Hybrid Cloud Unit gegründet

Wird VMware zum Public-Cloud-Anbieter?

15.03.2013
Die jüngste Ankündigung von VMware - die Gründung der Business Unit "New Hybrid Cloud Services" - kam eher unscheinbar daher, birgt aber mit Blick auf den Channel echten Sprengstoff. Die zentrale Frage lautet: Wird VMware selbst zum Public Cloud Provider, oder überlässt der Hersteller dieses Geschäft den Partnern?
Bill Fathers, Senior Vice President & General Manager der neu gegründeten Unit "VMware Hybrid Cloud Services"
Bill Fathers, Senior Vice President & General Manager der neu gegründeten Unit "VMware Hybrid Cloud Services"
Foto: VMware

Die jüngste Ankündigung von VMware - die Gründung der Business Unit "New Hybrid Cloud Services" - kam eher unscheinbar daher, birgt aber mit Blick auf den Channel echten Sprengstoff. Die zentrale Frage lautet: Wird VMware selbst zum Public Cloud Provider, oder überlässt der Hersteller dieses Geschäft den Partnern?

VMware will Unternehmen künftig auch Public-Cloud-Dienste zur Verfügung stellen und damit die bestehenden Lösungen für das Software Defined Datacenter und für das mobile Enduser Computing ergänzen. Dazu wurde die neue Geschäftseinheit "Hybrid Cloud Services" gegründet, die der frühere Savvis-Chef Bill Fathers leitet.

Mit diesem Vorstoß reagiert VMware auf den grundlegenden Wandel, wie Unternehmen künftig IT-Lösungen und -Services beziehen und betreiben werden. Hersteller und Analysten sind sich dabei einig; Der Bezug von Diensten, Software und Infrastruktur-Ressourcen aus der Cloud wird signifikant zunehmen, nicht zuletzt getrieben von den Anwendern, die von jedem mobilen Client aus Zugang auf alle - auch Cloud-basierte - Dienste und Daten erwarten.

Um diese Vision Wirklichkeit werden zu lassen, und gleichzeitig zu gewährleisten, dass die IT-Abteilung dabei die volle Kontrolle behält, müssen Unternehmen im Vorfeld ihre Infrastruktur entsprechend modernisieren.

Nach Ansicht von VMware muss diese Modernisierung vor allem an den folgenden drei Punkten ansetzen: die Infrastruktur muss sich zum Software-Defined Datacenter wandeln. Software Defined Datacenter beschreibt dabei die Erweiterung der Virtualisierung auf Netzwerk, Sicherheit, Storage und Verwaltung. Zudem muss die Infrastruktur in die Lage versetzt werden, Hybrid-Cloud-Modelle einzubinden und die "Mobilisierung" der IT-Arbeitsplätze zu ermöglichen.

Für alle drei Ansätze kündigte VMware jetzt konkrete Angebote an: die Einbindung von Public-Cloud-Angeboten ("New Hybrid Services") ins bestehende Portfolio sowie die Integration der Produktlinie VMware vCloud Networking & Security und Nicira Network Virtualisation Platform (NVP) in einer Produktfamilie namens VMware NSX. Mit der bereits kürzlich angekündigten VMware Horizon Suite adressiert der Hersteller die Wünsche mobiler Anwender und IT-Leiter, Technologie-Silos aus Daten, Anwendungen und Desktops in zentralisierte IT-Services zu verwandeln.

"VMwares Vision ist es, IT für Personen und Unternehmen durch Virtualisierungssoftware radikal zu vereinfachen. Um dies zu ermöglichen, werden wir weiterhin innovative Angebote auf den Markt bringen, die die IT zu einem Service-Broker machen, der Geschäftsprozesse beschleunigt und Wettbewerbsvorteile generiert", erklärte VMware CEO Pat Gelsinger.

"Hybrid Cloud Services" in Eigenregie oder mit Partnern?

Die Ankündigung, künftig auch Public-Cloud-Dienste anzubieten, dürfte Partner
hellhörig werden lassen: Künftig sollen VMware-Kunden auch auf Public-Cloud-Dienste zugreifen können, ohne ihre bestehenden Anwendungen umzustellen. Die herkömmlichen Management-, Orchestration-, Netzwerk- und Sicherheits-Modelle können dabei ebenfalls weiter betrieben werden. Der Startschuss für diese "VMware vCloud Hybrid Services" soll "später im Jahr" fallen.

Zur Frage, wer die Dienste aufsetzen und das Hosting übernehmen soll, schweigt sich das Unternehmen derzeit noch aus.

Branchenkenner ließen durchblicken, VMware werde in Eigenregie ein eigenes Public-Cloud-Angebot für Infrastructure as a Service aufsetzen und dieses auch selbst betreiben. Ziel sei es, Anwender aufgrund mangelnder Alternativen davon abzuhalten, künftig weiter auf Amazon-Services zu setzen.

Für diese These spricht, dass VMware jetzt den eigenen Geschäftsbereich "New Hybrid Cloud Services" gegründet hat. Zum Senior Vice President und General Manager dieser Unit wurde langjährige Cloud Service-Spezialist Bill Fathers berufen. Fathers war zuvor viele Jahre Chef des Hosting-Spezialisten Savvis, der seit kurzem auch hierzulande aktiv ist.

Gegen diese These spricht allerdings VMwares Aussage, man werde hier mit dem "weit reichenden Partner-Ökosystem" zusammenarbeiten. Dieser Hinweis lässt eher darauf schließen, dass VMware nicht selbst zum Public-Cloud-Anbieter werden will, sondern hier eher die Angebote der bereits etablierten Provider nutzen will, um diese Dienste an Kunden zu vermitteln. Damit bliebe VMware auch seiner bisherigen, stark auf Partner ausgerichteten Strategie treu. Der Betrieb einer Public Cloud in Eigenregie würde eine echte Abkehr vom durchgängigen Channelmodell bedeuten.

Auf Anfrage von ChannelPartner teilte das Unternehmen lediglich mit, nähere Details zum gesamten Projekt und zum Channelmodell werde VMware voraussichtlich im zweiten Halbjahr 2013 bekannt geben.

NSX bündelt alle Netzwerk-Vitualisierungs-Produkte

Um die Orchestrierung hybrider Cloud-Umgebungen zu erleichtern, will VMWare auch die Integration auf Netzwerk-Ebene vorantreiben. Konkret sollen alle Funktionalitäten für die Netzwerk-Virtualisierung in der Lösung "VMware NSX" gebündelt werden.
VMware NSX wird demnach sowohl die vCloud Networking & Security-Produkte als auch die Nicira Network Virtualisation Platform (NVP) umfassen. Verfügbar sei NSX ab dem zweiten Halbjahr 2013.

NSX werde VMware- und Nicht-VMware Hypervisoren verbinden und Cloud Management Systeme unterstützen und auf jeder Netzwerk-Hardwareplattform lauffähig sein, wie VMware ankündigte. Zudem biete NSX ein offenes Framework für die Integration von Netzwerk- und Security-Services aller VMware-Technologie-Partner. (rb)

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