Thyssen-Krupp-Tochter: auf einer Linie mit EDS und T-Systems

10.05.2002
Innerhalb von 15 Monaten hat sich die Triaton GmbH in Krefeld zu einem der größten Systemhäuser in Deutschland entwickelt. Das Unternehmen erwirtschaftete in seinem ersten Geschäftsjahr 360 Millionen Euro und arbeitet nach eigener Aussage profitabel. Für einen Vertrauensvorschuss sorgte die Zugehörigkeit zu einem Großkonzern.

Thyssen Krupp ist ein Name, der Wirkung zeigt: Man denkt an Stahl, an Stärke und an Beständigkeit. Eigenschaften, die heutzutage wieder hoch im Kurs stehen. Vor allem in einer Branche, die schon mal bessere Zeiten erlebt hat. "Es ist ein gutes Gefühl, eine solche Mutter im Rücken zu haben", sagt auch Peter Chylla, Vorsitzender der Geschäftsführung der Triaton GmbH und Vorstandsmitglied der Thyssen Krupp Serv AG. Im Grunde genommen, ist die Aussage aber nur eine Höflichkeitsgeste, denn die "kleine" Krefelder Tochter kommt inzwischen prima ohne Rückendeckung des Mutterhauses zurecht.

360 Millionen Euro Umsatz im ersten Jahr

Der Thyssen-Krupp-Bereich "Information Services", zu dem auch die Triaton gehört, erwirtschaftete im vergangenen Geschäftsjahr (30.9.) knapp 500 Millionen Euro Umsatz - 360 Millionen steuerte Triaton bei. Von den 3.200 Mitarbeitern, die weltweit für Information Services tätig sind, beschäftigt die Tochter etwa 2.400. Bei den Dienstleistungen, die die Firma anbietet, handelt es sich um Rechenzentrumsdienste, um den Aufbau und Betrieb von Netzwerken, um die Einführung und Pflege neuer Software oder um Vor-Ort-Dienste an Computern, EDVNetzen und Telefonanlagen. Das Angebot reicht vom selektiven Outsourcing bis hin zur Übernahme von kompletten Geschäftsprozessen.

Man arbeite natürlich profitabel, sagt Chylla. Und gerade weil ein großer Konzern im Hintergrund steht, vergisst er nie zu erwähnen, dass zwei von drei Euro mit Kunden außerhalb von Thyssen Krupp umgesetzt wurden: "Wir sind das einzige deutsche Systemhaus nach der ehemaligen Debis, das den Sprung vom internen Dienstleister in den externen Markt geschafft hat." Der Manager ist überzeugt, dass sein Unternehmen es dank der speziellen Mischung aus Tradition und New Economy zum Erfolg gebracht hat: "Was die jungen Unternehmen erst noch schmerzhaft lernen müssen, ist bei uns selbstverständlich: Schichtarbeit, Rufbereitschaften und Telearbeit - auch für das Management."

Hinter dem jungen Unternehmen verbirgt sich handfestes Know-how: Triaton ist aus den ehemaligen IT-Gesellschaften von Thyssen, Krupp, Hoesch und Hoechst entstanden und verfügt damit auch über langjährige Branchenerfahrung innerhalb der Industrie. Bedient werden meist international aufgestellte Kunden aus den Bereichen Stahl/Metall, Chemie/Pharma/Health Care, Maschinen- und Anlagenbau und Automotive. Vereinzelt sind auch mittelständische Kunden dabei.

Triaton profitiere derzeit vom Trend, IT-Aufgaben an externe Dienstleister auszulagern, sagt Chylla: "Das Interesse steigt. Outsourcing wird heute deutlich stärker nachgefragt als noch vor ein bis eineinhalb Jahren." Jedenfalls in der Industrie. Triaton hat sich entsprechend aufgestellt: 75 Prozent seines Umsatzes macht das Unternehmen mit Outsourcing, die restlichen 25 Prozent entfallen auf Projekte. Und auch die zeitlich befristeten Aufgaben münden laut Chylla in etwa 80 Prozent der Fälle in eine mehrjährige Betriebsverantwortung. "Outsourcing unterliegt natürlich nicht solchen Schwankungen, wie andere IT-Projekte. Wenn plötzlich gespart wird, bekommen das eher die Hardwareanbieter zu spüren", so der Vorsitzende.

Beim Outsourcing seien die Vertragsverhandlungen aber langwierig und es dauere Monate bis der erste Umsatz kommt. "Diese Verträge laufen dann aber über mehrere Jahre, sie halten das Geschäft stabil. Und oben drauf setzen wir dann noch das Projektgeschäft", erklärt Chylla seine Geschäftsstrategie. "Was wir heute in der Pipeline haben, wird sich vermutlich erst im nächsten Geschäftsjahr auswirken. Aber das ist auch in Ordnung."

Die Aufgaben sind komplex: Für große Chemie-Konzerne wie Celanese oder Honeywell entwickelte Triaton integrierte IT-Lösungen für die Automatisierung des elektronischen, gesetzeskonformen Gefahrgut-Managements. Für AT Attachment-Technologie, einem Unternehmen im Maschinen- und Anlagenbau, realisiert Triaton benutzerfreundliche Web-Shop-Systeme. Und für den eigenen Konzern wurde eine komplexe Internet-basierte Einkaufsplattform implementiert und in Betrieb genommen.

Wachstum als Überlebensstrategie

Um den Anforderungen auch weiterhin gerecht zu werden, setzt Triaton vor allem auf schnelles Wachstum: "Wir haben begonnen, uns in die Welt aufzumachen", so Chylla. Nicht immer geschehe das ganz freiwillig. "Wir spielen in einer Sportart, die uns in ein Größenwachstum hineinzwingt. Man muss den globalen Kunden den globalen Service anbieten und muss das zu vernünftigen Kosten tun." Bei der Wahl der Niederlassungen orientiere man sich deshalb an der Kundschaft. "Unsere Industriekunden gehen in bestimmte Regionen: zum Beispiel in den Nordosten der USA. Da sind wir auch. Oder Sao Paolo, das ist eine große deutsche Industriestadt, da versuchen wir natürlich auch etwas auf die Beine zu stellen." Auch in China sei man dabei und Europa sei ein Muss. "Wir bauen auf, haben allerdings noch einen Riesennachholbedarf."

In etwa 30 bis 40 industriellen Ballungszentren wolle Triaton vertreten sein - mit jeweils 300 bis 500 Mitarbeitern, verkündete Chylla schon in den Anfangszeiten. Die Höhe der Auslandsumsätze werde man von derzeit 15 auf 50 Prozent schrauben - das ist die aktuelle Ist-Marke des Thyssen Krupp Konzerns. Mit solchen Aussagen ist der Manager aufgrund der heutigen Wirtschaftslage allerdings inzwischen etwas vorsichtiger geworden: "Wir werden in diesem Jahr so wachsen, wie der Markt es tut." Genauer festlegen möchte er sich aufgrund der unterschiedlichen Marktprognosen nicht. Die Lage sei ohnehin sehr schwierig: Dem Zwang zu Wachstum würden eine Konsolidierung und eine schwache Marktentwicklung gegenüberstehen: "Allerdings sollte man die Krise, die ohnehin schon da ist, nicht noch zusätzlich herbeireden."

Wachstum könne man aber auch erzielen, indem man gemeinsam etwas auf die Beine stellt. "Das heißt kaufen oder fusionieren", so Chylla. Gerade mittelständische Anbieter sollten seiner Meinung nach darüber nachdenken. "Ohne überheblich zu wirken: sich beispielsweise mit uns zusammenzutun, ist sicher nicht das Schlechteste: Wir haben gezeigt, dass wir auch extern Umsatz generieren können, haben einen funktionierenden Vertrieb aufgebaut." Jedenfalls werde sich bei Triaton in dieser Richtung noch einiges tun, verspricht Chylla.

Auf einer Linie mit EDS und T-Systems

Während die Konkurrenz Entwicklung und Pläne von Triaton nicht kommentiert, hat Chylla keine Hemmungen über den Wettbewerb zu sprechen. "Wir betrachten in erster Linie EDS und T-Systems als Wettbewerber, weiter hinten Siemens Business Services und IBM Global Services. In Teilbereichen sicher auch Compunet und Accenture. Aber immer weniger mittelgroße Häuser." Das liege aber weniger an der eigenen Betrachtungsweise, sondern viel mehr an der Marktentwicklung: "Auch die Kunden verlagern sich auf ein, zwei Hand voll Anbieter." Man würde eben damit rechnen, dass viele Unternehmen in zwei bis drei Jahren nicht mehr da sind und vorsichtshalber gleich auf die Großen zurückgreifen. Die Bedenken findet Chylla berechtigt: "Das Geschäft ist härter geworden, der Markt ist mit rund 200 Teilnehmern übervoll." Überraschend sei die Entwicklung aber nicht: "Am Ende ist auch das nur eben ein Markt: genauso wie es auch in der Industrie zu einer Konsolidierung gekommen ist, wird das auch hier passieren." Man könne die heutigen Zeiten nicht mit dem Boom am Ende der 90er vergleichen. "Damals gab es drei Ströme, die sich zu einer Riesenwelle vereinigt haben: ERP-Einführung, die Jahr-2000-Problematik und der Euro." Die Welle ist nicht sofort abgeebbt, doch inzwischen spüre man die Flaute.

Triaton geht es laut Chylla aber nach wie vor gut: Das Unternehmen akquirierte bereits in den ersten Monaten des neuen Geschäftsjahres mehr als 50 Neukunden mit einem Auftragsvolumen von 35 Millionen Euro - darunter Ruhrgas und Alessa Chemie. Ak-tuell habe man mit der GefaLeasing GmbH, einer Ex-Tochter der Dresdner Bank, einen Outsourcing-Vertrag abgeschlossen, das Volumen bewege sich in zweistelliger Millionenhöhe, wie Chylla sagt. Die Größenordnung sei typisch für die Aufträge, nur bei den Kunden aus dem Mittelstand gehe es meist um drei bis fünf Millionen. Sich bei dieser Größenordnung als Systemhaus zu bezeichnen, reicht nicht mehr aus, das sieht auch der Vorstand so: "Da es unsere Hauptgeschäftsfelder nicht so trifft, favorisieren wir inzwischen auch eher die Bezeichnung IT-Service-Provider."

www.triaton.com

ComputerPartner-Meinung:

Triaton profitiert in vielfacher Hinsicht vom Mutterkonzern: Die Aufträge aus eigenem Hause erleichterten den Start und sorgen für eine stabile Basis, der Kunde gibt der GmbH aufgrund des Hintergrunds einen Vertrauensvorschuss. Außerdem wird ein Unternehmen, das nicht nur die nötige Größe, sondern auch das Branchen-Know-how mitbringt, bevorzugt. Um die Zukunft dieses Dienstleisters muss man sich keine Sorgen machen. Stattdessen darf gewettet werden, wann der Gang an die Börse kommt. (mf)

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