Patentstreit

Facebook schlägt gegen Yahoo zurück

04.04.2012

Gegenklage trotz kleinem Patent-Protfolio

Facebook kann als relativ junges Unternehmen erst auf ein relativ kleines Patent-Portfolio zurückgreifen. Nach bisherigen Informationen hatte das Online-Netzwerk 56 Patente und gut 500 gestellte Anträge. Allerdings reichte das Arsenal allemal für die Gegenklage mit eigenen und zugekauften Patenten.

Yahoo sprach in einer ersten Reaktion von einem "zynischen Versuch" Facebooks, von der ersten Klage abzulenken. "Andere führende Unternehmen haben Lizenzen für diese Technologien erworben und Facebook muss dies auch tun oder seine Arbeitsweise verändern", hieß es in einer Yahoo-Erklärung im US-Blog "All Things Digital".

Facebook ist in den vergangenen Jahren rasant gewachsen und hatte zuletzt 845 Millionen Nutzer. Der einstige Internet-Vorreiter Yahoo schwächelt hingegen. Zuletzt gab es zwar immer noch 700 Millionen Nutzer - doch die Einnahmen gehen zurück. Angeblich will der neue Yahoo-Chef Scott Thompson alle Möglichkeiten ausschöpfen, um Yahoo mehr Geld zu verschaffen - eben auch Patentklagen. Nach Informationen von "All Things Digital" will Yahoo am Mittwoch den Abbau von bis zu 2000 der zuletzt gut 14 000 Arbeitsplätze ankündigen. Das Unternehmen hat schon mehrere Kürzungsrunden hinter sich.

Yahoo holte schon gegen Google die Keule raus

Pikant macht das aktuelle Vorgehen von Yahoo, dass der Konzern auch schon kurz vor dem Google-Börsengang 2004 die Patentkeule herausgeholt hatte. Damals bekam Yahoo bei der Einigung 2,7 Millionen Google-Aktien, die wenig später mehrere hundert Millionen Dollar wert waren. Jetzt nahm Facebook die Herausforderung trotz der für Mai erwarteten Aktienplatzierung an.

Der deutsche Patentexperte Florian Müller, der die Konflikte in der Technologiebranche beobachtet, betonte, Facebook zeige mit seiner Auswahl der Patente, dass es sowohl seit einigen Jahren eigene Anmeldungen vorantreibe als auch seine Finanzkraft für gezielte Akquisitionen einsetze. "Yahoo hat sich geschnitten, wenn es geglaubt haben sollte, Facebook würde Zurückhaltung üben, um Unruhe während des Börsengangs zu vermeiden."

Die Yahoo-Klage ist nicht das einzige Patent-Problem von Facebook: Wenige Tage später legte auch die kanadische Firma Mitel mit einer Klage wegen zwei ihrer Patente nach. (dpa/kv)

Zur Startseite