Unternehmen halten IT-Budgets weiter auf Sparflamme

15.05.2003
Deutsche Firmen treten bei ihren IT-Budgets weiter auf die Kostenbremse. Ausgaben orientieren sich immer stärker an Kriterien wie Zweckmäßigkeit und Wirtschaftlichkeit. Doch diesen Nachweis können viele Anbieter nicht erbringen, so eine Mummert-Studie.

2002 wird wohl als das Sparjahr in die Geschichte eingehen. Auch 2003 bleiben die IT-Budgets der deutschen Unternehmen mit Verweis auf die schlechte Konjunktur und Ertragslage stark unter dem Deckel oder werden sogar nachträglich zusammengestrichen.

Es hat sich jedoch herumgesprochen, dass man sich auch zu Tode sparen kann. Wenn investiert wird, dann hauptsächlich in Projekte, die der Produktivitäts- und Umsatzsteigerung, der Optimierung der Geschäftsprozesse und Senkung der Kosten dienen. Sprich, ins Zentrum der Überlegungen rücken die Wirtschaftlichkeit und der Return on Investment (ROI), zu Deutsch: Amortisierung. Jedoch bleiben die Anbieter den Firmen dahin gehend oft den Nachweis schuldig, oder es fehlt ihnen einfach an Argumenten, den ROI ihrer Produkte und Dienstleistungen in den Vordergrund zu rücken. Das ergab eine Studie von Mummert Consulting auf der Basis einer Umfrage der Zeitschrift "Informationweek" bei rund 750 IT-Entscheidern.

Hatten sich 1999 noch über 50 Prozent der Unternehmen innovationsfreudiger als früher bezeichnet, waren es 2002 nur noch knapp 14 Prozent. Auch für dieses Jahr rechnet nur weniger als ein Viertel der IT-Entscheider mit Mehrausgaben gegenüber dem Vorjahr. Wie die Erfahrungen der vergangenen anderthalb Jahre zeigen, werden bereitgestellte IT-Budgets aber auch oft nachträglich noch einmal zusammengestrichen. Im Schnitt lag der Anteil der Unternehmen, die weiter kürzten, bei 24,1 Prozent, bei großen Unternehmen mit über 2.000 Mitarbeitern lag er sogar bei 42,9 Prozent. Besonders krass äußerte sich das im Industrie- und im Finanzsektor, wobei die meisten Einschnitte den Bereich Hardware betrafen. Mit nachträglichen Kürzungen in diesem Jahr rechnen im Schnitt 17,5 Prozent der Unternehmen; bei den Konzernen sind es 33,3 Prozent, in dem stark mit Dienstleistern besetzten Mittelstand mit 20 bis 99 Mitarbeitern hingegen nur 3,6 Prozent. Überhaupt lässt sich feststellen, dass mittelständische Unternehmen immer noch konservativer und zweckorientierter investieren als größere Konzerne, dafür aber auch die verlässlicheren Kunden zu sein scheinen. Gleichzeitig besteht bei ihnen auch mehr Nachholbedarf. Viele Projekte sind bei den Großen schon abgeschlossen und bergen im Mittelstand noch etliche Potenziale. Dazu gehört Enterprise Resource Planning (ERP) als das dem Gebot der Wirtschaftlichkeit entsprechenden Topthema in diesem Jahr ebenso wie Customer-Relationship-Management (CRM), Dokumentenmanagement (DMS), E-Commerce, E-Learning, Supply-Chain-Management (SCM) und E-Procurement. Schaut man sich die Liste der wichtigsten Projekte für 2003 gegen die derjenigen an, die 2002 am ehesten verschoben wurden, zeigt sich, dass sehr wohl Bereitschaft besteht, in DMS oder SCM zu investieren. Andererseits wollen die Unternehmen sich aber auch auf keine langen Experimente einlassen. Mehr als zwei Jahre bis zur Amortisierung sind für die meisten Firmen zu viel. Entsprechend wird dann oft wieder der Rotstift gezückt und nachträglich gekürzt. Vorbei die Zeit der großen Hypes. Vorbei auch der Anspruch der Unternehmen, stets über die neuesten Technologien zu verfügen und abgeschriebene Geräte möglichst bald auszutauschen beziehungsweise zu ersetzen.

www.mummert.de

ComputerPartner-Meinung

Mit wagen Hype-Themen kann man keinen Hund mehr hinter dem Ofen hervorlocken, erst recht kein deutsches Unternehmen. Je schwieriger die wirtschaftliche Situation, umso genauer wird gerechnet, wann sich eine Investition in barer Münze auszahlt. Der König (französisch "Roi") Kunde fordert heute viel mehr als früher einen klaren Amortisierungsplan (englisch ROI). Diesen Nachweis mit hieb- und stichhaltigen Argumenten zu erbringen, wird künftig die Aufgabe für IT-Berater und Systemhäuser sein. Denn die Hersteller können es offenbar nicht. (kh)

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