Das kleine Unternehmen Comidio aus dem hessischen Eltville hat sich den Schutz der Internet-Nutzer vor Datensammlern auf die Fahne geschrieben. Mit der TrutzBox, einem Internet-Gateway auf Linux-Basis, bietet Comidio eine leistungsfähige Hardware-Lösung, die einfach zu bedienen sein soll. Zu schützende Rechner, Tablets, Smartphones und Smart-TVs werden an die TrutzBox angeschlossen, die alle potenziell unerwünschten Tracking-Versuche aus Werbenetzwerken ausfiltern soll. Außerdem bietet die TrutzBox einen Mail-Server mit Ende-zu-Ende-Verschlüsselung und Anonymität über das Tor-Netzwerk.
Die Hardware-Basis wird zugekauft und derzeit praktisch zum Selbstkostenpreis abgegeben. Das taiwanesische Unternehmen PC Engines bietet die Hardware unter der Bezeichnung APU1D4 als leistungsfähigeren Nachfolger seiner schon länger angebotenen ALIX-Systeme an. Auf dem Mainboard werkelt eine x86-kompatible Zwei-Kern-CPU (Bobcat) aus AMDs G-Serie (T40E) mit 1 GHz Takt und 4 GB RAM. Sie hat wesentlich mehr Leistungsreserven als die Rechenwerke in einer FritzBox oder einem Raspberry Pi. Als Massenspeicher dient eine interne SDHC-Karte mit 16 GB. Das Board bietet auch die Möglichkeit eine mSATA-SSD zu verbauen. Das Gehäuse mit einer Kantenlänge von 17 x 16 cm ist etwas über 3 cm hoch. Als nach außen geführte Anschlüsse sind dreimal LAN, zweimal USB, eine neunpolige RS232-Buchse sowie eine Buchse für die Stromversorgung (12 V) vorhanden.
Lieferumfang
Im Lieferumfang sind neben der TrutzBox ein 12-V-Steckernetzteil, ein zwei Meter langes Netzwerkkabel, ein WLAN-USB-Adapter der Firma TP-Link (TL-WN722N; 150 Mbps; 802.11b/g/n) und ein USB-Verlängerungskabel enthalten. Letzteres kann genutzt werden, um den WLAN-Adapter empfangsgünstig zu positionieren. Ein gedrucktes Handbuch gibt es hingegen nicht – lediglich eine zweiseitige Kurzanleitung für die Inbetriebnahme wird mitgeliefert. Ein ausführliches Handbuch finden Sie auf der Comidio-Website, ebenso ein Kompendium, das viele Details über die TrutzBox enthält und über die Gefahren im Internet informiert, vor denen die TrutzBox schützen soll. Das Kompendium ist auch als PDF-Datei zum Download erhältlich.
Comidio installiert eine auf Linux-Basis (Debian Jessie) selbst entwickelte Software, die über den Web-Browser bedient wird. Das Herzstück sind die Web-Filter, die der Hersteller ebenso wie die übrige Software bei Bedarf per Online-Update aktualisiert. Des Weiteren ist ein Mail-Server integriert, der den Austausch Ende-zu-Ende-verschlüsselter Mails zwischen TrutzBox-Nutzern ermöglicht. Eine Erweiterung der Mail-Funktionalität um etwa PGP-kompatible Verschlüsselung für den Austausch mit beliebigen Mail-Nutzern ist noch in der Entwicklung. Als Virenscanner ist ClamAV installiert.
Auch ein „TrutzRTC“ genanntes Video-Chat-System wird derzeit entwickelt. Es soll ähnlich wie Firefox Hello auf dem Standard WebRTC aufbauen und ebenfalls Ende-zu-Ende verschlüsselt sein. Ein wesentlicher Unterschied ist allerdings, dass der Chat-Server auf der TrutzBox laufen wird und nicht wie bei Firefox auf einem Server eines Unternehmens. Damit können, anders als etwa bei Skype oder anderen Chat-Systemen, der Hersteller oder Dritte nicht mitlauschen. Nur einer der Chat-Teilnehmer muss eine TrutzBox haben.