Die Zahl der psychischen und Verhaltensstörungen in der Arbeitswelt nimmt weiter zu. Das geht aus dem Bericht des Berufsverbandes Deutscher Psychologen (BDP) zur psychischen Gesundheit am Arbeitsplatz hervor. Zwar nehme die Zahl der Arbeitsunfälle ab. "Aber wir haben einen enormen Anstieg der psychischen Belastungen am Arbeitsplatz im Allgemeinen festgestellt und damit verbunden auch einen Anstieg der daraus folgenden Krankschreibungen", sagt Gesundheitspsychologin Julia Scharnhost im Gespräch mit pressetext. Der Anteil der Ausfalltage, die mit psychischen Problemen begründet wurden, sei so von 6,6 Prozent auf 10,5 Prozent angewachsen.
"Zu den psychischen Problemen zählen wir Depressionen, Angststörungen und auch Suchterkrankungen", erläutert Scharnhorst. "Seit gut zehn Jahren beobachten wir eine starke Zunahme dieser Erscheinungen - quer durch alle Berufsgruppen." Aufgrund des starken Trends gehe die Weltgesundheitsorganisation WHO zudem davon aus, dass bereits im Jahr 2020 die depressiven Verstimmungen nach den Herzerkrankungen an zweiter Stelle stehen werden. "Die Arbeitswelt und die Anforderungen an die Arbeitnehmer haben sich in den vergangenen Jahren stark verändert", begründet Scharnhorst den Anstieg. Durch massiven Stellenabbau sei nun die gleiche Arbeit durch weniger Personal zu leisten, zudem müsse ein Arbeitnehmer heute wesentlich flexibler agieren, worunter auch die wichtige Freizeit leidet. "Es wird hier outgesourced, da fusioniert und dort eine ganzes Unternehmen ins Ausland verlagert", mahnt Scharnhorst.
Vor allem in den Gesundheits- und Sozialberufen, aber auch bei Lokführern und Lehrern habe sich der Trend besonders deutlich niedergeschlagen. Laut Bericht leiden aufgrund von Überforderung und Stress mindestens 20 Prozent der Ärzte unter dem Burnout-Syndrom, die Suizidraten bei Medizinern sind drei- bis fünffach erhöht. Auch Lehrer hätten mit der Balance zwischen Wollen, Sollen und Können stark zu kämpfen, was sich in der hohen Zahl von Frühpensionierungen widerspiegle.