Schwieriges Jahr für Comline

02.09.2004
Ein neuer Vorstandsvorsitzender soll dem Top-Ten-Systemhaus Comline neue Impulse geben. Im Jahr 2004 wurde das Unternehmen vor allem durch das Ausscheiden wichtiger Führungspersonen noch einmal kräftig durchgeschüttelt. Von ComputerPartner-Redakteur Damian Sicking

Das Jahr 2003 war für das Systemhaus Comline schon schwierig, und ob das Jahr 2004 besser wird, ist noch nicht klar. Denn nachdem im vergangenen Jahr die Umsätze um immerhin fast 30 Prozent einbrachen, sorgten in diesem Jahr gravierende Personalveränderungen für Unruhe in der Mannschaft.

Vor allem das Ausscheiden von Vorstandsmitglied Ralf-Ulrich Kaste, Gründer des Systemhauses Comics in Karlsruhe, das vor zwei Jahren mit Comline fusionierte, führte zu Diskussionen in der Belegschaft. Kurz danach wurde bekannt, dass die beiden Geschäftsführer der Comline-Niederlassung in Stuttgart, Steven Handgrätinger und Rüdiger Bauer, zum Konkurrenten Bechtle wechseln. Günter Job, Leiter IT-Engineering Südwest, ebenfalls bei Comline in Stuttgart, steht bereits seit Juli als Technischer Leiter auf der Gehaltsliste der Adlon Datenverarbeitung GmbH.

Klar, dass sich Comline-Vorstand Dr. Kay Hradilak um die Stimmung in der Mannschaft sorgt und nach guten Nachrichten sucht. "Wir haben in diesem Jahr eine Niederlassung in Bielefeld aufgemacht, die prima Kunden hat und sich gut entwickelt. Darüber hinaus haben wir mit ehemaligen Mitarbeitern der Ibex AG in Bamberg eine neue Geschäftsstelle eröffnet. Auch München und Berlin haben wir mit ehemaligen Ibex-Mitarbeitern personell verstärkt", streicht er im Gespräch mit ComputerPartner positive Entwicklungen heraus.

Hradilak ist weiterhin an guten Bewerbern interessiert. "Wir haben derzeit in Deutschland zwölf Standorte, da bietet sich für gute Leute eine Vielzahl von Chancen", sagt er. Zudem schließt er eine weitere Expansion nicht aus. Hradilak: "Wenn es irgendwo erfolgreiche Teams gibt, die sich verändern wollen, dann sind wir in jedem Fall interessiert."

Auch im Vorstand gibt es eine Verstärkung zu vermelden. Ab dem 1. Oktober wird es bei Comline einen Vorstandsvorsitzenden geben. Dann übernimmt der ehemalige HP- und SAP-Manager Gerhard Lindemann das Kommando. Lindemann kennt als Comline-Aufsichtsrat bereits das Unternehmen. Er wird künftig das Vertriebsressort verantworten, Hradilak die Finanzen und die Logistik, und als dritter Vorstand konzentriert sich Ralf Schäfer wieder auf das Dienstleistungsgeschäft (Umsatzanteil: 20 Prozent).

Comline-Vorstand Hradilak tritt vehement Vermutungen entgegen, dass das Hardwaregeschäft nach dem Ausscheiden von Vertriebsvorstand Kaste bei Comline keine strategische Rolle mehr spiele. "Das Ausscheiden von Herrn Kaste hat überhaupt keine Konsequenzen für unser Produkt- und Dienstleistungsangebot. Wir sagen Ja zum Hardwaregeschäft - auch im kleineren Rahmen. Natürlich besteht unser Ziel nicht darin, jemandem 20 Notebooks allein zu verkaufen, sondern diese Geräte in ein Komplettserviceangebot zu integrieren", sagt er.

Das Geschäft ist hart, auch in diesem Jahr. Der Start ins Jahr war für Comline zwar gut, doch das zweite Quartal ließ viele Wünsche offen, besonders was den Verkauf von Hardware betrifft, erklärt Hradilak. Es findet zwar Replacement statt, aber nicht in dem Umfang, dass es den Preis- und Margenverfall kompensieren könne. Und die Prognose für das Gesamtjahr? Hradilak: "Wachstum fällt in diesem Jahr sehr schwer."

Meinung des Redakteurs

Das Jahr 2004 ist für Comline ein Jahr des Umbruchs. Jetzt kommt es darauf an, die Weichen richtig zu stellen. Entscheidend wird sein, welche Ziele der neue Vorstandschef Lindemann mitbringen wird und mit welchen Strategien er sie erreichen will. Sicherlich ist von Vorteil, dass Lindemann die Firma und ihr (Wettbewerbs-)Umfeld kennt - und die Firma ihn.

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