E-Commerce

Forscher fordern eine Retour-Gebühr bei Online-Käufen

Halyna Kubiv ist Content Managerin bei der Macwelt.
Peter Müller ist der Ansicht, dass ein Apple täglich den Arzt erspart. Sei es iMac, Macbook, iPhone oder iPad, was anderes kommt nicht auf den Tisch oder in die Tasche. Seit 1998 beobachtet er die Szene rund um den Hersteller von hochwertigen IT-Produkten in Cupertino genau. Weil er schon so lange dabei ist, kennt er die Apple-Geschichte genau genug, um auch die Gegenwart des Mac-Herstellers kritisch und fair einordnen zu können. Ausgeschlafene Zeitgenossen kennen und schätzen seine Beiträge im Macwelt-Morgenmagazin, die die Leser werktags pünktlich um acht Uhr morgens in den nächsten Tag mit Apfel und ohne Doktor begleiten. Privat schlägt sein Herz für die Familie, den FC Bayern, sechs Saiten, Blues-Skalen und Triolen im Shuffle-Rhythmus.
Beim Kauf im Netz haben die Kunden Recht, innerhalb von 14 Tagen die Ware ohne Angabe von Gründen zurückzugeben.

Forscher der Universität Bamberg erklären in einer Studie, dass Retouren-Gebühren, die Versandhändler erheben sollten, Müllberge und unnötigen Verkehr reduzieren würden. Derzeit werde ein jedes sechste Paket wieder zurückgeschickt. Wer keine Sendungen zurückgehen lasse, könne von den Retouren-Gebühren profitieren, denn Rücksendungen sind im Preis einkalkuliert und keineswegs kostenlos, Preise würden so sinken. Eine Gebühr von drei Euro hätte bereits eine Reduzierung der Retouren um 16 Prozent zur Folge, heißt es in der Studie. Im letzten Jahr wurde 490 Millionen Rücksendungen in Deutschland gezählt. Das waren rund 280 Mio. Pakete, die hin und her durchs Deutschland gefahren wurden. Mit einer Retour-Gebühr wären dies rund 80 Mio. Pakete weniger.

Vor allem in der Mode-Branche ist wohl die Retour-Quote sehr hoch. In ihrer Studie zeigen die Forscher noch andere Schritte auf, die diese Quote senken würden: Eine zuverlässige Online-Beratung zu der Körper- oder Schuh-Größe. Hier kommt einem sofort Apples ARKit in den Sinn, ist die Technologie beispielsweise bei Ikea im Einsatz: Der Online-Händler lässt seine Kunden ein virtuelles Möbelstück direkt in der eigenen Wohnung virtuell ausprobieren, warum nicht das Gleiche mit Kleidern bzw. Schuhen entwickeln? Mehrere Online-Händler aus der Mode-Branche verlangen dazu eine einheitliche und verbindliche Größenangabe. Diese Angaben werden von Herstellern gemacht und sind in der Praxis weniger aussagekräftig. Diese beiden Maßnahmen würden laut Forschern zu 25 Prozent weniger Retouren führen, dies entspricht in etwa 120 Mio. zurückgegebenen Artikeln.

Bei den befragten Online-Händlern erheben rund 15 Prozent der Online-Shops eine Gebühr bei der Rücksendung. Dies sind allerdings meist kleine Anbieter, die vorwiegend in Nischen agieren. Bei der Einführung einer solchen Gebühr haben die Befragten keine negativen Folgen gespürt, diese verzeichneten einen minimalen Umsatzrückgang (-1,4%), das Gesamtergebnis hat sich jedoch nicht verschlechtert oder ist sogar besser ausgefallen. Dem gegenüber stehen mittelständische und besonders große Online-Händler gegenüber. Eine kostenlose Rücksendung verschafft diesen einen Vorteil auf dem Markt, dazu sind diese Kosten bereits im Anfangspreis einkalkuliert, die Retouren tragen also alle Kunden, selbst diejenigen, die nichts oder wenig zurücksenden.

Im Allgemeinen plädieren die Forscher für eine wie auch immer gestaltete verpflichtende Gebühr bei den Rücksendungen, die Kosten sind auch schon jetzt für diese Art der logistischen Dienstleistungen einkalkuliert, diese werden nur anders umverteilt. Dies würde nicht nur zum weniger Verkehr führen, sondern auch Ressourcen schonen, denn sehr oft werden die zurückgesandten Waren entsorgt und nicht weiter verkauft.

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