In Projektteams arbeiten in der Regel Mitarbeiter verschiedener Abteilungen eines Unternehmens zusammen, etwa aus den Bereichen Einkauf, Produktion, Marketing, EDV und Rechnungswesen. Das gilt sowohl für "offiziell" ernannte Projektteams als auch für die Zusammenarbeit unterschiedlicher Fachleute im Rahmen inoffizieller Projekte.
Diese Besonderheit prägt auch die Arbeit eines Projektmanagers oder Projektleiters: Er ist für das Ergebnis verantwortlich, sieht sich aber der Schwierigkeit ausgesetzt, ein Team führen zu müssen, ohne der fachliche Vorgesetzte der Teammitglieder zu sein – er führt ohne Weisungsbefugnis. In der Praxis funktioniert Führen ohne Weisungsbefugnis gut, wenn Sie als Projektmanager oder Projektleiter folgende fünf Regeln beachten:
Regel 1: Begeistern Sie Ihr Team für das Projekt.
Geben Sie den Teammitgliedern eine Vision, ziehen Sie sie mit. Zeigen Sie ihnen, welche Vorteile die Teamarbeit für das Unternehmen, aber auch für jeden Einzelnen persönlich hat. Bauen Sie Vertrauen auf, indem Sie aufzeigen, dass das Projektziel realistisch ist. Geben Sie jedem Teammitglied, unabhängig von seiner Funktion, das Gefühl, wichtig zu sein.
Dies gelingt, indem Sie ihm seinen persönlichen Beitrag zum Teamerfolg deutlich machen. Betonen Sie immer wieder aufs Neue die Gemeinsamkeit der Arbeit: die gemeinsame Anstrengung, das gemeinsame Ziel, die gemeinsame Verantwortung. Jeder muss wissen, dass nur das Team als Ganzes gewinnen kann, nicht der Einzelne, und sei er fachlich auch noch so gut. Das Ganze funktioniert aber nur dann, wenn Sie selber voll und ganz hinter Ihrem Projekt stehen und von seinem Erfolg überzeugt sind.
Regel 2: Sorgen Sie für eine gute Arbeitsatmosphäre.
Ein gutes Arbeitsklima lässt sich nur herstellen, wenn die Zusammenarbeit offen und ehrlich ist. Alle – wirklich alle – Probleme müssen auf den Tisch, alle Meinungsverschiedenheiten müssen offen ausgetragen werden. Das heißt nicht, dass Sie versuchen sollten, unterschiedliche Meinungen zu unterdrücken – dies würde Ihnen ohnehin nicht gelingen, denn es ist normal und unvermeidlich, dass es verschiedene Ansichten zu einem Thema gibt.
Ausschlaggebend ist, wie man mit ihnen umgeht. Jeder unterschwellige Konflikt verschlechtert das Klima und demotiviert die Beteiligten sowie das Team als Ganzes. Deshalb dürfen Sie nicht zulassen, dass Probleme "abtauchen".
Regel 3: Delegieren Sie Aufgaben.
Machen Sie deutlich, dass die Teammitglieder nicht nur für die Ausführung ihrer Arbeitspakete, sondern bereits viel früher Zuständigkeit und Verantwortung übernehmen. Binden Sie die Einzelnen bereits in die Planung mit ein, das motiviert stark. Denn die Teammitglieder sind die Fachleute, nicht Sie. Als Projektleiter sind Sie nicht der fachliche Problemlöser, sondern der Koordinator der Experten. Mit anderen Worten: Die Teammitglieder sind für das "Was" verantwortlich, der Projektleiter für das "Wie".
Lassen Sie Ihren Leuten bei der Planung und Durchführung ihrer Fachaufgaben freie Hand. Machen Sie nicht den Fehler, sich einzumischen, etwa weil Sie selber ein Fachmann auf dem betreffenden Gebiet sind. Widerstehen Sie dieser Versuchung und lernen Sie auch dort zu delegieren. Denn Einmischung demotiviert.
Regel 4: Betreiben Sie aktive Kommunikation.
Basis jeder erfolgreichen Teamarbeit ist, dass jeder immer gut über alles informiert ist. Berufen Sie regelmäßige Meetings ein, bei denen die Arbeitsfortschritte und besprochen werden und Anregungen auf den Tisch kommen. Information bedeutet darüber hinaus Motivation: Wer umfassend über alles informiert wird, was für das Projekt insgesamt relevant ist – auch wenn er vielleicht nicht jede dieser Informationen für sein Arbeitspaket bräuchte –, fühlt sich ernst genommen und aufgewertet.
Regel 5: Geben Sie Anerkennung.
Ein besonderer Motivationsfaktor ist Lob. Loben Sie deshalb so oft wie möglich – nicht nur das Arbeitsergebnis, sondern auch den Arbeitseinsatz: Auch wenn das Arbeitsergebnis vielleicht nicht so gut war, ist zumindest der Einsatz des Mitglieds anerkennenswert. Sprechen Sie Anerkennung immer ohne Zeitverzögerung aus, ein "Global-Lob" am Projektende genügt nicht. Ein kleines Dankeschön zwischendurch macht Freude und erhöht dadurch die Motivation.
Richten Sie Ihr Lob immer an die Person und nicht an die Handlung. Sagen Sie zum Beispiel nicht: "Der Computer von Herrn X ist gut instandgesetzt worden", sondern: "Herr Müller, das haben Sie gut gemacht". Zeigen Sie dabei auch Ihre eigenen Gefühle, indem Sie zum Beispiel sagen: "Ich weiß, dass ich mich auf Sie verlassen kann". Jemand anderem Einblick in die eigenen Emotionen zu geben ist der beste Weg, Anerkennung auszusprechen.
- Fehler und Konsequenzen
Fehler beim Projektmanagement können fatal sein. Das Vorhaben verzögert sich oder kostet deutlich mehr. Im schlimmsten Fall scheitert es ganz. Alexander Galdy hat die 14 häufigsten Fehler aufgelistet und schlägt Lösungen vor - 1. Das falsche Personal
<b>Der Fehler:</b> Nicht die richtigen Leute für ein Projekt zu haben, kann das ganze Vorhaben sterben lassen. Alle Planungen sind nichts wert, wenn die Talente fehlen.<br> <b>Die Lösung:</b> IT- und Projektmanagement müssen einen kompletten Überblick über die Fähigkeiten und Belastungsgrenzen des Personals haben. - 2. Keine erfahrenen Projektmanager
<b>Der Fehler:</b> Projekte können außer Kontrolle geraten, wenn ein erfahrener Projektmanager am Steuer fehlt.<br> <b>Die Lösung:</b> Es muss ein Projektmanager her, der über die richtigen Zertifizierungen und die Finesse verfügt, die Akteure zu steuern. Gute Projektmanager verstehen es, Meetings in die gewünschte Richtung zu lenken. - 3. Keine Methode
<b>Der Fehler: </b>Keine Methode mit Standards zu haben erhöht das Risiko, dass das Projekt durch das Raster fällt. Dann kann es komplett überarbeitet werden müssen. <br> <b>Die Lösung: </b>Eine Methodik hilft, Projekte effizienter zu gestalten und informiert über alle Aktivitäten, die bei der Ausführung dazu gehören. - 4. Zu viele Prozesse
<b>Der Fehler: </b>Zu viele Prozesse auf einmal machen das Projektteam unflexibel. Was dabei herauskommt ist Frust bei den Beteiligten.<br> <b>Die Lösung: </b>Flexibel sein und mit Auftraggebern und Projektbeteiligten kommunizieren. - 5. Umfangsänderungen werden nicht berücksichtigt
<b>Der Fehler: </b>Das Budget für das Projekt explodiert. Zeitpläne sind nur Makulatur.<br> <b>Die Lösung: </b>Ein Dokument sollte die spezifischen Änderungen auflisten. Der Projektleiter muss dann ermitteln, wie sie sich auf das Budget und den Zeitplan auswirken. Zuletzt unterschreibt der Auftraggeber den Änderungsantrag. - 6. Keine Ahnung über den Status quo
<b>Der Fehler: </b>Bei vielen IT-Projekten fehlen aktuelle Daten über den momentanen Status. Vor allem ist es schier unmöglich, Ressourcen zu koordinieren oder auf Veränderungen zu reagieren.<br> <b>Die Lösung: </b>Software einsetzen und sich stets über den aktuellen Stand der Dinge informieren. - 7. Probleme ignorieren
<b>Der Fehler: </b>Probleme lösen sich leider nicht von selbst. Sie nehmen immer mehr zu, je länger man wartet. Die Folge sind steigende Kosten.<br> <b>Die Lösung: </b>Wenn mal etwas schief läuft, kommt es anschließend darauf an, wie schnell man es wieder in Ordnung bringt. Also nicht jammern, sondern handeln. - 8. Umfang nicht klar definieren
<b>Der Fehler: </b>Wenn der Umfang eines Projekts nicht klar umrissen ist, kann es so aufgeblasen enden wie Elvis in seinen letzten Jahren.<br> <b>Die Lösung: </b>IT und Business sollten sich zunächst einmal Zeit nehmen und die Grenzen des Projekt strikt feststecken. - 9. Zusammenhänge zwischen Projekt nicht sehen
<b>Der Fehler: </b>Projekte laufen niemals isoliert für sich allein. Sie hängen oft mit anderen zusammen. Die Folge: Auch andere Projekt können den Bach runtergehen.<br> <b>Die Lösung: </b>Zusammenhänge zwischen einzelnen Projekten sollten schon bei der Planung berücksichtigt werden. Dabei hilft es, sich mit allen zu besprechen. - 10. Murphy's Law vergessen
<b>Der Fehler: </b>Probleme kann es immer geben. Dann folgt meist eine Zwangspause, während versucht wird, den Laden wieder auf Vordermann zu bringen.<br> <b>Die Lösung: </b>Zu einer guten Projektplanung gehört ein Risiko-Assessment. Dafür muss das ganze Team überlegen, was passieren könnte. - 11. Kein Change Management
<b>Der Fehler: </b>All die Zeit, Geld und harte Arbeit, die man in neue Technologien steckt, bringen nichts, wenn die Anwender diese nicht annehmen.<br> <b>Die Lösung: </b>Bevor zum Beispiel neue Applikationen implementiert werden, sollte geschaut werden, wo es im Unternehmen Widerstand gibt, um die Leute anzusprechen. - 12. Unvollständige Ablaufpläne
<b>Der Fehler: </b>Die Beteiligten wissen oft nicht, was wann zu erledigen ist.<br> <b>Die Lösung: </b>Zunächst sollten alle Schritte festgelegt werden, die für das Projekt notwendig sind. Als zweiter Schritt muss jedem Punkt eine Deadline gesetzt werden. Hilfreich dabei ist eine entsprechende Software. - 13. Unrealistische Deadlines
<b>Der Fehler: </b>Die IT weist zu selten nicht einhaltbare Deadlines zurück, die vorgegeben werden. Dass das Projekt dann nicht just in time läuft, ist kein Wunder.<br> <b>Die Lösung: </b>Die IT muss erklären, was es kostet, bestimmte Termine einzuhalten. Dann gibt es die Wahl zwischen mehr Kosten oder mehr Zeit. - 14. Fachchinesisch
<b>Der Fehler: </b>Die IT kommuniziert oft mit den Auftraggebern und anderen Beteiligten in einer Weise, die keiner außer ihr selbst versteht.<br> <b>Die Lösung: </b>Von Vorteil ist es, wenn man sich auf die Gegenseite einstellt. Niemand hat Lust, seitenweise Technikbegriffe lesen zu müssen.