CEO mehrerer Import-Firmen in den USA verhaftet

Cisco kämpft mit Produktfälschungen

Peter Marwan lotet kontinuierlich aus, welche Chancen neue Technologien in den Bereichen IT-Security, Cloud, Netzwerk und Rechenzentren dem ITK-Channel bieten. Themen rund um Einhaltung von Richtlinien und Gesetzen bei der Nutzung der neuen Angebote durch Reseller oder Kunden greift er ebenfalls gerne auf. Da durch die Entwicklung der vergangenen Jahre lukrative Nischen für europäische Anbieter entstanden sind, die im IT-Channel noch wenig bekannt sind, gilt ihnen ein besonderes Augenmerk.
Trotz der aktuellen, teils erheblichen Lieferschwierigkeiten warnt Cisco davor, Ware über den Graumarkt zu beschaffen – und meldet einen beachtlichen Erfolg gegen eine Gruppe von Unternehmen, die in den vergangenen Jahren in den USA gefälschte Cisco-Produkte im Wert von über 1 Milliarde Dollar importiert hat.
So sieht das von Cisco Systems seit Mitte 2020 auf denm Kartons seiner Produkte verwendete Security-Label aus.
So sieht das von Cisco Systems seit Mitte 2020 auf denm Kartons seiner Produkte verwendete Security-Label aus.

In den USA ist Cisco zusammen mit den Behörden ein Schlag gegen ein ganzes Konglomerat an Firmen gelungen, das gefälschte Cisco-Produkte importiert und jahrelang über eigene Shops sowie Shops bei Amazon und Ebay verkauft hat. Angefangen hat das lukrative, aber illegale Geschäft der Firma Pro Network LLC den US-Behörden zufolge bereits 2013. In den folgenden Jahren kamen über 18 weitere Firmen sowie zahlreiche Shops bei Amazon und Ebay hinzu, die unter Namen wie EasyNetworkUS, Palm Network Solutions, Smart Network oder netechsolutions operierten. Alle agierten unter demselben CEO.

Dem Ende Juni verhaften, in Florida ansässigen, 38-jährigen Mann wird vorgeworfen, Zehntausende gefälschte Cisco-Netzwerkgeräte aus China und Hongkong importiert und an Kunden in den Vereinigten Staaten und im Ausland weiterverkauft zu haben. Er habe diese Produkte fälschlicherweise als neu und echt deklariert. Bei einem Umsatz von über 1 Milliarde Dollar hätten die von ihm gegründeten und geleiteten Unternehmen Einnahmen von über 100 Millionen Dollar erzielt.

Zwischen 2014 und 2022 beschlagnahmte der US-Zoll 180 Sendungen mit gefälschter Cisco-Hardware, die zu Firmen aus dem "Pro Network"-Umfeld gehörten. In vielen dieser Fälle wurden gefälschte Dokumente vorgelegt, die die Echtheit der Produkte belegen sollten. Cisco forderte den nun verhafteten CEO in den vergangenen Jahren sieben Mal schriftlich auf, das Geschäft mit Produktfälschungen zu unterlassen. Auch darauf antwortete er teilweise mit gefälschten Dokumenten. Im Juli 2021 wurden bei einer Durchsuchung in einem Lagerhaus, das den "Pro Network"-Firmen gehört, schließlich über 1.100 gefälschte Cisco-Geräte sichergestellt. Deren echte Pendants hätten einen Wert von über sieben Millionen Dollar gehabt.

Oliver Tuszik, Senior Vice President Global Partner Sales bei Cisco, hat den Vorfall zum Anlass genommen, um in einem englischsprachigen Blog auf Wege und Tools hinzuweisen, wie Partner und Kunden sicherstellen können, dass sie Original-Cisco-Produkte erwerben. Dazu gehören etwa eine Product Integrity Checklist, eine Prüfung der Security-Label auf Karton, Chassis, Leiterplatten und Modulen sowie eine Überprüfung anhand der Seriennummer. Natürlich empfiehlt der Hersteller zudem, nur bei autorisierten Distributoren und Händlern zu kaufen und bietet beim Verdacht auf Produktfälschungen ein Kontaktformular an, um diese zu melden.

Rüdiger Wölfl, Channel-Chef von Cisco Systems in Deutschland, warnt trotz Lieferschwierigkeiten vor einer "Abkürzung über den Graumarkt".
Rüdiger Wölfl, Channel-Chef von Cisco Systems in Deutschland, warnt trotz Lieferschwierigkeiten vor einer "Abkürzung über den Graumarkt".
Foto: Cisco Systems

"Trotz der aktuellen Herausforderungen im Bereich der Lieferketten sollten Kunden nicht versuchen, für ihre Produktbestellung eine 'Abkürzung' über den Graumarkt zu finden", erklärt Rüdiger Wölfl, Managing Direktor Channel und Partner-Organisation bei Cisco Deutschland. Beim Kauf von nicht autorisierten Produkten gehe der Anspruch auf Garantien, Softwarelizenzen und Support von Cisco verloren.

Außerdem haben sich in der Vergangenheit gefälschte Cisco-Produkte schon als erhebliches Sicherheitsrisiko entpuppt. 2020 von Experten untersuchte, gefälschte Cisco-Switches hebelten gezielt Sicherheitsvorkehrungen zur Authentifizierung aus, um nicht als Fälschungen erkannt zu werden. Dadurch erleichterten sie es, Hintertüren für Angriffe auf das Netzwerk zu eröffnen, in dem sie eingesetzt werden. Das Problem mit gefälschter Cisco-Hardware ist in den USA offenbar deutlich größer als in Deutschland. Es besteht aber auch hierzulande. Zum Beispiel hat der Zoll in Deutschland 2019 nicht autorisierte Cisco-Produkte im Wert von rund einer Million Euro beschlagnahmt und zerstört.

Mehr zum Thema

Cisco vereinfacht Rückgabe von Altgeräten

Diese Gefahren drohen durch gefälschte Cisco-Switches

Lieferketten-Probleme bei Cisco lassen nach

Oliver Tuszik: Cisco-Partner überzeugen mit Managed Services

Zur Startseite