Siemens-Finanzvorstand: "ICN ist quasi pleite"

01.08.2001
Das gerade abgelaufene Quartal hat den Finanzvorstand von Siemens-ICN, Michael Kutschenreuther, dazu veranlasst, seinen Führungskräften kräftig die Leviten zu lesen. Die Zeitschrift "Focus" zitiert aus einer internen Mail von Kutschenreuther an das Management: "Es sollte auch dem Letzten klar sein, dass ICN quasi pleite ist." Das Mobilfunkgeschäft (ICM) und der Bereich Netzwerktechnik (ICN) hatten in den vergangenen drei Monaten ein negatives EBITA von 563 Millionen Euro (ICN) beziehungsweise 511 Millionen Euro (ICM) verkraften müssen. Be Sparten waren dabei durch Restrukturierungskosten von insgesamt 790 Millionen Dollar belastet worden. Es ist jedoch nicht nur der Verlust, der Kutschenreuther wütend macht, sondern auch der Mittelabfluss von drei Milliarden Euro allein im letzten Quartal. Ein Teil dieses negativen Cash-Flows war der Kaufpreis des gerade übernommenen Unternehmens Efficient Networks (Breitbandzugangstechnik) in Höhe von 1,5 Milliarden Dollar. Dieser musste im vergangenen Quartal vollständig bezahlt werden, wie ein Siemens-Sprecher gegenüber der "Frankfurter Allgemeine Zeitung" erklärte. Der Neuzugang Efficient Networks trug seinerseits ebenfalls mit 74 Millionen Euro zum negativen Ergebnis von ICN bei. Kutschenreuther verwies in diesem Zusammenhang darauf, dass der gesamte Konzern über liqu Mittel von 5,3 Milliarden Euro verfüge (Stand: 30.6.).Kutschenreuther drängt in seiner Mail zur Eile und fordert das Management zu rigorosen Maßnahmen auf: "Scheuen Sie auch nicht davor zurück, sich von Mitarbeitern, die die Situation immer noch unterschätzen, zu trennen", ermahnt er. "Wir müssen alles daran setzen, Maßnahmen umzusetzen, die uns bis zum 30.09. eine substanzielle Verbesserung unseres Geldsaldos und unseres Ergebn sicherstellen." Als Beispiele nennt er das Sperren von Lieferantenrechnungen für vier bis sechs Wochen oder Abverkäufe von abgeschriebenen Lagerbeständen.Damit handelt Kutschenreuther ganz im Sinne seines Chefs, des Vorstandsvorsitzenden Heinrich von Pierer. "Die Ergebn des dritten Quartals sind nicht zufriedenstellend. In den kommenden Wochen werden weitere Korrekturmaßnahmen definiert", kommentiert dieser die miesen Ergebn. Von Pierer hält dennoch an seinen Zielen für 2003 fest. Zu diesem Zeitpunkt sollen ICN und ICM jeweils Gewinnmargen von acht bis elf Prozent (EBITA) erreicht haben. "Die Operation 2003 ist im vollem Gange", so von Pierer. Auf keinen Fall werde sich Siemens vom Bereich Information and Communication (I&C) abwenden. Weitere konkrete Schritte werden allerdings wohl erst ab September zu erwarten sein, wenn Thomas Ganswindt, Nachfolger von ICN-Bereichsvorstand Roland Koch, seinen Dienst angetreten hat. (gn)

Das gerade abgelaufene Quartal hat den Finanzvorstand von Siemens-ICN, Michael Kutschenreuther, dazu veranlasst, seinen Führungskräften kräftig die Leviten zu lesen. Die Zeitschrift "Focus" zitiert aus einer internen Mail von Kutschenreuther an das Management: "Es sollte auch dem Letzten klar sein, dass ICN quasi pleite ist." Das Mobilfunkgeschäft (ICM) und der Bereich Netzwerktechnik (ICN) hatten in den vergangenen drei Monaten ein negatives EBITA von 563 Millionen Euro (ICN) beziehungsweise 511 Millionen Euro (ICM) verkraften müssen. Be Sparten waren dabei durch Restrukturierungskosten von insgesamt 790 Millionen Dollar belastet worden. Es ist jedoch nicht nur der Verlust, der Kutschenreuther wütend macht, sondern auch der Mittelabfluss von drei Milliarden Euro allein im letzten Quartal. Ein Teil dieses negativen Cash-Flows war der Kaufpreis des gerade übernommenen Unternehmens Efficient Networks (Breitbandzugangstechnik) in Höhe von 1,5 Milliarden Dollar. Dieser musste im vergangenen Quartal vollständig bezahlt werden, wie ein Siemens-Sprecher gegenüber der "Frankfurter Allgemeine Zeitung" erklärte. Der Neuzugang Efficient Networks trug seinerseits ebenfalls mit 74 Millionen Euro zum negativen Ergebnis von ICN bei. Kutschenreuther verwies in diesem Zusammenhang darauf, dass der gesamte Konzern über liqu Mittel von 5,3 Milliarden Euro verfüge (Stand: 30.6.).Kutschenreuther drängt in seiner Mail zur Eile und fordert das Management zu rigorosen Maßnahmen auf: "Scheuen Sie auch nicht davor zurück, sich von Mitarbeitern, die die Situation immer noch unterschätzen, zu trennen", ermahnt er. "Wir müssen alles daran setzen, Maßnahmen umzusetzen, die uns bis zum 30.09. eine substanzielle Verbesserung unseres Geldsaldos und unseres Ergebn sicherstellen." Als Beispiele nennt er das Sperren von Lieferantenrechnungen für vier bis sechs Wochen oder Abverkäufe von abgeschriebenen Lagerbeständen.Damit handelt Kutschenreuther ganz im Sinne seines Chefs, des Vorstandsvorsitzenden Heinrich von Pierer. "Die Ergebn des dritten Quartals sind nicht zufriedenstellend. In den kommenden Wochen werden weitere Korrekturmaßnahmen definiert", kommentiert dieser die miesen Ergebn. Von Pierer hält dennoch an seinen Zielen für 2003 fest. Zu diesem Zeitpunkt sollen ICN und ICM jeweils Gewinnmargen von acht bis elf Prozent (EBITA) erreicht haben. "Die Operation 2003 ist im vollem Gange", so von Pierer. Auf keinen Fall werde sich Siemens vom Bereich Information and Communication (I&C) abwenden. Weitere konkrete Schritte werden allerdings wohl erst ab September zu erwarten sein, wenn Thomas Ganswindt, Nachfolger von ICN-Bereichsvorstand Roland Koch, seinen Dienst angetreten hat. (gn)

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