Auch Selbstständige werden älter

Womit verdiene ich in zehn Jahren mein Geld?

14.11.2011

Weniger träumen, mehr arbeiten

Ein typischer Trainer-Tagtraum vor 15, 20 Jahren war: Ich gründe ein eigenes Trainings- und Tagungszentrum, damit ich nicht mehr so viel reisen muss. Künftig sollen die Kunden zu mir kommen. Fast alle Trainer, die versuchten, diesen Traum zu realisieren, sind gescheitert. Heute lautet der typische Tagtraum: Ich werde Speaker. Oder: Ich werde Executive Coach. Oder: Ich biete künftig Aus- und Weiterbildungen für Trainer und Berater an (dann muss ich weniger reisen).

Dass diese Tagträume meist Träume bleiben, liegt weniger daran, dass sie - wie der Tagtraum vom regelmäßigen Abspulen eines Standardvortrags leben zu können - zumeist unrealistisch sind. Entscheidender ist: Manch Trainer übersieht, dass es sich beim Versuch, den Tagtraum zu realisieren, faktisch um eine Neupositionierung handelt. Deshalb bedarf es zunächst einiger Jahre harter Arbeit, um diesen zu realisieren.

Keine Frage: Trainer müssen tagträumen. Oder anders formuliert, sie sollten eine Vision entwickeln: Wie will ich in 5, 10 oder gar 15 Jahren leben? Und: Womit will ich dann mein Geld verdienen? Denn im Trainingsgeschäft gilt ähnlich wie im Showbusiness: Die Rolle des jugendlichen Liebhabers kann man nicht ewig spielen. Und bei gewissen Themen haben die Unternehmen lieber "etwas Junges" auf der Bühne.

Hinzu kommt: In jedem von uns tickt die biologische Uhr - weshalb sich ja die firmeninternen Personalentwickler den Kopf über solche Themen wie "demografischer Wandel" und "lebenszyklusorientier-te Personalentwicklung" zerbrechen. Dasselbe gilt für Trainer und Berater. Auch ihre Bedürfnisse wandeln sich im Laufe der Jahre, weshalb sie auch für andere Dinge "brennen". Welche dies sind beziehungsweise sein könnten, das sollten sich Trainer frühzeitig fragen - nicht erst, wenn ihnen die ersten Kunden den Laufpass geben. Denn dann bleibt ihnen noch ausreichend Zeit, ihre Vision zu realisieren. Sie sollten sozusagen für sich selbst eine "lebenszyklusorientierte Personalentwicklung" betreiben - denn diese Aufgabe nimmt ihnen, anders als manch Angestellten, kein firmeninterner Personalentwickler ab. (oe)

Der Autor Bernhard Kuntz, Jahrgang 1958, ist Geschäftsführer der PRofilBerater GmbH, Darmstadt, die Bildungs- und Beratungsanbieter im PR- und Marketingbereich unterstützt (www.die-profilberater,de). Er ist unter anderem Autor der Bildungs- und Beratungsmarketingfachbücher "Die Katze im Sack verkaufen" und "Fette Beute für Trainer und Berater" sowie des PR-Ratgebers "Warum kennt den jeder?". Als Vater dreier heranwachsender Töchter muss auch er noch 10 oder 15 Jahre sein Brot als Berater verdienen - obwohl auch ihn bereits die ersten grauen Haare zieren.

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