Was Hänschen nicht lernt, holt Hans später nach

12.07.2000
Im fünften Teil unserer Serie "Wie gut sind Deutschlands IT-Arbeitgeber?" hat Dieter Mayer* die Weiterbildungsbemühungen der Unternehmen und natürlich der Mitarbeiter untersucht.

Was zeichnet den Arbeitsmarkt im Bereich IT aus? Nicht erst seit gestern ist der immense Mangel an Spezialisten das beherrschende Thema. Warum geht mehr als ein Drittel aller Angestellten mit Internet-Anschluss während der Arbeitszeit am Computer auf Jobsuche?

Alarmiert durch den stetig hohen, nicht zu deckenden Fachkräftemangel nimmt der Bereich Weiterbildung eine ganz neue Dimension ein. So stufen 97,8 Prozent aller Teilnehmer der Online-Befragung Weiterbildung als für sie persönlich wichtig ein. Nur 2,2 Prozent der Teilnehmer zeigten definitiv keinerlei Interesse an Weiterbildungsveranstaltungen. Zur Frage "Welche Weiterbildungsveranstaltung haben Sie in den letzten zwölf Monaten besucht?" nannten 21,2 Prozent Betriebssystemschulungen und weitere 17,7 Prozent Schulungen zu Arbeitsabläufen. 67,7 Prozent aller Arbeitnehmer haben an einer Veranstaltung teilgenommen. Was im Umkehrschluss allerdings auch bedeutet, dass fast ein Drittel in den vergangenen zwölf Monaten überhaupt keine Fortbildungsmaßnahme besucht hat.

Die Probanden wurden auch nach ihren Erfahrungen befragt. Rund jeder fünfte Teilnehmer einer Weiterbildungsmaßnahme war unzufrieden mit der besuchten Veranstaltung - ob interne Schulungen oder Angebot eines externen Dienstleisters. Der Anteil derer, die mit der Schulung sehr oder äußerst zufrieden waren, ist indes bei externen Schulungen höher als bei internen. 31 Prozent aller Veranstaltungen fanden intern statt. Hier war ein Viertel aller Teilnehmenden sehr oder äußerst zufrieden. Bei den Absolventen externer Kurse steigt dieser Anteil auf fast 37 Prozent. Das Wissen um Informationsdefizite lässt Unternehmen nach neuen Wegen suchen. Aber: Müssen es immer neue Wege sein? Können die Arbeitnehmer nicht selbst am besten benennen, wie der Bedarf definiert werden soll? Ganz wichtig hierbei ist es, die Nöte und Sorgen des Schaffenden zu berücksichtigen.

Wenn er/sie nicht die Möglichkeit bekommt, persönliche Positionen zu kommunizieren, wenn die gesamte Kommunikation im Team (meistens auch im gesamten Unternehmen) nicht stimmt, verfehlt auch die neueste Word-Schulung ihre Wirkung.

Hier sind Softfacts gefragt: Kenntnisse der nonverbalen Kommunikation, Gesprächsführung, Rahmenbedingungen für Teamgespräche, gutes Führungsverhalten, Umgang mit Konflikten, Offenheit und und und. Nur mit Kenntnissen dieser weichen Faktoren kann ein nutzbringendes Arbeitsverhältnis geschaffen werden.

In der nächsten Folge hinterfragen wir, ob sich die Weiterbildungsangebote mit dem Bedarf im Unternehmen decken.

*Dieter Mayer (Mayer & Mayer Marketing Consulting in Kornwestheim) beschäftigt sich seit 1989 mit Marketing und Qualitäts-Management in IT-Unternehmen.

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