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Der CP-Wahnsinn der Woche - große Ohren, dicke Fische, neue Innovationen & Co.



Dr. Thomas Hafen ist freier Journalist in München. Er verfügt über langjährige Erfahrung als Redakteur in verschiedenen IT-Fachmedien, darunter NetworkWorld Germany und ChannelPartner. Seine fachlichen Schwerpunkte liegen in den Bereichen Data Center, Telekommunikation und Cloud Computing.

Manifest des Missbrauchs

Kaum etwas wird so sehr missbraucht, wie das Wort "Innovation" - von Kindern in katholischen Internaten einmal abgesehen. Den "Innovationsmissbrauch der Woche" hat die Unternehmensberatung Arthur D. Little begangen. Das Unternehmen belästigt uns mit einem "Innovationsmanifest". Dort erklären uns die Consultants "fünf zentrale Innovationskonzepte, auf die sich Unternehmen konzentrieren sollen". Diese wären:

  • die kundenorientierte Innovation

  • die proaktive Innovation

  • die frugale Innovation

  • die Innovation mit hoher Geschwindigkeit und geringem Risiko und

  • die integrierte Innovation

Fehlen eigentlich nur noch die "innovative Innovation", die "neue Innovation", "die echt krass endgeile Innovation", und die "Innovation-Innovation".

"Unternehmen, Organisationen und Regierungen sehen sich derzeit mit bisher unbekannten Herausforderungen konfrontiert. Sie müssen bei den Innovationen neue Wege gehen, um zu überleben. Die Sieger werden im 21. Jahrhundert diejenigen sein, deren Innovationen die ihrer Wettbewerber übertreffen", klärt uns Rick Eagar, Leiter des Beratungsbereichs Technologie und Innovationsmanagement von Arthur D. Little in Großbritannien, auf.

Wie man mit derartig innovativen Allgemeinplätzen und Gehirnschwurbeleien siebenstellige Gehälter im Jahr verdienen kann, entzieht sich unserer Vorstellungskraft. Erst recht nicht vorstellen wollen wir uns, was uns Volker Kirchgeorg, Global Practice Leader des Bereichs Technologie und Innovationsmanagement von Arthur D. Little androht:

"Wir haben uns in den vergangenen 125 Jahren für Innovationen eingesetzt, und wir freuen uns auf die Chancen der nächsten 125 Jahre. Jetzt ist für Großunternehmen und Regierungsbehörden der richtige Zeitpunkt gekommen, in den Führungsriegen nach Entscheidungsträgern zu suchen, die für Innovationen verantwortlich sind und neue Impulse für den Wandel liefern."

Dann doch lieber Accenture. Die können zwar Milliarden nicht von Billionen unterscheiden, sind aber wenigstens nicht innovativ.

Apropos Vorstellungskraft: Auch Manfrotto hat uns ein Manifest zukommen lassen - hatte Karl Marx diese Woche Geburtstag, oder was ist da los? Immerhin hat das manfrottische "Manifest der Vorstellungskraft" etwas, was Arthur D. Little Brain vermissen lässt: Inhalt und Innovation. Zugegeben, manche der Tweets könnten auch von den Herren Eagar oder Kirchgeorg stammen, die Siegerfotos sind aber auf jeden Fall sehenswert.

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