Interview mit Manfred Lackner, Profi AG

"Vier Kernaufgaben für den modernen VAR in der Cloud"

Ronald Wiltscheck widmet sich bei ChannelPartner schwerpunktmäßig den Themen Software, KI, Security und IoT. Außerdem treibt er das Event-Geschäft bei IDG voran. Er hat Physik an der Technischen Universität München studiert und am Max-Planck-Institut für Biochemie promoviert. Im Internet ist er bereits seit 1989 unterwegs.

Welche Cloud-Services?

Und was soll der Cloud-Service-Reseller tun?

Lackner: Er könnte beispielsweise Public-Cloud-Dienste in sein Portfolio aufnehmen. Dies gilt insbesondere für IaaS-Angebote (Infrastructure-as-a-Service) von Herstellern wie IBM, Fujitsu oder HP. Oft benötigt der Kunde Computing-Power nur für wenige Wochen, etwa zum Testen von neu erworbener Software, bevor diese in den Produktivbetrieb übergehen kann. Dazu reicht eben die für eine bestimmte Zeit "geliehene" Rechenzentrumskapazität. Für den Kunden hat es den Vorteil, dass er sich keine zusätzliche Hardware anschaffen muss, die nach der Migration der Software nicht mehr benötigt würde.

Und der Cloud Operator bietet die vielbeschworenen Managed Services an?

Lackner: Genau! Hier geht es um den Betrieb der privaten Cloud beim Kunden. Der Reseller könnte noch Zusatz-Services aus der "öffentlichen Wolke" bereitstellen, zum Beispiel "ERP-as-a-Service". Denn auch diese "Public Services" müssen oft an Kundenwünscheangepasst werden. Der klassische Systemintegrator wird zum "Cloud Integrator".

Aber wird dann der Cloud Integrator nicht weniger zu tun haben und weniger verdienen?

Lackner: Aber nein, im Gegenteil: Die neuen Apps sind in der Handhabung viel komplexer als klassische Software, sie müssen viel öfter an veränderte Bedürfnisse des Kunden angepasst und stets mit neuen Cloud-Services verknüpft werden. Auch die Anforderungen an die Verfügbarkeit der Apps steigen stetig, und die dahinterstehenden Geschäftsprozesse werden immer komplexer, sodass für den Cloud Integrator mehr als genug zu tun bleibt.

Das ist doch mal eine gute Nachricht für unsere Leser!

Lackner: Auf jeden Fall, denn nur der Channel-Partner kennt die Geschäftsprozesse seines Kunden so genau, dass er ihn kompetent beraten kann. Nur er kann dem IT-Leiter die technologischen Möglichkeiten der Cloud realistisch aufzeigen. Dazu muss er aber neue Themen aktiv aufgreifen und seinem Kunden präsentieren. Die Private Cloud mit den dazugehörigen Apps ist für das versierte Systemhaus eindeutig ein Umsatztreiber.

Welche anderen Tätigkeitsfelder öffnen sich Systemintegratoren noch in der Cloud?

Lackner: Beim Thema Desktop-Virtualisierung stehen wir erst ganz am Anfang des Metamorphoseprozesses. Dabei sind virtualisierte Desktops flexibler, kostengünstiger und einfacher zu verwalten als die bisherigen Fat Clients. Eine weitere zusätzliche Verdienstmöglichkeit bietet sich im Technologiesegment Security. Schließlich muss der ganze Datenverkehr zur und von der Cloud verschlüsselt werden. Hinzu kommen weitere Dienstleistungen bei der Einbindung der neuen mobilen Endgeräte wie Smartphones und Tablets an die Cloud.

Also ist die Cloud keine Bedrohung für den Channel?

Lackner: Keinesfalls, denn der Public-Anteil an der Cloud wird auch noch 2016 erst 30 Prozent betragen, so die Marktforscher, und in der Private Cloud stecken noch viele zusätzlichen Verdienstmöglichkeiten für den Channel. Systemhäuser sollten sich aber möglichst breit aufstellen, um das Potenzial in der Cloud voll auszuschöpfen. Am besten wäre es unserer Ansicht nach, wenn sie alle vier Rollen, also Berater, Infrastrukturlieferant, Softwareanpasser und Managed-Service-Provider, besetzen würden. (rw)

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