Standpunkt

18.02.1999

Alle sprechen von Voice over IP. Während die Anwender von den Kosteneinsparungen profitieren wollen, die diese neue Technologie verspricht, hoffen Internet-Service-Provider (ISPs), Hersteller und Händler, sich eine Scheibe vom liberalisierten Telekommunikations-markt abzuschneiden. Euphorie wäre jedoch fehl am Platz. Denn noch mangelt es in jedem Privathaushalt an der geeigneten Infrastruktur für VoIP, die zudem nur von ISPs und Carriern bereitgestellt und vermarktet werden kann.Die Nachfrage von seiten der Unternehmen nach verstärkter Integration von Telefonie und Computer (CTI) wächst hingegen schnell, und mit Intra- beziehungsweise Extranet steht die passende Infrastruktur für Mehrwert- und Konvergenzdienste " zumindest teilweise " bereits zur Verfügung. Feste Bandbreiten durch Standleitungen oder Frame Relay vereinigen sich hier mit dem Vorteil der komprimierten Sprachübertragung über IP, bei der sich zum Beispiel über einen einzigen ISDN-B-Kanal bis zu acht Gespräche gleichzeitig führen lassen. Verschiedenste Hersteller bieten heute schon ausgereifte Lösungen an; die Optionen reichen dabei vom Anschluß einzelner Apparate bis zur Vernetzung ganzer Telefonanlagen. Neben Sprache können aber auch Daten (E-Mail, Filetransfer, Drucken, SNA, IPX, HDLC etcetera) übertragen und Legacy-Terminals direkt angeschlossen werden.

Kein Zweifel, hier zeichnet sich ein bedeutender Markt für Systemintegratoren und Händler ab. Allerdings entdecken auch ISPs und Carrier, die sich in diesem Bereich als direkte Kontrahenten gegenüberstehen, gerade das Geschäft mit den Businesskunden. Händler und Systemhäuser müssen deshalb wachsam sein und ihre Marktanteile durch eine noch stärkere Kundenbindung sichern. Aufgrund ihrer traditionellen Stärken wie Kompetenz und Flexibilität sollten sie aber ihren größeren und meist unbeweglichen Konkurrenten weit überlegen sein und ihren Kunden Ð durchaus in Zusammenarbeit mit einem Carrier Ð eine kostengünstige und alle Dienste integrierende Lösung anbieten können.

Richard Hellmeier, Vorstandsmitglied Computerlinks AG

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