CE-Praxis: HDTV aufnehmen

14.03.2006
Von Christian Grugel
Seit Oktober letzten Jahres gibt es HDTV, seit Ende Januar gibt es Receiver für's neue Fernsehen. Unsere Kollegen der Digital.World zeigen wie HDTV-Aufnahmen mit dem PC gelingen.

Abwarten und Tee trinken - so könnte das Motto für deutsche HDTV-Fans derzeit lauten. Alle Hoffnungen, mit dem offiziellen Sendestart von ProSieben HD und Sat.1 HD endlich auch deutschsprachige Free-HDTV-Kanäle empfangen zu können - am liebsten mit einem für DVB-S-Empfang gerüsteten PC, um HDTV-Blockbuster mitschneiden zu können -, nahmen ein jähes Ende.

NEU - H.264: Schuld daran ist nicht etwa der Umstieg auf das Videokompressionsverfahren H.264, sondern die Entscheidung der ProSiebenSat.1 Media AG, gleichzeitig die neue Satellitenübertragungsnorm DVB-S2 einzusetzen - obwohl das für die Ausstrahlung in H.264 keine Bedingung ist. Mit DVB-S2 lässt sich jedoch die Satellitenübertragungskapazität um bis zu 30 Prozent besser ausnutzen - und Bandbreite kostet Geld.

Der Videocodierstandard, der auch unter den Namen MPEG-4/AVC (Advanced Video Coding) oder MPEG-4/Part 10 bekannt ist, komprimiert rund dreimal effizienter als das bislang beim DVB-Fernsehen eingesetzte MPEG-2. Auf diese Weise lässt sich die Datenrate bei HDTV-Übertragungen von bis zu 19 MBit/s (MPEG-2) auf etwa 8 bis 12 MBit/s (H.264) drosseln. Im Vergleich zu MPEG-4/ASP-Codecs komprimiert H.264 ohne sichtbare Qualitätsunterschiede nochmals um bis zu 30 Prozent effizienter.

NEU - DVB-S2: Die Weiterentwicklung des derzeitigen DVB-S-Satellitenübertragungsstandards bietet eine verbesserte Fehlerkorrektur und eine um etwa dreißig Prozent höhere Nutzdaten-Rate. DVB-S2 kann zudem die Satellitenleistung flexibel an Witterungsverhältnisse anpassen sowie einzelne Programmangebote auf bestimmte Regionen begrenzt auszustrahlen.

Die gute Nachricht vorweg: Der Übergang von DVB-S zu DVB-S2 setzt keine neuen Sat-Schüsseln oder LNBs voraus. Erste Lösungen, um DVB-S2-Programme empfangen, aufzeichnen und nachbearbeiten zu können, sind für den PC-Bereich angekündigt. Hierfür sind dann allerdings neue DVB-SKarten nötig. Die schlechte Nachricht: Keine der momentan weltweit am Markt erhältlichen DVB-S-Karten beherrscht die Demodulation eines DVB-S2-Datenstroms.

Möglicherweise lassen sich Tuner aktueller DVB-S-Karten noch per Software-Update auf das neue Modulationsverfahren umstellen. Danach wären lediglich getrennte Suchläufe für DVB-S und DVB-S2 fällig. Aber ohne entsprechende Demodulatoren, die das DVB-S2-Signal aufbereiten, bleibt der Empfang unmöglich. Aber nur zwei Firmen weltweit haben entsprechende DVB-S2-Demodulatorchips im Programm: STMicroelectronics (STM) und Conexant Systems. Allerdings sind die Chips nur in homöopathischen Mengen verfügbar, die nicht einmal den Bedarf der Entwicklungsabteilungen der Kartenhersteller decken können.

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