Stau und Informationen hemmen Produktivität in Unternehmen

03.09.2000
Für eine neue Studie wurden Alltag und Vorlieben in europäischen Büros genauer unter die Lupe genommen. Erste Erkenntnis: Die Deutschen sind keinesfalls nur konservativ und die Spanier nicht unbedingt gesprächig. Und alle glauben, dass sie zu viel arbeiten.

Xerox wollte es genau wissen: Im Auftrag des Herstellers untersuchte das Marktforschungsinstitut Survey Shop die nationalen Unterschiede in fünf europäischen Ländern bezüglich technischer Entwicklung, Kommunikation und Wissensmanagement im Büro. Befragt wurden IT-Entscheider in Unternehmen, deren Mitarbeiterzahl größtenteils zwischen 100 und 750 liegt. 48 Prozent davon verzeichnen einen Jahresumsatz von 100 Millionen Dollar. 73 Prozent der Befragten aus Großbritannien, Frankreich, Deutschland, Schweden und Spanien waren Männer, 27 Prozent Frauen.

Keinesfalls überraschend war das Ergebnis, dass sich die meisten der Befragten während der normalen Arbeitszeiten im Büro am produktivsten fühlen. Meetings oder konstruktive Gespräche mit Kollegen sind offenbar ebenfalls ein Motivationsschub. 37 Prozent der Deutschen und 24 Prozent der Franzosen arbeiten nach eigener Aussage abends am besten. Viele Deutsche und Schweden haben aber auch das Gefühl, in den eigenen vier Wänden mehr zu schaffen. Seltsam: Sechs Prozent der Deutschen und vier Prozent der Spanier bevorzugen dabei das eigene Bad.

Durchschnittlich 70 Prozent der Europäer glauben, dass ihre eigene Produktivität im Laufe der letzten zwei Jahre zugenommen hat. In Spanien gaben sogar 82 und in Frankreich 77 Prozent eine positive Entwicklung an. In Deutschland haben 63 Prozent das Gefühl, sich verbessert, acht Prozent, sich verschlechtert zu haben. Der Rest hat keine Änderung feststellen können. In Großbritannien spürt jeder zehnte Mitarbeiter einen negativen Trend.

Zu viele Infos aus verschiedenen Quellen

Wenn es nicht so richtig vorwärts geht, sind sich fast alle Europäer über die Gründe einig: Etwa 45 Prozent glauben, sie hätten zu viel zu tun, 40 Prozent fühlen sich durch zu viel Information aus den unterschiedlichen Quellen überfordert. Etwa ein Drittel beklagt außerdem, Informationen, die für eine schnelle Entscheidung nötig sind, nicht schnell genug finden zu können. 28 Prozent der Franzosen finden es außerdem immer schwieriger, die eigene Zeit zu organisieren, in Deutschland sind es 18 Prozent. Genauso viele bemängeln hierzulande, dass sie zuviel Zeit im Stau verbringen.

Mobilität ist sowieso nicht immer angesagt: Durchschnittlich 87 Prozent der Befragten haben ihr Büro im Unternehmen, in Deutschland sind es sogar 98 Prozent. Den "flexiblen Arbeitsplatz" gibt es aber durchaus: In Schweden müssen sich sieben und in Frankreich sogar neun Prozent der Befragten den Schreibtisch mit Kollegen teilen beziehungsweise innerhalb des Unternehmens täglich "umziehen". In Deutschland liegt die Quote noch bei null. Vier Prozent der Engländer, sieben Prozent der Franzosen und fünf Prozent der Schweden gaben an, ihr Büro sei ein Laptop und ein Handy. Das Thema Home Office ist europaweit nur in Deutschland und Schweden aktuell, allerdings ist die Zahl dieser Nutzer minimal.

Bei der Informationsbeschaffung sind Internet und das Gespräch mit den Kollegen für mehr die Hälfte der Befragten die bevorzugten Ressourcen. 59 Prozent der Deutschen setzten auf den "Flurfunk" und werden darin nur noch von den Schweden mit 62 Prozent übertroffen. Bei der Suche im Web sind hingegen die Spanier mit rund zwei Drittel führend. Dafür interessieren sie sich am wenigsten für das Intranet: Nur acht Prozent der Südländer wollen aus dieser Quelle schöpfen, während Deutsche und Franzosen gerne einen Blick hineinwerfen. Interessant: Hierzulande greift fast die Hälfte der Befragten auch gern auf die Firmendatenbank zu, während man sich in den anderen Ländern deutlich weniger dafür interessiert.

Deutsche vertrauen dem elektronischen Gedächtnis

Drei Viertel der europäischen Arbeitnehmer bewahren wichtige Dokumente sowohl in elektronischer wie auch in Papierform auf. Das größte Vertrauen haben die Deutschen in das elektronische Gedächtnis, das Sammeln von Dokumenten in Papierform steht hier an zweiter Stelle. Auch beim Aufnehmen der Informationen ist man hierzulande keinesfalls konservativ: Nur noch knapp die Hälfte der Befragten will es schwarz auf weiß, in den anderen Ländern sind es zwischen 60 und 70 Prozent. Nur noch etwa ein Drittel der Befragten in Europa druckt E-Mails oder Web-Sites vor dem Lesen aus.

89 Prozent der Europäer sind der festen Überzeugung, dass der Einsatz von E-Mails in den nächsten zwölf Monaten zunehmen wird, in Deutschland sind es sogar 91 Prozent. Die meisten glauben auch, dass das Internet und Handys stärker zum Einsatz kommen werden. Letzteres glaubt allerdings nur etwa die Hälfte der deutschen Umfrageteilnehmer, während dies in den Nachbarländern durchschnittlich 68 Prozent für wahrscheinlich halten. Einigkeit herrscht auch beim Negativtrend: Die meisten glauben, dass Papierdokumente und Faxe schon in den kommenden zwölf Monaten deutlich an Bedeutung verlieren werden. (mf)

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