STS-Flop wirft MSH AG nicht aus der Bahn

05.04.2000
Obwohl sich das Ende 1999 übernommene Systemhaus STS Spectrum nicht als die erwartete Perle erwies, liegt die MSH AG auf einem guten Wachstumskurs. Akquisitionen sind jetzt vor allem im Ausland geplant.

Bei zwei Themen besteht momentan die Gefahr, dass Klaus Hofmann der Kragen platzt. Das eine Thema heißt Hartmut Wenzel. Wenzel ist der Mann, der Hofmann im vergangenen Jahr das Systemhaus STS Spectrum verkauft hat. Und das andere Thema, bei dem der Blutdruck des Vorstandsvorsitzenden der Frankfurter MSH AG gefährlich ansteigt, ist der seiner Meinung nach viel niedrige Aktienkurs des Unternehmens und insgesamt die Borniertheit des Aktienmarktes.

Der Kauf des Systemhaus-Konkurrenten im benachbarten Sulzbach Ende vergangenen Jahres - von Hofmann damals noch als substantielle Bereicherung gefeiert (siehe ComputerPartner 40/99, Seite 12) - erwies sich für MSH im Nachhinein als Fehlgriff. Erst später merkte Hofmann, dass er nicht, wie er glaubte, eine Perle unter den deutschen Systemhäusern, sondern eine Zitrone erworben hat.

Heute fühlt Hofmann sich von dem ehemaligen STS-Gesellschafter Wenzel hinters Licht geführt. Sein Vorwurf: Das Unternehmen ist für den Verkauf herausgeputzt worden, hinter der schönen Fassade aber bröckelt der Putz von den Wänden, und in den Ecken wuchert Schimmelpilz. Jedenfalls hat Hofmann seine Anwälte schon mal in Stellung gebracht; ungeschoren soll Wenzel ihm nicht davonkommen.

Inzwischen hat Hofmann bei der ehemaligen STS eine Grundsanierung vorgenommen: Das ehemalige STS-Gebäude in Sulzbach wurde aufgelöst und die Mitar- beiterzahl auf 125 halbiert. Zudem hat Hofmann 60 Millionen Mark STS-Umsatz "abgeschnitten", weil daran eine Marge von lediglich einem halben Prozent hing. "Mit so etwas kann ich nichts anfangen. Ich brauche Dienstleistungsumsatz, keine Kistenschieberei", ärgert sich Hofmann.

2,5 Millionen Mark Verlust hat ihm das STS-Abenteuer eingebracht und ihm damit das Ziel, für das Geschäftsjahr 1999/00 (31.3.) einen operativen Gewinn von 37 Millionen Mark auszuweisen, verhagelt (siehe Grafik). Auch umsatzmäßig hat STS die Frankfurter nicht viel weiter gebracht: Lediglich 25,5 Millionen Mark kamen im letzten Quartal von STS; wenig im Vergleich zu den 150 Millionen Mark, die das Unternehmen im Geschäftsjahr 1998/99 erzielte. Der einzige Gedanke, der Hofmanns Stimmung in Bezug auf STS aufbessert (O-Ton: "Das ist alles nicht besonders lustig."), ist der recht niedrige Kaufpreis, der sich im einstelligen Millionenbereich bewegte.

Jedenfalls hat Hofmann aus dieser Erfahrung mit STS gelernt. Zwar wird MSH vor allem im Ausland zukaufen - die Frankfurter sind mit insgesamt 27 Vertriebs- und Servicestützpunkten neben Deutschland in Frankreich, Großbritannien, Spanien, Irland und den Niederlanden vertreten -, aber das jeweilige Management verpflichten, für drei Jahre an Bord zu bleiben.

Das Ausland steuerte im vergangenen Jahr bereits 41,6 Prozent zum Gesamtumsatz bei, eine leichte Steigerung gegenüber dem Vorjahr. In Deutschland erzielte die Tochtergesellschaft Memorex Telex GmbH einen Umsatz von 423 Millionen Mark (plus 21 Prozent).

Für dieses Jahr haben sich die Frankfurter eine Umsatzsteigerung im Konzern um 15 bis 19 Prozent und eine Gewinnverbesserung um 20 bis 22 Prozent vorgenommen. Die überproportionale Gewinnsteigerung rührt aus der Konzentration auf den Dienstleistungsbereich. Bereits im vergangenen Jahr lag der Dienstleistungsanteil im Konzern nach Angaben des Vorstandschefs bei 30 Prozent. Das Ziel: eine Steigerung auf 40 Prozent bis zum Jahr 2004. Hofmann: "Wir sind keine Geldwechselstube. Nur der Umsatz ist gut, der auch Gewinn bringt."

Und damit wäre Hofmann dann auch bei dem zweiten Thema, das ihn erregt: Die Börsenbewertung seines Unternehmens. Mit einem Kurs von 23 Euro fühlt er sich deutlich unterbewertet. Nicht nur im Vergleich zu anderen Neue-Markt-Firmen, die im Gegensatz zu MSH noch nie eine müde Mark verdient haben und dies auch in absehbarer Zukunft nie tun werden. Sondern auch im Vergleich zu Wettbewerbern wie Arxes und Bechtle. "Das alles ist nicht zu verstehen", schüttelt Hofmann den Kopf. Und um nicht völlig zu verzweifeln, mahnt er sich selbst zur Disziplin: "Man muss aufhören, darüber nachzudenken, sonst kommt man nicht in den Schlaf." (sic)

www.msh-ag.de

Zur Startseite