"Grüne" Agenden

Alternative Energien erobern Mobilfunk

Armin Weiler kümmert sich um die rechercheintensiven Geschichten rund um den ITK-Channel und um die Themen der Distribution. Zudem ist er für den Bereich PCs und Peripherie zuständig. Zu seinen Spezialgebieten zählen daher Notebooks, PCs, Smartphones, Drucker, Displays und Eingabegeräte. Bei der inoffiziellen deutschen IT-Skimeisterschaft "CP Race" ist er für die Rennleitung verantwortlich.
Ökostrom und andere "grüne" Agenden gewinnen im Mobilfunkmarkt zweifellos an Bedeutung, so das Marktforschungsunternehmen ABI Research.

Ökostrom und andere "grüne" Agenden gewinnen im Mobilfunkmarkt zweifellos an Bedeutung, so das Marktforschungsunternehmen ABI Research. Die Zahl der Basisstationen, die zumindest teilweise auf alternative Energien setzen, werde dieses Jahr wohl 800.000 überschreiten. Annähernd 70 Mio. Handys dürften 2009 korrekt entsorgt oder recycelt werden. Auch die Vorstellung solarbetriebener Handys auf dem Mobile World Congress sei richtungsweisend gewesen, so ABI anlässlich der Vorstellung seines "Clean Telecoms Research Service". Dass die Mobilfunkindustrie in Umwelt- und Energiefragen Fortschritte macht, bestätigt auch Greenpeace. "Allerdings bewegt sie sich langsam und ist anfällig für Marketing-Hype rund um 'grüne' Nischenprodukte", betont Tom Dowdall, Koordinator der "Greener Electronics"-Kampagne, gegenüber pressetext.

"Dem würde ich zwar tendenziell zustimmen, doch gewinnt das ganze an Schwung. Noch im letzten Jahr gab es auf dem Mobile World Congress nichts", meint Stuart Carlaw, ABI Vice President und Chief Research Officer, auf Nachfrage von pressetext. Dieses Jahr hingegen wurden in Barcelona beispielsweise einige "grüne" Handys wie Samsungs Blue Earth vorgestellt. "Wenn ein Unternehmen oder auch ein Kunde nur auf so etwas setzt, um zu zeigen, dass man 'grün' ist, reicht das nicht", warnt allerdings Dowdall. Bei Samsung stehe dem Blue Earth die Tatsache gegenüber, dass das Unternehmen sich selbst nicht erneuerbaren Energien verschreibe. "Wir wollen, dass Unternehmen mit einem ganzheitlichen und umfassenden Blickwinkel daran gehen, sowohl den ökologischen Einfluss des Betriebs als auch der Produkte zu senken", betont Dowdall.

"Man kann den Markt so charakterisieren, dass sich das Gerätesegment langsam, doch der Infrastrukturbereich schnell bewegt", meint Carlaw. Von den 800.000 Sendestationen, die alternative Energien nutzen, kombiniert die überwiegende Mehrheit derzeit noch Wind- oder Solarenergie mit Batterien oder Dieselgeneratoren. Solche Ansätze sind nicht zuletzt in neuen Märkten verbreitet. " Autonome Stationen, die nur Solar- oder Windenergie nutzen, wird es dieses Jahr 700 bis 800 geben", sagt der ABI-Analyst. Doch die Tendenz ist steigend. Carlaw verweist auf Bemühungen wie etwa Ericssons "Tower Tube" oder das von Alcatel-Lucent ins Leben gerufene "Alternative Energy Program", die den Stromverbrauch der Sendeanlagen deutlich reduzieren und gleichzeitig verstärkt auf alternative Energien setzen. Bei der Anbindung der nächsten zwei Mrd. Mobilfunk-Kunden würden alternative Energie eine große Rolle spielen. "Das ist nicht nur umweltfreundlich, sondern auch sehr kosteneffizient", erklärt Carlaw.

70 Mio. korrekt entsorgte oder recycelte Handys in einem Jahr klingt zwar gut. "Die weltweiten Verkaufszahlen lagen 2008 laut Gartner aber bei rund 1,28 Mrd. Geräten", relativiert Dowdall. In der November-Ausgabe des Greenpeace Guide to Greener Electronics wurde beispielsweise für Nokia eine Recyclingrate von drei bis fünf Prozent ausgewiesen. "Andere Hersteller veröffentlichen keine Zahlen oder erreichen ähnliche Werte. Es muss also noch viel getan werden, damit mehr Handys ordentlich recycelt werden", so der Greenpeace-Vertreter.

"Wir kaufen heute Autos, Essen und anderes unter Berücksichtigung des Umwelteinflusses", meint Carlaw gegenüber pressetext. Der CO2-Ausstoß von Fahrzeugen oder der Transportweg von Lebensmitteln seien Faktoren, die von Konsumenten verstärkt berücksichtigt werden. Daher meint der Analyst abschließend, dass es wohl nur eine Frage der Zeit sei, "bis das auch im Mobilfunkbereich passiert und jemand den Betreiber oder ein Gerät auf Basis seines Öko-Zeugnisses auswählt." (pte)

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