Server-Zusammenbrüche können ganze Konzerne in den Konkurs treiben

08.03.2001
Der Ausfall einer Website zieht nicht nur unmittelbare Umsatzeinbußen nach sich - er kann einem Unternehmen richtig an die Substanz gehen. Denn der Imageschaden und die Folgekosten bis hin zu Kursstürzen an den internationalen Aktienmärkten gehen in die Milliarden.

Website-Ausfälle haben der deutschen Wirtschaft im vergangenen Jahr einen Gesamtschaden von 350 Millionen Mark eingebracht. Das ist das Ergebnis einer britischen Studie, die das Marktforschungsunternehmen Schema im Auftrag des Serviceproviders Hostmark in Deutschland, Frankreich, Großbritannien und Schweden durchgeführt hat.

Angesichts der wachsenden Bedeutung von Internet und E-Commerce im B2C- wie auch im B2B-Bereich rechnet Schema für das laufende Jahr damit, dass die deutschen Verluste aus Website-Ausfällen angesichts des stark steigenden Aufkommens mit 742 Millionen Mark auf mehr als das Doppelte steigen werden. Ähnlich hohe Werte ergeben sich auch für Großbritannien. Frankreichs Wirtschaft ist mit Schadensfällen in Höhe von 180 Millionen Mark im vergangenen Jahr noch relativ glimpflich davongekommen. Dies liegt aber vor allem daran, dass dort in Sachen Internet und E-Commerce ein relativ großer Nachholbedarf besteht. Entsprechend sollen die Kosten durch Website-Ausfälle in dem westlichen Nachbarland in diesem Jahr auf mehr als 400 Millionen Mark steigern.

Kurze Downtime mit Langzeitfolgen

In die Rechnung nicht mit eingeflossen sind Folgekosten wie verlängerte Lagerhaltung und Entsorgung verderblicher Güter, die nicht rechtzeitig verkauft werden können, sowie Kurseinbrüche an den Aktienmärkten. In der Finanzwelt geht man davon aus, dass große Geldhäuser wie die Deutsche oder die Dresdner Bank einen Server-Ausfall oder Systemabsturz nicht einmal zwei Tage überleben würden. Der Zusammenbruch einer Großbank könnte sogar das internationale Finanzgefüge aus den Angeln heben und eine Weltwirtschaftskrise auslösen. Dies wäre zum Beispiel dann der Fall, wenn in Tokio durch ein schweres Erdbeben die Lichter ausgingen. Immer tiefer vergraben die Banken in der 25-Millionen-Metropole ihre Server-Landschaften. Doch ob die Sicherheitsmaßnahmen dem zu erwartenden "Big One" nach fast 80 Jahren relativer Ruhe wirklich Stand halten können, ist fraglich. Sollte es in der japanischen Hauptstadt wirklich einmal zum Schlimmsten kommen, wäre der nächste schwarze Freitag, darin sind sich Finanzexperten einig, allemal programmiert. Schon allein aus diesem Grund sollten die Regierungen bei strategisch und wirtschaftlich wichtigen Unternehmen darauf drängen, in ihre Netzwerk- und Server-Sicherheit zu investieren.

Schon ein Ausfall von der Dauer einer Stunde kann große Unternehmen richtig teuer zu stehen kommen (siehe Tabelle). Branchenkenner rechnen vor, dass Amazon in einer Stunde ein Umsatzverlust von 22.500 Dollar blühen würde. Tatsächlich herrschte auf der Website des Online-Händlers Mitte Dezember 2000 für 15 Minuten Funkstille. Chipkrösus Intel, der täglich 33 Millionen Dollar über das Internet umsetzt, müsste in einer Stunde sogar einen Verlust von knapp 275.000 Dollar hinnehmen. Noch größer wäre allerdings der Imageschaden - Exite und AOL, die am gleichen Tag wie Amazon gleich für mehrere Stunden lahmgelegt waren, hatten das deutlich zu spüren bekommen. Und Online-Auktionator E-Bay verlor innerhalb eines Tages Downtime-Zeit fünf Milliarden Dollar seines einstigen Marktwertes.

Nicht nur Systemausfälle, sondern auch lange Zugriffszeiten auf die eigenen Web-Seiten können sich für ein Unternehmen als wettbewerbsgefährdend erweisen. In den USA verlieren die meisten Internet-Nutzer nach zwölf bis 15 Sekunden schon die Lust, auf einer Homepage zu verharren. Die Europäer sind da offensichtlich noch weniger verwöhnt: Für die Alte Welt gibt Schema die kritische Phase, bevor dem User der Geduldsfaden reißt, mit 30 bis 40 Sekunden an. Doch auch hier wachsen mit der zunehmenden Systemleistung die Ansprüche.

Als Hauptursachen für den Zusammenbruch oder die beschränkte Verfügbarkeit von Websites nennt Hostmark folgende Schwachstellen: eine Überlastung des Servers, Probleme mit der Netzwerkverbindung sowie Ausfälle von Strom und Hard- oder Software-Komponenten. Unternehmen, die in die Ausfallsicherheit investieren, sind der Studie zufolge also gut beraten.

www.aol.de

www.ebay.com

www.hostmark.com

www.intel.de

ComputerPartner-Meinung:

Wenn sogar große Online-Anbieter wie AOL oder Amazon nicht vor Server- oder Website-Ausfällen gefeit sind, macht dies deutlich, wie unsicher das Internet noch ist und wie gefährlich es sein kann, hier an der falschen Stelle zu sparen. Denn so wie im Großen von der Ausfallsicherheit der Systeme die Weltwirtschaft abhängen kann, stehen im Kleinen schließlich auch Arbeitsplätze auf dem Spiel. Ausfallsicherheit geht daher alle an. (kh)

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