Ein Firmenverbund aus Fachhändlern ist ja im Prinzip nichts Neues (siehe auch diese Umfrage). Der Grundgedanke "Eine Hand wäscht die andere" oder wie es bei den Musketieren hieß "Einer für alle – alle für einen" ist ja so neu nun nicht.
Aber anders als im Gastgewerbe, wo sich der Italiener mit dem Griechen über die Sommerpause abspricht, ist es doch ein kleines Risiko, die wenigen, noch nicht von Geiz-Geilheit besessenen Kunden dem Wettbewerber zu empfehlen. Allein die Aufdröselung eines solchen Gemeinschaftsprojekts – Wer hat welche Kosten und Ertragsanteile? Wer übernimmt die Haftung? – stellt die Wirtschaftlichkeit in Frage.
Aber im Ernst: Wer glaubt letztendlich, durch einen Firmenverbund an Großaufträge zu kommen? Ist das realistisch, gegen die allseits gepuderten Systemhausgrößen konkurrieren zu wollen? Und wo verläuft die Grenze zur Preisabsprache? Was, wenn ein dritter Mitbewerber sich ein paar Abmahnanwälte bezüglich unlauteren Wettbewerbs engagiert? Wer riskiert letztendlich die eigene Existenz für Luftnummerngeschäfte?
In der Theorie ist ein lokaler Firmenverbund eine gute Antwort auf aggressive Systemhäuser von außerhalb. Sinnvoller wäre es, die Einzelfirmen gleich in eine Genossenschaft einzubinden, die sich um größere Aufträge, zentrale Abrechnung und Verwaltung sowie die Verteilung des Ertrags kümmert. Ob nun Raiffeisen oder Marx als Ideologie kolportiert werden: Wenn die Großen nicht von sich aus aufgeben oder sich vorher selbst kaputt machen, welche Chance bleibt? Beim Roll-out eines größeren Auftrags stehen wir an logistischen und personellen Grenzen, an wirtschaftlichen bei der Vorfinanzierung und an existenziellen bei einem Zahlungsausfall. Sozialismus als Chance in der Krise? Nö. Dann eben Raiffeisen!
Mein Fazit: Etwa 60 Prozent der Umfrageteilnehmer finden den Firmenverbund prinzipiell positiv. Spannend wäre jedoch zu wissen, wie viele ihn praktizieren!
Bis demnächst, Euer Querschläger!
(Der ChannelPartner-Autor "Querschläger" ist ein Fachhändler aus Rheinland-Pfalz.)