So können Sie Argumentieren

08.08.1997
Was Innovationen anbetrifft, sind deutsche Manager nach Ansicht des Erfolgsschriftstellers Günter Ogger ("Nieten in Nadelstreifen") überwiegend zu unflexiblen Bürokraten (de)generiert. Kreativ würden sie nur dann, wenn es um Ausreden für Aussitzen geht. Hier die häufigsten Argumente für untätiges Warten zum akuten Thema. (Jedes Systemhaus kann sie mit den in Klammern stehenden Gegenargumenten schlagend entkräften.)Der Präzedenzfall: "Die neuen Postleitzahlen haben wir im Laufe der Zeit auch bewältigt."

Was Innovationen anbetrifft, sind deutsche Manager nach Ansicht des Erfolgsschriftstellers Günter Ogger ("Nieten in Nadelstreifen") überwiegend zu unflexiblen Bürokraten (de)generiert. Kreativ würden sie nur dann, wenn es um Ausreden für Aussitzen geht. Hier die häufigsten Argumente für untätiges Warten zum akuten Thema. (Jedes Systemhaus kann sie mit den in Klammern stehenden Gegenargumenten schlagend entkräften.)Der Präzedenzfall: "Die neuen Postleitzahlen haben wir im Laufe der Zeit auch bewältigt."

(Wobei etwa alte Briefbogen lange Zeit überstempelt wurden. Die Datumsumstellung allerdings kommt gnadenlos und kennt keine Toleranzfristen.)

Das magische Tool: "Irgend jemand wird ein Korrekturprogramm auf den Markt bringen, das man einfach drüberlaufen läßt."

(Die Analyse/Korrektur der Programm- und Datenbestände läßt sich nachgewiesenermaßen nur bis zu einer gewissen Grenze automatisieren, der Rest ist zeitintensive Handarbeit mit sensiblem Eingehen auf die spezifischen Belange des Kunden. Wer anderes behauptet, ist ein Scharlatan, im schlimmsten Fall ein gezielt agierender Abzocker.)

Die Aids-adäquate Ausgrenzung: "Schon möglich, aber warum sollen gerade wir betroffen sein."

(Dieser Standpunkt als Stegreif-Behauptung ohne eingehende Analyse nimmt den wirtschaftlichen Selbstmord in Kauf.)

Der formalistisch ahnungslose Chef: "Unser DV-Leiter hat uns nicht verbindlich informiert, also haben wir auch kein Problem."

(Der DV-Leiter hat bisher nicht verbindlich nach oben informiert, weil er seinen Job wenigstens bis zum ersten Crash behalten will -oder schlimmer, er ist unfähig.)

Der Buchhalter: "Wir haben keine ausreichenden finanziellen Reserven für die Umstellung."

(Die nach dem Datums-Gau verbleibenden finanziellen Reserven disponiert dann der Konkursverwalter.)

Der gezierte Minimalist: "Wir als Zulieferbetrieb sind nun wirklich zu klein, um uns darüber Gedanken zu machen."

(Großfirmen werden nach eigenem Bekunden weit vor dem Jahr 2000 Kooperanden, die keine tadelsfreie DV vorweisen, gezielt und gnadenlos auslisten, allein schon, um eigene kostenintensive Mehrarbeit in der Verwaltung zu vermeiden. Zitat aus der Geschäftsleitung der - schon datumsmäßig umgestellten - Hypo Bank: "Der Markt ist hart.")

Der Delegator: "Das muß unser Software-Haus im Rahmen der Wartung lösen."

(Das Software-Haus muß ausschließlich dann, wenn diese Verpflichtung vertraglich festgeschrieben wurde.)

Das Franz-Beckenbauer-Syndrom: "Schaun wir mal, dann sehn wir's schon."

(Da die Ressourcen im Programmierbereich spätestens Mitte 1998 ausgebucht sind, kann hier Michail Gorbatschow gegenzitiert werden: "Wer zu spät kommt, den bestraft das Leben.")

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