Anwender fordern Software as a Service

Cloud setzt ISVs unter Druck

16.12.2013
Viele Softwarehäuser laufen Gefahr, beim herkömmlichen Lizenzverkauf zu verharren und das Cloud-Geschäft den jungen Start-Ups und Entwicklerteams zu überlassen.
Khaled Chaar, Managing Director Business Strategy und Cloud Enabling bei Pironet NDH
Khaled Chaar, Managing Director Business Strategy und Cloud Enabling bei Pironet NDH
Foto: Pironet NDH

von Khaled Chaar
Statt Lizenzen zu kaufen, wollen immer mehr Kunden ihre Software "as a Service" nutzen. Doch mittelständische Hersteller (Independent Software Vendors, ISVs) zögern, wenn es um den Einstieg ins Cloud-Business geht. Sie scheuen das unternehmerische Risiko einer solchen Umstellung. Dabei ist die Gefahr, hinter der Konkurrenz aus der IT-Wolke zurückzubleiben, weitaus höher.

"Viele Softwarehäuser laufen Gefahr, dass sie beim herkömmlichen Lizenzverkauf verharren und damit den rechtzeitigen Einstieg in das neue Geschäftsmodell verpassen", erklärte Dr. August-Wilhelm Scheer, Gründer der IDS Scheer AG, bereits 2010. Eine Warnung, die heute aktueller ist denn je. Denn der Druck auf die rund 2.000 Softwarehäuser in Deutschland steigt kontinuierlich.

Statt in Softwareprodukte und Lizenzen zu investieren, beziehen Unternehmen heute lieber flexible Anwendungen aus der Cloud, beliebig skalierbar und abzurechnen nach dem Pay-per-Use-Prinzip. Das bestätigen auch aktuelle Prognosen. So rechnet das Marktforschungsunternehmen IDC damit, dass die weltweiten Ausgaben für Cloud Computing 2014 um 25 Prozent wachsen und die Marke von 100 Milliarden Dollar überschreiten werden. Dazu kommt, dass aktuell zahlreiche junge Start-Ups und Entwicklerteams auf den Cloud-Markt drängen und so vielen ISVs der alten Generation den Rang ablaufen.

Mit PaaS wird Software fit für die Cloud

Obwohl vielen ISVs diese Entwicklung längst bewusst ist, tun sie sich schwer damit, ihre Softwareprodukte auf ein SaaS (Software as a Service)-Modell umzustellen. Die Zurückhaltung ist verständlich. Denn um ein über Jahre gewachsenes Portfolio, das für das klassische Client-Server-Modell entwickelt wurde, auf eine Cloud-Basis zu heben, sind diverse technische, organisatorische und betriebswirtschaftliche Hürden zu nehmen.

Um ihre bestehende Software-Lösung technisch an die IT-Wolke anzupassen, setzen viele Anbieter auf Platform-as-a-Service (PaaS)-Lösungen - ein Marktsegment, das derzeit weltweit hohe Wachstumsraten verzeichnet: Der Marktforschungsspezialist Gartner schätzt, dass die PaaS-Erlöse dieses Jahr bereits 1,5 Milliarden Dollar betragen und bis 2016 auf 2,9 Milliarden ansteigen werden. Zu den PaaS-Angeboten gehören beispielsweise die Google App Engine, Salesforce1 oder Technologien von Microsoft. Die Redmonder bieten ihre PaaS-Technologie "Azure Pack" neuerdings für Partnerunternehmen an. So können Partner wie Pironet NDH ihren Kunden ein PaaS-Angebot bereitstellen - basierend auf Microsoft- Technologie.

Mieten statt kaufen

Neben den technischen Herausforderungen erfordert die Umstellung auf ein Cloud-Angebot eine Reihe von organisatorischen und betriebswirtschaftlichen Anpassungen.

Beispiel Vertrieb: Dieser ist bei einer Cloud-Lösung zwar meistens deutlich einfacher als der einer Lizenzsoftware, da die Dienste aus der Wolke in den meisten Fällen über die Webseite angeboten werden. Dennoch ist auch bei SaaS-Lösungen Beratung gefordert, zum Beispiel bei der Anpassung der Anwendung an Kundenwünsche oder der Schulung der Nutzer.

Auch das Preis- und Abrechnungsmodell unterscheidet sich vom klassischen Lizenzgeschäft: Statt um einen Einmal-Verkauf geht es jetzt um eine laufende, nutzungsabhängige Abrechnung.

Ergo unterschreiben die Kunden auch keine klassischen Kaufverträge, sondern eher eine Form von Mietvertrag, in dem sich der Software-Hersteller zu kontinuierlichen Online-Services verpflichtet. Diese Rund-um-die-Uhr-Betreuung verlangt wiederum nach entsprechenden Service Level Agreements, welche unter anderem die Verfügbarkeit der Dienste, die zulässige Ausfallrate, die Reaktionszeiten bei Störungen oder die Wiederanlaufzeit der Systeme nach einem Ausfall regeln.

Da der Software-Anbieter seinen Kunden grundsätzlich nur Leistungen garantieren kann, die er auch von seinem Lieferanten erhält, sollte er bei der Auswahl des Rechenzentrums entsprechend sorgfältig sein.

Pironet NDH beispielsweise bietet seit Kurzem ein Cloud-Enabling-Lösungspaket für ISVs an. Es enthält die Bereitstellung der PaaS-Plattform für die Entwicklung und das Testing der Lösung, den späteren Betrieb in einem ISO-27001-zertifizierten deutschen Hochsicherheitszentrum sowie den Support. Sofern gewünscht berät Pironet die ISVs auch zu allen Aspekten, die beim Einstieg ins SaaS-Geschäft zu beachten sind.

Der Weg in die Cloud ist machbar - auch ohne unkalkulierbare Risiken einzugehen. Mittelständische Softwareanbieter sollten daher nicht länger damit warten, ihre Lösungen vom klassischen Software-Lizenzmodell ins Cloud-Zeitalter zu transferieren. Denn die Konkurrenz schläft nicht. (rb)

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