Transtec-Aktien sind eine Versuchung wert

18.11.1999
MÜNCHEN: Trotz unsicherer Börsentendenz sind einzelne Werte am Neuen Markt für eine Anlage interessant. Dazu gehören die Aktien der Tübinger Transtec AG.

Transtec hat in den ersten neun Monaten sehr erfolgreich an die Geschäftsentwicklung von 1998 angeknüpft. Das traditionell beste vierte Quartal soll noch einmal für einen zusätzlichen Gewinnschub sorgen. Allerdings hegt der Vorstand in Tübingen leise Zweifel, ob nicht das viel zitierte Jahr-2000-Problem diesen oder jenen Kunden Investitionen ins nächste Jahr verschieben läßt.

Die Entwicklung ist praktisch nicht vorhersehbar. Und insofern herrscht auch über das für die Aktienexperten wichtige Jahresergebnis pro Aktie noch keine endgültige Klarheit. Die Schätzungen bewegen sich derzeit zwischen 1,40 und 1,70 Euro, was auf aktueller Kursbasis 42 einem KGV zwischen 30 und 25 entspricht - auf 2000er-Prognosegrundlage gar unter 20. Die Aktie gehört damit zu den eher preiswerten Papieren am Neuen Markt. Nimmt man das jährliche Umsatz- und Ertragswachstum als Basis, so ist sie praktisch fair bewertet und nicht so überteuert wie viele andere Titel im Computersegment. Der Vorstand legt ausdrücklich Wert auf "qualitatives Wachstum", was bedeutet, daß die Margen im Geschäft des Systemherstellers trotz des allgemeinen Preisdrucks über dem Durchschnitt liegen.

Nicht zu unterschätzen ist auch die vergleichsweise solide finanzielle Basis - zum Beispiel die mit 48,4 Prozent recht stattliche Eigenkapitalquote. An liquiden Mitteln stehen 6,51 Millionen Euro etwa für die weitere Expansion in Europa zur Verfügung. Aktuell beschäftigt Transtec 353 Mitarbeiter, das sind 112 mehr als im Vergleichszeitraum des Vorjahres. Außerdem hat Forrester Research kürzlich den Internet-Auftritt von Transtec mit einem vierten Platz von 100 bewerteten Business-to-Business-Seiten gewürdigt. Von den deutschen Unternehmen ist dies die beste Plazierung.

AKTIE MUSSTE KRÄFTIG FEDERN LASSEN

So weit, so gut, wenn da nicht die unberechenbare Börsentendenz wäre. Auch Transtec gehört zu jenen Titeln am Neuen Markt, die anfangs stark hinaufgejubelt wurden und im Zuge des allgemeinen Kursrückgangs an der deutschen Wachstumsbörse seit März 1999 kräftig Federn lassen mußten. Andererseits notiert die Aktie noch über ihrem Ausgabepreis, was vielen jüngeren Emissionen nicht gelungen ist.

Leider gehört das ehrgeizige Tübinger Systemhaus jedoch auch zu jenen Werten, um die es in letzter Zeit ziemlich ruhig geworden ist. Deutlicher gesagt: Transtec ist - wie viele andere junge IT Companies auch - im diesjährigen Emissionsboom am Neuen Markt etwas in Vergessenheit geraten. Seit März dieses Jahres hat sich die Zahl der dort gelisteten Unternehmen mehr als verdoppelt. Angesichts der Fülle verlieren die einzelnen Gesellschaften an Profil. Dem kann man zwar mit pausenloser Publicity-Präsenz begegnen. Da besteht aber die Gefahr des "Overkill", den die hochgejubelten Internet-Firmen jetzt zu spüren bekommen.

Klappern gehört zum Handwerk. Am besten entwickeln sich seit Jahr und Tag aber die Kurse jener Unternehmen, die einen soliden jährlichen Ertragszuwachs vorweisen können. Zu dieser Kategorie rechnet sich Transtec. Insofern ist die Aktie auf dem gegenwärtigen Niveau ganz gut fundiert. Allerdings mit dem Vorbehalt, daß bei einer erneuten Korrektur am Neuen Markt auch die Transtec-Notierung noch mal unter Druck geraten könnte. Und natürlich müssen die Wachstumsprognosen eintreffen. Insgesamt aber dürften die Transtec-Papiere den längerfristig orientierten Aktionären stattliche Gewinne bringen.

Neuerdings auf dem Vormarsch befindet sich Easy Software (Dokumenten-Management-Systeme). Das Unternehmen festigt seine Marktposition mit einer geschickten Akquisitionsstrategie und Kooperationen mit führenden Softwareentwicklern wie Microsoft. Die Aktie gilt als "Überraschungskandidat" mit 30- bis 40prozentigem Kurspotential, obwohl sie schon recht teuer ist (Kurs derzeit: 30 Euro). Die beachtlichen Wachstumsraten bei Umsatz und Gewinn rechtfertigen jedoch eine hohe Bewertung. Außerdem dürfen Softwarepapiere ohnehin mehr als Hardwarepapiere kosten. Nicht zu unterschätzen: Die Aktie scheint bei Börsenanalysten und Fondsmanagern ziemlich beliebt zu sein. (kk)

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