef Klenk, soll nun in puncto Warenwirtschaftssystem, Finanzwesen und auch Logistik voll in die Gruppe integriert werden. "Mit der Rückendeckung von uns wird Micronet verstärkt expandieren", ist Klenk überzeugt. Er rechnet für den Neuerwerb aus Friedrichshafen im laufenden Geschäftsjahr mit einer Umsatzsteigerung auf mindestens 25 Millionen Mark.

Entsprechend nach oben angepaßt hat denn auch der Gaildorfer IT-Dienstleister und -Händler seine Umsatz- und Mitarbeiterplanzahlen für 1999. Ursprünglich war man bei den Einnahmen von einem rein organischen Wachstum auf rund 500 (1998: 397) Millionen Mark und beim Personal von einer Erhöhung auf rund 1.000 (800) Mitarbeitern ausgegangen. Jetzt rechnen die Schwaben mit rund 525 Millionen Mark und deutlich mehr als 1.000 Mitarbeitern. "Aber", beeilt sich Klenk hinzuzufügen, "auch ohne den Micronet-Zukauf liegen wir bereits über Plan." (bk)

Unverhofft kommt oft: Bechtle-Chef Ralf Klenk hatte für dieses Jahr

eigentlich keine Einkaufspläne.

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