Taskarena AG: Der Traum von Größe ist geplatzt

26.06.2004
Taskarena-Chef Oliver Schlüter hat mal wieder Erklärungsbedarf: Es heißt, die AG stecke noch immer in finanziellenSchwierigkeiten, immer mehr Mitarbeiter würden das Unternehmen verlassen. Schlüter übt sich in Schadensbegrenzung. Von ComputerPartner-Redakteurin Marzena Fiok

Im Jahr 2000 schlossen sich sieben IT-Integratoren und Softwarehäuser mit insgesamt zwölf Standorten zu einer Aktiengesellschaft zusammen. Alle waren allein durchaus erfolgreich, wollten gemiensam aber mehr erreichen: Ihr "Verbund", die Taskarena AG, sollte einer der wichtigsten E-Business-Dienstleister für den deutschen Mittelstand werden.

Davon kann heute keine Rede mehr sein. Zwar gehört die Taskarena noch immer zu den 25 größten deutschen Systemhäusern, doch mit der Restrukturierung ging die gemeinsame Vision verloren. "Das größte Problem der Firma ist heute nicht mehr die Liquidität, sondern der Kompetenzverlust", sagen Beobachter.

Tatsächlich haben mit Achim Greif und Rainer Rüngeler bereits zwei Vorstände entnervt das Handtuch geschmissen. Greif kaufte seine Firma via MBO wieder aus dem Verbund und arbeitet heute wieder auf eigene Faust. Über die Ex-Kollegen mag er kein böses Wort verlieren, aber das könnte mehr mit seiner Beteiligung an der Taskarena, denn mit echter Sympathie zu tun haben. Rüngeler äußert sich auch nicht. Dass er mit anderen "Ex-Taskis" aber inzwischen für ein Konkurrenzunternehmen arbeitet, spricht Bände. Auch Peterheinrich May, ehemals Geschäftsführer bei der Taskarena in Würselen bei Aachen, hat im Frühjahr gekündigt; 14 Mitarbeiter sollen ihm gefolgt sein.

Bei den Verbliebenen - laut Schlüter etwa 250 Mitarbeiter, andere Quellen gehen von 150 aus - scheint der Frust zu wachsen. Wie schon in der Vergangenheit nutzen sie zur Zeit die Anonymität des Internets, um anzuklagen. Es geht um verspätete Gehaltszahlungen und finanzielle Probleme. Am lautesten wird aber der Exodus der Mitarbeiter angeprangert: Das gesamte Security-Team soll nach einem Streit gekündigt haben, einige Standorte seien schon "verweist".

Wie schon Ende des vergangenen Jahres übt sich Vorstandssprecher Oliver Schlüter mithilfe der Marketing-Beauftragten Ina Schmidt in Schadensbegrenzung. Demnach handelt es sich bei den Behauptungen nur um böse Gerüchte, die von frustrierten Ex-Mitarbeitern oder gar von der neidischen Konkurrenz gestreut werden. Doch an einigen davon ist offenbar mehr dran, wie Schlüter einräumen muss: Ja, es sei richtig, dass die Taskarena AG die Rückkehr in die schwarzen Zahlen noch nicht geschafft hat. Vor einem halben Jahr war der Manager sicher, dass es Anfang 2004 so weit sein würde. Nun hofft er auf den Sommer.

Auch dass das Security-Team in Niedernberg nicht mehr auf der Gehaltsliste der AG steht, stimmt. Man habe sich getrennt, weil das Management die Security-Spezialisten im Rahmen der neuen Strategie an den einzelnen Standorten ansiedeln wollte, die Mannschaft da aber nicht mitziehen wollte. Mittlerweile, so versichern Schlüter und Schmidt, habe man aber wieder Security-Kompetenz im Haus. Ärger mit ehemaligen Mitarbeitern hat es laut Schlüter nicht gegeben. Die Aachener Gerichte sehen das anders, die Klagen der Ex-Mitarbeiter sind aktenkundig. Schlüter bleibt dabei: Es geht aufwärts mit dem Unternehmen. Im Juli werde man sogar wieder Mitarbeiter einstellen. Unter anderem im Marketing.

Inzwischen hat auch PR-Beauftragte Ina Schmidt das Handtuch geschmissen.

Meinung der Redakteurin

Die schwierige Zeit der Taskarena dauert nun schon 18 Monate an, es verwundert nicht, dass jetzt selbst die loyalsten Mitarbeiter das Handtuch werfen. Bei aller Schönrederei hat Schlüter in einem Punkt Recht: Die Taskarena wird es weiterhin geben, allerdings sieht es so aus, als ob aus einem der größten Systemhäuser Deutschlands demnächst wieder ein regionaler Key-Player werden könnte.

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