Neuer Name für PAM-Spezialisten

Delinea tritt Erbe von Thycotic und Centrify an

Peter Marwan lotet kontinuierlich aus, welche Chancen neue Technologien in den Bereichen IT-Security, Cloud, Netzwerk und Rechenzentren dem ITK-Channel bieten. Themen rund um Einhaltung von Richtlinien und Gesetzen bei der Nutzung der neuen Angebote durch Reseller oder Kunden greift er ebenfalls gerne auf. Da durch die Entwicklung der vergangenen Jahre lukrative Nischen für europäische Anbieter entstanden sind, die im IT-Channel noch wenig bekannt sind, gilt ihnen ein besonderes Augenmerk.
Delinea ist ein neuer Name im Markt für Privileged-Access-Management-Lösungen – allerdings mit bekannten Wurzeln: In dem Unternehmen sind Centrify, das sich durch häufige Strategiewechsel immer schwer getan, hat und das zuletzt aggressiv gewachsene Thycotic vereint.
Delinea positioniert sich als Nachfolger der fusionierten PAM-Spezialisten Thycotic und Centrify als Anbieter von Cloud-basierenden Access-Lösungen positionieren.
Delinea positioniert sich als Nachfolger der fusionierten PAM-Spezialisten Thycotic und Centrify als Anbieter von Cloud-basierenden Access-Lösungen positionieren.
Foto: Delinea

Der Investor TPG übernahm im Januar 2021 vom Wagniskapitalgeber Thoma Bravo die Mehrheit an Centrify. Im März 2021 verkaufte Insight Partners dann Thycotic an TPG. Der Käufer legte die beiden Firmen kurz darauf zusammen und führte sie unter dem vorläufigen Namen ThycoticCentrify weiter. Offizielle Kaufpreise gab TPG damals nicht bekannt, Beobachter schätzten das Volumen der Übernahmen aber auf 900 Millionen und 1,4 Milliarden Dollar. Obwohl der Wert der beiden Firmen damit nicht allzu weit auseinanderlag, war Thycotic doch das sich deutlich dynamischer entwickelnde Unternehmen - was vielleicht auch an häufigen Management- und Strategiewechseln bei Centrify lag.

Nun gab TPG die Umbenennung des daraus hervorgegangenen Spezialisten für Privileged Access Mangement (PAM) in Delinea bekannt. Der neue Markenname soll deutlich machen, dass der Zusammenschluss der beiden Unternehmen gut vorangekommen ist. In Deutschland war der Zusammenschluss allerdings eher eine Übernahme: Das seit der Gründung eines Deutschland-Büros in München im Herbst 2020 von Stefan Schweizer, der kurz zuvor als Vice President Sales für die DACH-Region zu Thycotic kam, stark und rasch ausgebaute Team wurde auch nach dem Zusammenschluss weiter ergänzt.

Das Centrify-Team löste sich dagegen weitgehend auf. Der ehemalige Regional Sales Director DACH, Martin Kulenik, ist heute Regional Sales Director DACH bei Silverfort. Geblieben ist Özkan Topal, der 2019 von Rohde&Schwarz Cybersecurity zu Centrify wechselte und dort mit Sitz in Hamburg bis heute als Regional Sales Director tätig ist. Christian Moorse, der bei Centrify Strategic Partner Manager war, ist dagegen inzwischen Channel Account Manager bei Recorded Future, einem Anbieter von Threat-Intelligence-Lösungen. Zuletzt wechselte Achim Ziermann, bei Centrify System Engineer, im Januar 2022 als Senior Presales Engineer zu Netscout.

Privilegierter Access als Mittelpunkt der Cybersicherheit

Delinea positioniert sich nun als Unternehmen, das umfassende, Cloud-fähige Lösungen anbietet, "die den privilegierten Access in den Mittelpunkt der Cybersicherheit stellen". Damit will es Unternehmen helfen, die im Zuge der digitalen Transformation "immer komplexer werdenden Umgebungen und anspruchsvolleren Anforderungen an die Sicherung einer erweiterten Bedrohungslandschaft" zu bewältigen. Herkömmliche PAM-Lösungen seien diesen Anforderungen nicht gewachsen, weil sie nicht für hybride Umgebungen ausgelegt und zu komplex seien.

"Wir bei Delinea glauben, dass das Gegenteil von komplex nicht einfach ist - es ist nahtlos. Unsere Mission ist es, Sicherheit zu bieten, die für den Benutzer unsichtbar ist, und gleichzeitig IT- und Sicherheitsteams die Kontrolle zu geben, die sie benötigen", sagt Art Gilliland, CEO von Delinea. Gilliland, früher EVP der Enterprise Business Unit bei Symantec und nach deren Verauf an Broadcom dort noch elf Monate für die Symantec Enterprise Division zuständig, war seit März der vom Investor TPG installierte CEO bei Centrify.

Delinea-CEO mit langjähriger Symantec-Historie

"Mit Delinea können die Grenzen des Zugriffs einfach definiert werden, um Kunden dabei zu helfen, Risiken zu reduzieren, Compliance zu gewährleisten und die Sicherheit zu optimieren. Wir bieten einen privilegierten Zugang, der sich auf das Wesentliche fokussiert", verspricht der Manager, der auch auf Erfahrungenin der Security-Sparte von HPE, bei dem von Cisco übernommenen Skyport Systems und davor weitere sechseinhalb Jahre bei Symantec zurückblicken kann.

Um Gilliands Versprechen einzulösen, bietet Delinea ein zentrales Dashboard. Darüber erhalten Benutzer bedarfsgerechten Zugriff. Konzeptionell ähnelt das Angebot damit durchaus dem, das Microsoft mit Azure Active Directory und seinem Zero-Trust-Modell bereithält.

Delinea wird ich also immer mit dem Software-Giganten messen müssen. Wie man an den ehemalige Antivirus- und Desktop-Security-Anbietern sieht, ist es aber durchaus möglich, auch unter diesen Bedingungen ein langfristig profitables Geschäft aufzubauen. Dass Delinea dabei zumindest in Deutschland intensiv auf den Channel setzt und diese Strategie auch mit den erforderlichen personellen Ressourcen untermauert hat, erhöht die Erfolgsaussichten erheblich.

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