Media-Saturn-CEO Horst Norberg

"Der stationäre Handel ist noch lange nicht erledigt"

01.05.2014
Von Christian Töpfer
Im Streit zwischen den Media-Saturn-Gesellschaftern sind zuletzt wieder neue Giftpfeile geflogen. In einem Interview mit dem Online-Portal "Die Welt" nimmt MSH-CEO Horst Norberg dazu und zu anderen Problemen von Media Markt und Saturn Stellung.
"Viele denken mit Wehmut an die Zeiten zurück, als wir jedes Jahr zweistellige Zuwachsraten hatten, aber wir müssen nach vorn schauen." Horst Norberg wird noch bis zum 31.12.2015 CEO von Media-Saturn sein.
"Viele denken mit Wehmut an die Zeiten zurück, als wir jedes Jahr zweistellige Zuwachsraten hatten, aber wir müssen nach vorn schauen." Horst Norberg wird noch bis zum 31.12.2015 CEO von Media-Saturn sein.
Foto: Media-Saturn

Nachdem von dem seit Jahren andauernden Streit zwischen den Gesellschaftern von Media-Saturn in den vergangenen Monaten nichts nach außen gedrungen war, sind vor ein paar Tagen wieder mal Giftpfeile geflogen. Ausgangspunkt war ein Stellengesuch von Media-Markt-Gründer und Minderheitsaktionär Erich Kellerhals (22 Prozent) für einen neuen Media-Saturn-CEO auf seiner eigenen Homepage, das mit dem Mehrheitseigner Metro (78 Prozent) offensichtlich nicht abgesprochen war.

Kellerhals legte dann auch in der Lebensmittelzeitung nach: "Ich bin in tiefer Sorge darüber, wie Media-Saturn derzeit von der Metro verwaltet wird", sagte er. Außerdem prangerte er die Fokussierung auf Kennzahlen und die Vernachlässigung des operativen Geschäfts an: "Zahlen sind wichtig, aber Kunden und Mitarbeiter sind wichtiger für den langfristigen Erfolg." (--> wir berichteten)

In einem kurz danach veröffentlichten Interview auf "Die Welt" nimmt Media-Saturn-Chef Horst Norberg zu diesem Streit und zu anderen Entwicklungen bei Media-Saturn Stellung. Wir bringen hier die wichtigsten Auszüge:

Norberg zum Streit der MSH-Eigentümer:
"Ob und wie sich die Gesellschafter einigen, kann ich nicht voraussehen. Unser Tagesgeschäft wird von der Auseinandersetzung kaum berührt. Widerstände im laufenden Geschäft kommen eher von anderer Seite, etwa von Marktgeschäftsführern, die mitunter lieber an der Vergangenheit festhalten würden."

Norberg zum Wandel im Einkaufsverhalten und dem negativen Ergebnis im Geschäftsjahr 2012:
"Die Kosten für ein Handelsunternehmen für den Aufbruch in die Online-Welt sind erheblich. Ich bin sehr froh, dass unsere Gesellschafter den Wandel mittragen. Viele denken mit Wehmut an die Zeiten zurück, als wir jedes Jahr zweistellige Zuwachsraten hatten, aber wir müssen nach vorn schauen."

Norberg zu den Auswirkungen des Schwenks zum Multichannel:
"Wir werden nicht alle Arbeitsplätze erhalten können. Wir sprechen von einer Reduzierung um rund 200 Stellen in Verwaltungsbereichen. Gemessen an den 65.000 Arbeitsplätzen im Unternehmen ist das nicht viel. Aber es schmerzt natürlich trotzdem."

Norberg über die Veränderungen bei MSH:
"Im Unterschied zu reinen Online-Playern entwickeln wir ein echtes Multichannel-Geschäft. Die Kunden können über alle Kanäle Ware einkaufen oder auch zurückgeben – online oder in den Märkten. Deshalb bündeln wir jetzt alle diese Aktivitäten in unserer Tochter Media-Saturn E-Business, einer Dienstleistungsgesellschaft."

Norberg über die Flächenmärkte:
"Der stationäre Handel wird sich weiter entwickeln und ist noch lange nicht erledigt. Wir werden Ende 2014 oder Anfang kommenden Jahres die Zahl von 1.000 Standorten überspringen. Wir uns immer die Frage stellen, ob unsere bisherigen Flächenkonzepte zukunftsfähig sind. Mancherorts werden wir bestehende Standorte verkleinern, parallel dazu eröffnen wir aber auch neue Märkte."

Norberg über Pilotprojekte:
"Im Mai starten wir mit dem Same-Day-Delivery-Anbieter Tiramizoo bei den Saturn-Märkten in München und Berlin ein Pilotprojekt, bei dem Online-Bestellungen gegen eine Gebühr noch am selben Tag geliefert werden. Innerhalb von 30 Minuten bis zu drei Stunden oder zum Wunschtermin."

Das komplette Interview auf "Die Welt" können Sie hier lesen.

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