Möglicherweise Fälschungen

Vorsicht bei Office-Schnäppchen

17.09.2012
Reseller sollten genau hinsehen, ehe sie bei Office-Paketen zugreifen, die weit unter dem üblichen Marktpreis angeboten werden. Denn allzu billige Angebote könnten sich im Nachhinein als Fälschungen entpuppen.
Wenn der Preis vom gängigen Markt-Niveau zu sehr abweicht, ist Vorsicht angesagt. (Foto: Pixelio/Gabi Schoenemann)
Wenn der Preis vom gängigen Markt-Niveau zu sehr abweicht, ist Vorsicht angesagt. (Foto: Pixelio/Gabi Schoenemann)
Foto:

Reseller sollten genau hinsehen, ehe sie bei Office-Paketen zugreifen, die weit unter dem üblichen Marktpreis angeboten werden. Denn das günstige Schnäppchen könnte sich im Nachhinein als Fälschung entpuppen, wie ein Microsoft-Partner jüngst erleben musste.
Der Vertriebspartner hatte mehrere günstige Office-Lizenzen über einen nicht autorisierten Distributor erworben. Nach der Lektüre des ChannelPartner-Artikels, der vor den im Umlauf befindlichen Office-Fälschungen warnte, kontaktierte der Händler angesichts einiger verdächtig erscheinende PKCs (Product Key Cards) diesen Distributor. Der wiederum verwies ihn an den Microsoft PID (Produktidentifikations-Service), an den der Händler die Pakete denn auch schickte.

Wie die Prüfung ergab, handelte es sich tatsächlich um Fälschungen. Der PID bot dem Partner aus Kulanzgründen einen Wertausgleich an, sendete aber anstelle der zwei eingesandten Office 2010 Business PKCs ein Windows 7 Professional 32bit als Austausch.

Einen Anspruch auf den Austausch der gefälschten Kopie gegen ein Originalprodukt gibt es nicht - auch dann nicht, wenn der Partner unwissentlich ein gefälschtes Produkt erworben hat. In diesem Fall kann er sich nur direkt an das Unternehmen wenden, das ihm das gefälschte Produkt verkauft hat.

Höhere Sicherheit bei autorisierten Bezugsquellen

"Wir empfehlen unseren Partnern dringend, Software nur über die von Microsoft autorisierten Distributoren zu kaufen. Denn nur dann hat der Partner im Zweifelsfall eine rechtliche Handhabe", erklärt Microsoft-Unternehmenssprecher Thomas Baumgärtner auf Anfrage von ChannelPartner. Man bemühe sich zwar darüber hinaus wo immer möglich um eine Kulanzregelung. Allerdings haben Reseller darauf keinen rechtlichen Anspruch.

Generell könnten auch die autorisierten Distributoren ihre Bezugsquellen frei wählen. "Wir erwarten von ihnen allerdings höchste Sorgfalt beim Kauf der Produkte und die entsprechende Fachkenntnis, im Zweifelsfall Fälschungen sofort zu erkennen ", so der Microsoft-Sprecher. Offizielle Distributoren für die Office-Pakete sind: Also Actebis, Ingram Micro, Tech Data, Wortmann, und Devil (nur OEM-Distribution).

Bezugsquellen und Prüfverfahren der autorisierten Distributoren

"Ingram Micro bezieht aufgrund des direkten Vertragsverhältnisses mit Microsoft die Office Pakete ausschließlich direkt über das European Operation Center (EOC) von Microsoft. Außerdem werden beim Wareneingang im Logistikzentrum von Ingram Micro in Straubing Stichproben anhand der bekannten Echtheitszertifikate durchgeführt", erläutert Thorsten Schwecke, Senior Manager Software bei Ingram Micro, das Vorgehen beim Dornacher Broadliner. "Damit stellen wir bei der Weitergabe an die Kunden die 100-prozentige Echtheit der Microsoft-Produkte sicher."

Auch Wortmann gewährleistet, dass ausschließich Originalware verkauft wird: "Als offizieller Distributor von Microsoft für diese Produkte und einem ausschließlichem Bezug der Produkte von Microsoft ist das im Grunde sichergestellt", erklärt Wortmann-Aufsichtsratsmitglied Robin Wittland. "Das ist genauso sicher, wie von der Bank Geld zu holen."

"Tech Data bezieht die Office Pakete ausschließlich direkt von Microsoft, so dass die Echtheit sichergestellt ist und empfiehlt auch den Kunden, nur bei autorisierten Distributoren einzukaufen", erklärt Alexander Spohr, Business Unit Manager PCC bei Tech Data.

Beim Soester-Straubinger Distributor Also Actebis verhält es sich ähnlich: "Als autorisierter Microsoft Partner erfolgt unser Bezug von Microsoft Produkten ausschließlich und direkt über das European Operation Center von Microsoft", erklärt Jennifer Weber, Head of Business Unit Microsoft bei Also Actebis. "So können wir direkt an der Quelle die Infiltration von Fälschungen ausschließen. In enger Rücksprache mit Microsoft und gemäß detaillierten Anweisungen führen wir dann aber zusätzlich weitere Checks beim Wareneingang durch. Diese Prüfmaßnahmen greifen auch bei Reklamationen, so dass gefälschte Ware auf diesem Weg nicht in unseren Warenfluss gelangt. Diese Maßnahmen sind generell Bestandteil unserer Qualitätssicherung und nicht nur jetzt vor dem Hintergrund der Office-Paket-Fälschungen gesondert installiert worden."

Der Braunschweiger Distributor Devil war bis zur Abkündigung von Office 2007 ebenfalls autorisierter Distributor. Seither bezieht Devil die Office-Pakete vorzugsweise in der autorisierten Distribution. "Im Wareneingang überprüft geschultes Personal die eingehende Software auf die erforderlichen Merkmale genuiner Software. Nur zweifelsfreie Ware wird eingebucht, andernfalls der Microsoft-PID (Produkt-Identifikations-Service) einbezogen", sagt ein Unternehmenssprecher. Zudem werden die Seriennummern eingehender Office-Produkte erfasst, so dass sich Lieferquellen und -wege nachvollziehen lassen. "Wir informieren Vertriebsmitarbeiter und Partner, wenn wie im Moment kritische Ware im Markt aufgetaucht ist", so der Devil-Sprecher

Woran sind Fälschungen zu erkennen?

Gefälschte Office-Pakete lassen sich schon an bestimmten Merkmalen an der Umverpackung erkennen, beispielsweise an Rechtschreib- oder Druckfehlern (siehe Bildergalerie). Am einfachsten ist die Fälschung am Sicherheitsstreifen zu erkennen: Beim Original weist das Papier über dem Silberstreifen aufgrund der unterschiedlichen Stärke Unebenheiten auf, die man mit dem Finger leicht erfühlen kann.
Zudem sollten Partner grundsätzlich Vorsicht walten lassen, wenn Office-Pakete weit unter dem gängigen Marktpreis verkauft werden.

(rb)

Zur Startseite