Stellen Sie sich auf den Prüfstand

Wie widerstandsfähig sind Sie?

23.07.2013

RQ, IQ und Fazit

Die Werte eines Menschen auf den einzelnen Faktoren können mit Hilfe von Fragebögen ermittelt werden. Das von Reivich und Shatté entwickelte RFI (Resilience Factor Inventory) ermöglicht es darüber hinaus, auf der Basis der Werte und anlaog zum IQ (Intelligenzquotient) seinen RQ (Resilienzquotient) zu bestimmen und mit den Werten einer Gesamtstichprobe zu vergleichen.

Der RQ ist auch deshalb mit dem IQ vergleichbar, weil ein hoher Wert nicht automatisch etwas Gutes bedeutet. Der IQ oder RQ ist immer auf der Basis des Umfelds der Person und weiterer Persönlichkeitsmerkmale zu betrachten. Entsprechend ist mittlerweile hinlänglich bekannt, dass eine sehr hohe Intelligenz für Menschen wie ein Fluch sein kann. Dies ist dann der Fall wenn sie z.B. nicht richtig gefördert werden.

Gleichzeitig ist aber auch klar, dass eine sehr niedrige Intelligenz kaum als etwas Positives angesehen werden kann. Ein bisschen Intelligenz kann einfach nicht schaden. Mit der Resilienz verhält es sich ähnlich. Entsprechend benötigt jeder Mensch ein gewisses Maß an Resilienz, um mit den unvermeidbaren Widrigkeiten des Lebens zu Recht zu kommen. Genau wie bei der Intelligenz trägt auch die Mehrzahl der Menschen, diese Fähigkeit bereits in sich.

Problematisch kann es werden, wenn die Resilienz zu niedrig ist oder der hohe Wert auf einem einzelnen Faktor, nicht zu dem beruflichen Umfeld der Person passt. Ein hoher Wert auf dem Faktor "Kausalanalyse" bedeutet zum Beispiel, dass jemand Problemsituationen sehr gründlich analysiert, bevor er eine Entscheidung trifft. Dieser Wert zeigt entsprechend auch eine bedeutende Korrelation mit der Persönlichkeitsdimension "Gewissenhaftigkeit". Sobald nun aber eine Person in einer hohen Managementposition arbeitet, muss sie lernen, schnell Entscheidungen zu treffen. Die Analysearbeit übernimmt dann in Regel ein Team von Mitarbeitern. Auf der Basis dieser Arbeit, trifft die Führungskraft Entscheidungen.

Entscheidungsfaule Führungskräfte

Eine Führungskraft, die sich hier entsprechend nicht ändert, wird dann in der Regel als "Micromanager" oder "entscheidungsfaul" bezeichnet und wird in den allermeisten Fällen an einem zu hohen Wert auf dem Faktor Kausalanalyse scheitern. Dies wird aber auch sehr häufig die Führungskraft tun, die nur intuitiv und aus dem Bauch heraus entscheidet, also niedrige Werte auf dem Faktor Kausalanalyse hat.

Studien aus den USA und aus Deutschland belegen eindrucksvoll diese Gegebenheit. Es konnte hier in beiden Ländern übereinstimmend gezeigt werden, dass Führungskräfte über einen signifikant höheren RQ als Mitarbeiter verfügen. Da nicht davon auszugehen ist, dass bei der Auswahl der Führungskräfte der RQ gemessen wurde, haben Unternehmen scheinbar unbewusst Mitarbeiter zu Führungskräften ernannt, die über höhere Werte im Bereich Resilienz verfügen.

Außerdem bemerkenswert daran ist, dass sich die Führungskräfte nur auf zwei Faktoren, Kausalanalyse und Realistischer Optimismus, sowohl in den USA als auch in Deutschland nicht von Mitarbeitern unterschieden. Dies zeigt, dass eine hohe Emotionssteuerung, Impulskontrolle, Empathie, Zielorientierung und Selbstwirksamkeitsüberzeugung scheinbar zur Übernahme einer Führungsaufgabe befähigt, während aber eine zu hohe Kausalanalyse und ein unrealistischer Optimismus dies weder in den USA noch in Deutschland tun.

Fazit

Die von Reivich und Shatté identifizierten Faktoren ermöglichen es die Resilienz eines Menschen zu bestimmen und zu beschreiben. Wichtig wird es aber in Zukunft sein, dass Berater, die Resilienztrainings und Resilienz-Coachings durchführen, diese Faktoren immer im Zusammenhang mit der besonderen Umgebung der Teilnehmer sehen und auch genau daraufhin hinweisen. Oder würden Sie einen "gnadenlosen" Optimisten als Sicherheitsexperte für ein Atomkraftwerk einstellen? (oe)

Das Buch zum Thema:
Denis Mourlane: Resilienz. Die unentdeckte Fähigkeit der wirklich Erfolgreichen, 232 Seiten, 24,80 Euro, ISBN-13 978-3-869802-49-7, 4. aktualisierte Auflage, 15. Oktober 2013, www.businessvillage.de/Resilienz/eb-940.html

Der Autor Dr. Denis Mourlane ist Diplom-Psychologe, Psychologischer Psychotherapeut und Systemischer Berater und Coach. Er berät mit seiner Frankfurter Unternehmensberatung seit über 14 Jahren internationale Konzerne in den Bereich Personal- und Organisationsentwicklung.

Zur Startseite